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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Aufstehen.«
    »Aber Ihr seid doch viel zu schwach!«
    »Wenn du mich festhältst, falle ich nicht um. Ich bin ein Endar. Ich will nicht in einem Bett sterben, so bequem ihr es mir auch gemacht habt, sondern unter freiem Himmel.«
    Gemeinsam hoben sie den kleinen Elfen aus der Koje. Arcad legte einen Arm auf Enris‘ Schulter und den anderen um Suvare. Dennoch fiel es ihm sichtlich schwer, auf eigenen Beinen zu stehen. Neria sah sich im Raum um und ergriff schließlich einen Stuhl, bevor sie den dreien aus der Khorskajüte hinterher ging.
    Die Sonne war im Begriff zu sinken. Ihr warmer Schein warf lange Schatten über die Planken. Bis auf Daniro waren alle von Suvares Mannschaft und die Flüchtlinge aus Andostaan an Deck. Niemand sprach ein Wort, als sie Arcad sahen, der sich von Enris und Suvare gestützt zum Heck des Schiffes vorkämpfte, während Neria mit dem Stuhl folgte. Nicht einmal Larcaan machte eine Bemerkung, obwohl er jeden ihrer Schritte genau beobachtete. Arcads Anblick sagte mehr als ein Dutzend Erklärungen. Stattdessen wichen alle Anwesenden bis an den Bug der Tjalk zurück. Nur Themet und Mirka brachen aus der Gruppe aus und liefen mit polternden Schritten auf den Elfen zu. Niemand hinderte sie daran.
    Arcad, der inzwischen am Heck angekommen war, hielt sich an der Steuerbordreling fest. Er wandte ihnen den Kopf zu, als er sie herankommen hörte. »Ah, meine beiden jungen Freunde. Jetzt sind wir wieder alle beisammen.«
    Seine Beine knickten ein, und Enris zog ihn schnell an sich. Neria schob den Stuhl hinter ihm, sodass er sich darauf niederlassen konnte. Themet und Mirka blieben bei Suvare und Neria stehen. Mirka starrte die junge Frau unverhohlen neugierig an.
    Arcads Blick wanderte indessen von einem zum anderen. »Ich danke euch für eure Hilfe! Für mein Volk ist die Familie eines der höchsten Güter. Meine eigene Familie ist schon lange fort, aber ihr, die ihr mit mir gekämpft und gelitten habt, seid mir so nah, wie es sonst nur Verwandte sein könnten.«
    Erneut ertappte sich Enris dabei, dass er sich überlegte, wie alt Arcad wohl sein mochte. Er scheute sich davor, die letzten Momente im Leben des Elfen mit Fragen wie dieser zu stören. Das Geheimnis um die Höhe seines Alters würde Arcad mit sich in die nächste Welt nehmen.
    Der Elf sah über die Reling auf die untergehende Sonne. Seit er sich auf dem Stuhl niedergelassen hatte, schienen seine Gesichtszüge sichtlich zu erschlaffen. »Erspart euch das Totenboot für mich«, murmelte er. »Die Zeit habt ihr nicht. Werft meinen Körper ins Meer, und ich werde das Sommerland schon finden.«
    Enris bemerkte, dass er den Elfen nicht mehr ansehen konnte. Während ihm die Tränen über das Gesicht liefen, blickte er ebenfalls in den Sonnenuntergang. Der rote Feuerball, der die Welt erwärmte, hatte eben den Horizont erreicht, ungerührt von Leid oder Tod. Vor seinem immerwährenden Lauf über den Himmel wirkte selbst die drohende Gefahr eines Weltenendes klein und unbedeutend.
    Aber das stimmt nicht, schoss es Enris durch den Kopf. Diese Welt mag beständig aussehen, doch sie kann ebenso zerstört werden wie alles andere aus Cyrandiths Traum. Und nun hat das Schicksal oder wer auch immer hinter den Kulissen seine Fäden zieht, uns die Aufgabe gegeben, Runlands Ende zu verhindern. Wie soll uns das nur gelingen!
    Aus den Augenwinkeln musterte er Suvare und Neria. Die beiden wussten ebenso wie er um die Gefahr. Er fragte sich, ob ihre Furcht wohl genauso groß sein mochte wie die seine. Doch Suvares verschlossenes Gesicht verriet ihm nichts außer Kummer. Selbst in den Zügen der Voronfrau, die den Elfen eben erst kennen gelernt hatte, lag Schmerz.
    »Ich konnte die Kälte nie leiden«, ließ sich Arcad stockend vernehmen, ohne jemand direkt anzusprechen. »Und jetzt sterbe ich ausgerechnet hier im Norden. Die Götter haben Sinn für Humor.« Er rang schwer nach Atem. Schließlich warf er mit geschlossenen Augen seinen Kopf in den Nacken. »Wenigstens scheint mir die Sonne ins Gesicht.«
    Es waren seine letzten Worte. Enris, Suvare und Neria standen mit den beiden Kindern an der Reling und sahen über das Meer. Niemand von ihnen rührte sich. Sogar Mirka blieb lange stehen, ohne sich zu bewegen, und wandte sich erst wieder um, als die Dämmerung in die Nacht eingetaucht war.
    Suvare kniete sich neben Arcad nieder, um seinen Puls zu messen. Schließlich stand sie wieder auf. Ihr Gesicht lag im Dunkel, nur in ihren Augen funkelte ein schwacher

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