Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
von frischen Maugrim!«, polterte Onduria. »Wie konnte das passieren? Ich dachte, die Reshari hätten dir versichert, sie würden nicht zulassen, dass die Maugrim Verstärkung nach Galamar brächten!«
»Es ist nicht ihre Schuld«, hörte Alcarasán sein jüngeres Selbst sagen. »Sie haben große Verluste in ihren eigenen Reihen hingenommen, obwohl dies nicht ihr Kampf ist.«
»Und ob er das ist«, widersprach Onduria trotzig. »Die sollen sich nur nicht selbst belügen. Wenn es den Maugrim gelingt, uns zu besiegen und unsere eigene Schöpfung zu töten, werden sie an diesem Punkt nicht Halt machen. Krieg gehört zum Leben der Maugrim.«
»Sag uns noch einmal, was genau er erzählt hat, bevor er starb«, forderte Alcarasán Vendaras auf. Der Serephin seufzte, als widerstrebe es ihm, eine schlechte Nachricht zu wiederholen.
»Er sagte nicht viel. Seine Verletzungen und der lange Flug hatten ihn so geschwächt, dass er uns beinahe sofort unter den Händen wegstarb. Aber die Bilder, die wir sahen, als wir das Sellarat mit ihm eingingen, waren eindeutig. Bisher hatten wir ja gehofft, dass ihnen irgendwann die Geduld ausgehen würde, wenn wir die Belagerung nur lange genug durchhielten. Ein Heer kann eine Stadt schließlich nur dann erfolgreich einkesseln, wenn es ständig Nachschub für seine Truppen erhält. Aber jetzt ist es den Maugrim gelungen, auf ihrem eroberten Gebiet im Osten ein Portal zu ihrer Heimatwelt zu errichten. Damit umgehen sie die Blockade von Galamar durch unsere Reshari-Verbündeten.«
»Wie viele frische Truppen haben die Maugrim durch das Portal gebracht?«, fragte Alcarasán. Sein älteres Ich hinter dem Vorhang vernahm die nur schwach unterdrückte Verzweiflung in dessen Stimme.
»Etwa zehntausend. Sie sind bereits auf dem Weg hierher. Die Mehrheit besteht aus Bodentruppen, aber es befinden sich auch fliegende Einheiten darunter.«
»Clar’catt!«, spie eine weitere Stimme jenseits des Vorhangs aus. Alcarasáns Herz schien auszusetzen und in eine bodenlose Tiefe zu sacken, bevor es wilder als zuvor schlug. Felagarin! Gleich würde sein jüngerer Bruder Mincanial zu sprechen beginnen.
»Sollen sie doch kommen! Wir werden ihnen zeigen, wie die Serephin kämpfen.«
Ja, das war Mincanial, hitzköpfig und erregt, eifrig darauf bedacht, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. In seinem Versteck ballte Alcarasán die Fäuste.
Offenbar gab es keinen Ausweg aus diesem Alptraum. Jene entsetzlichen Momente warteten noch einmal auf ihn. Hoffentlich würde er genügend Kraft aufbringen, das auszuhalten, was vor ihm lag!
Er hörte Onduria verächtlich schnauben. »Sicher, wir werden ihnen zeigen, wie wir kämpfen. Und wir werden alle einen ehrenvollen Tod sterben. Beim Drachen der Erde, wenn ich etwas noch mehr hasse als dieses heldenhafte Gefasel, dann ist es die Sinnlosigkeit unserer Bemühungen!«
»Heldenhaftes Gefasel?«, fuhr Mincanial auf. »Weil ich mich nicht jammernd und klagend in mein Schicksal fügen will?« In seinem Versteck ahnte Alcarasán, wie sich der junge Hitzkopf erwartungsvoll auf der Suche nach Zustimmung umsah. Doch niemand erwiderte etwas. Stille hing drückend im Raum.
»Verdammt, Felagarin! Sag du wenigstens etwas!«
»Sei still«, stieß sein Bruder hervor. Mincanial holte Luft, als wolle er ihm antworten, schwieg aber.
»Mehanúr wird nicht fallen«, sagte Alcarasán schließlich in die Stille hinein. »Nicht jeder von uns wird den nächsten Sonnenuntergang sehen, aber die Weiße Stadt wird standhalten. Und kein Temari innerhalb ihrer Mauern wird den Maugrim zum Opfer fallen.«
»Das ist ein schönes Ziel«, erwiderte Vendaras langsam. Und wie sollen wir es erreichen?«
»Indem wir den Maugrim eine Falle stellen«, erklärte Alcarasán. »Ich gebe zu, was ich vorhabe, ist eine Verzweiflungstat. Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, es zu versuchen. Nicht, solange wir noch die schwache Hoffnung hatten, die Maugrim könnten der Belagerung irgendwann überdrüssig werden.«
»Was hast du vor?«, fragte Onduria drängend. »Nun sag schon!«
»Wenn das Heer der Maugrim morgen hier ankommt und zum Sturm auf die Stadt ansetzt, werden wir ihre Angriffsspitze an einem bestimmten Ort zusammenziehen. Dieser wird mit einem Zauber vorbereitet sein. Einem sehr mächtigen Zauber, wie ihn bisher noch keiner unserer Brüder und Schwestern versucht hat. Ich habe schon seit geraumer Zeit zusammen mit einigen Ordensleuten aus Olárans Haus an dieser Magie gearbeitet.
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