Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
bringst es fertig und veränderst die Steine, wenn man nur einmal nicht aufs Brett schaut.«
    »Das würde ich niemals tun!«, versicherte Deneb, halb belustigt, halb beleidigt, denn er betrachtete eine Partie Dreyn als eine ebenso ernsthafte Angelegenheit wie einen Rätselwettkampf aus alten Sagen.
    Die beiden waren stehengeblieben. Links und rechts von ihnen schlenderten, schritten und hasteten Menschen ihren unterschiedlichen Zielen entgegen, ohne auf die beiden Priester zu achten. Pándaros sah sich um. Hinter ihm erstreckten sich die Gebäude jenes Ortes, der bis zum heutigen Tag sein Zuhause gewesen war. Der Durchgang zu T´lar stand noch immer offen, aber er konnte nicht zurück. Nicht, bevor er nicht Ranár gefunden hatte. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so einsam gefühlt wie in diesem Augenblick. Schließlich wandte er sich wieder ab.
    Deneb legte ihm eine Hand auf die Schulter. Dem Priester war, als ob der kleine Archivar ihn auch ohne Worte verstanden hätte. »Wir werden mit Ranár zurückkommen. Verlass dich darauf.«
    Pándaros erwiderte nichts. Ob seinem Freund wirklich klar war, worauf er sich eingelassen hatte? Dass sie möglicherweise auf eine sehr lange Reise gingen, die sie nicht in zwei Tagen wieder zurück nach T´lar führen würde?
    Das hätte er ihm nicht sagen können. Nicht in jenem Moment. Ein selbstsüchtiger Teil von ihm wollte diese Reise auf keinen Fall alleine unternehmen, wie er sich nun eingestehen musste. Also nickte er nur und bemühte sich um ein zuversichtliches Lächeln.
    Sie gingen weiter die Hauptstraße entlang. Schnell waren sie im Gewühl der Stadt verschwunden.

13
    Am Tag nach dem Vellardinfest schien die Sonne so warm auf Menelon herab, als ob die nächtlichen Riten tatsächlich die Kälte des vergangenen Winters vertrieben hätten. Noch besaßen ihre Strahlen nicht dieselbe Kraft wie im Sommer, doch es genügte den Bewohnern des Nordens, um die Erinnerungen an Schnee und Eis ein weiteres Mal verblassen zu lassen. Die warme Luft trug eine Ahnung von der Fülle der folgenden Monate mit sich. Selbst im Hafen, nahe der offenen See, wärmte die Sonne die Decks der Schiffe. Ihr helles Gesicht glitzerte auf dem Wasser.
    Enris, der an der Reling der Tjalk lehnte, schloss geblendet die Augen, wandte sich aber nicht ab. Das Gleißen verwandelte die Schwärze vor seinen Lidern in Wirbel aus leuchtenden Farbtupfern. Eine Vielzahl von Geräuschen erreichte ihn durch diese Helligkeit wie aus weiter Ferne, das satte Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf, die Rufe der Hafenarbeiter auf den Stegen, das hohe Gekreisch von Möwen, mitteilsam und immer hungrig.
    Stiefel knarrten auf den Planken zu seiner rechten Seite. Suvares Stimme erklang, etwas verhalten, als spräche sie mit sich selbst. »Jetzt ist der Winter tatsächlich vorbei. Lange genug hat er ja gedauert.«
    Enris brummte zustimmend mit geschlossenen Augen. Es war das erste Mal seit gestern Abend, dass sie dazu kamen, miteinander zu sprechen. Suvare hatte Themet und ihm ihre Kajüte überlassen und war erst kurz vor Anbruch der Dämmerung wieder aufgetaucht. Bestimmt hatte sie sich in die Feiern der Vellardinnacht gestürzt. Verdenken konnte er es ihr nicht. Wenn Themet nicht gewesen wäre, dann hätte er sich ebenfalls an Land begeben, um sich in irgendeinem fremden Bett abzulenken. Aber er hatte den Jungen nicht allein lassen wollen.
    »Wenn die Sonne so auf das Wasser hinunterstrahlt, dann scheint der nächste Sommer nicht mehr so weit weg zu sein«, murmelte Suvare. »An einem Tag wie heute fällt es leichter, Hoffnung zu haben.«
    Enris wandte sich ihr blinzelnd zu. Die hellen Lichtblitze nahmen ab, zerflossen zu den Umrissen der rothaarigen Frau neben ihm. Eben noch hatte er in Helligkeit gebadet, die keine grüblerischen Gedanken zuließ. Das war nun vorbei.
    »Was weißt du von Hoffnung?«
    »Was?« Suvare sah ihn fragend an. Ihm fiel auf, dass er laut gesprochen hatte.
    »Ach, nichts! Ich ... ich musste nur gerade an den Wächterdrachen denken, den die Serephin getötet haben. Ich frage mich, wann die ersten Auswirkungen seines Todes zu spüren sein werden. Noch gibt es Hoffnung, der Frühling ist offensichtlich hier, aber wie lange wird es dauern, bis wir merken werden, dass ein Teil des Schutzwalls um Runland gefallen ist?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Suvare. »Vielleicht wird dieser Frühling anders sein als in den Jahren zuvor, vielleicht wird auch überhaupt nichts geschehen. Ich bin keine

Weitere Kostenlose Bücher