Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
Bisher fehlte uns allerdings immer die Gelegenheit, sie einmal in die Tat umzusetzen.«
»Du willst damit sagen, dass du nicht einmal weißt, ob der Zauber wirken wird?«, fragte Felagarin vorsichtig.
»Wir haben ihn heute Mittag einmal erprobt, brachen aber sofort wieder ab, als wir bemerkten, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Magie wie jene, die wir zu weben vorhaben, ist keine Kleinigkeit, und sollte nur in höchster Not angewendet werden.«
Wortlos starrten Alcarasáns Kameraden ihn an.
»Es gibt keine letztendliche Sicherheit. Aber es ist besser, es zu versuchen als gar nichts zu tun und sich in sein Schicksal zu ergeben. In diesem Punkt hat dein Bruder recht.«
»Um was für einen Zauber handelt es sich?«, wollte Vendaras wissen.
»Wir ...«, setzte Alcarasán an und stockte kurz, bevor er weitersprach, als müsse er allen Mut zusammennehmen, um das Ungeheuerliche auszusprechen. »Wir werden ein Loch in die Welt der Schöpfung reißen und die Maugrim hindurchstoßen. Wir werden zwar nicht die Kraft haben, sie in die Äußere Leere zwischen den Welten zu verbannen ...«
»Wenn wir diese Macht besäßen«, unterbrach ihn Mincanial, »hätten wir die Herren des Chaos längst hierher zurückgeholt.«
»Aber wir können inzwischen etwas anderes«, fuhr Alcarasán unbeirrt fort, als wäre ihm der Serephinkrieger nie ins Wort gefallen. »Wir sind in der Lage, den Riss, den wir erzeugen werden, mit einer Art Blase zu füllen – wer sich darin aufhält, dem wird sie wie eine Welt im Kleinen vorkommen. Die Maugrim werden in dieser Blase gefangen sein, ohne eine Möglichkeit, ihr jemals zu entkommen.«
»Solch eine mächtige Magie könnt ihr unmöglich für lange aufrecht erhalten«, sagte Onduria. »Wie wollt ihr dafür sorgen, dass die Maugrim dieser Blase tatsächlich nicht entfliehen können?«
Alcarasán hörte sein jüngeres Ich ein kurzes, hartes Lachen ausstoßen. »Weil die Zeit für uns arbeiten wird. Wenn wir unserer Falle keine Kraft mehr zukommen lassen, dann wird sie allmählich kleiner und kleiner werden und schließlich völlig in sich zusammenstürzen. Jedes Wesen, das sich innerhalb dieser Blase aufhält, wird zermalmt werden.«
»Ihr seid euch wirklich sicher«, fragte Onduria, »dass ihr diese Magie wirken und solange aufrechterhalten könnt, bis alle Maugrim in die Falle hineingezogen worden sind?«
»Wie ich schon sagte«, entgegnete Alcarasán, »wir haben bereits einen Riss entstehen lassen, um diese Magie zu erproben. Aber bisher haben wir den Zauber noch nie in seiner Gänze gewirkt. Nichtsdestotrotz es ist die einzige Hoffnung auf Rettung, die wir noch besitzen. Die Brüder und Schwestern aus Olárans Haus, mit denen ich diesen Plan ersonnen habe, arbeiteten zuletzt Tag und Nacht daran. Ich denke, wir können es schaffen, diese Falle zu errichten und zuschnappen zu lassen.«
»Dann bleibt nur noch eine Frage offen«, sagte Vendaras düster. »Wie sorgen wir dafür, dass die Speerspitze des Maugrimheers zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist?«
Die Spannung im Raum war beinahe so deutlich spürbar wie die Luft vor einem Gewitter. Niemand sprach ein Wort. In seinem Versteck hielt Alcarasán den Atem an.
»Eine Abteilung unserer Krieger wird der Köder sein«, antwortete sein jüngeres Ich schließlich. »Wenn das Heer der Maugrim morgen die Stadttore erreicht, dann werden sie einen Ausfall vortäuschen. Für die Maugrim wird es aussehen wie eine spontane Verzweiflungstat. Ihre vorderste Front wird sich auf unsere Krieger stürzen, und sobald sich so viele Maugrim wie möglich am richtigen Ort befinden, lassen wir die Falle zuschnappen.«
»Das heißt, jeder Serephin, der den Köder mit ausgelegt hat, wird in diesen Riss hineingezogen.« Vendaras klang gefasst, aber die Anspannung in seiner Stimme war dennoch unüberhörbar.
»Bei der Träumenden!«, entfuhr es Onduria. »Das ist nicht dein Ernst!«
»Und ob! Er meint genau, was er sagt!«, ertönte Vendaras’ trockene Stimme. Alcarasán erinnerte sich daran, dass er den Serephin aus dem Haus des Lukianis schon vor einiger Zeit ins Vertrauen gezogen hatte. Er wusste, in welche Richtung der Anführer der Bewahrer geforscht hatte. »Einige von uns müssen sich opfern.«
»Ohne Umschweife: Wer soll den Köder spielen?«, fragte Felagarin ruhig.
Alcarasán holte tief Luft. »Du«, sage er schließlich. »Und Onduria wird dich begleiten. Ihr beide werdet den Stoßtrupp, aus dem der Köder besteht, befehlen. Vendaras,
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