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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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ersten Mal. »Da soll mich doch der Blitz treffen!«, sagte er beeindruckt. »In dir steckt mehr, als ich immer gedacht habe.«
    Deneb strahlte. »Ich lese eben gern, das weißt du doch. Vor allem Geschichten über die Abenteuer von Helden. Die meisten Leute denken, das wäre nur ein netter Zeitvertreib, aber aus solchen Erzählungen kann man eine Menge nützlicher Dinge lernen. Zum Beispiel, wie man sich auf feindlichem Gebiet bewegt.«
    »Feindliches Gebiet«, wiederholte Pándaros. Dann prustete er laut los vor Lachen. Dies musste der erste angenehme Moment sein, seitdem er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war. Aber irgendwie schien er sich immer noch wie unter dem Einfluss der Malrasbeeren zu befinden, die ihm eine verkehrte Welt vorgaukelten: Plötzlich schlich er an dem Ort, den er immer als sein Zuhause betrachtet hatte, herum wie ein Verbrecher, der sich nicht fangen lassen durfte. Dann stand ihm der schüchterne Archivar Deneb als Mitverschwörer zur Seite. Und zur Krönung des Ganzen waren sie beide drauf und dran, ihren Pflichten im Orden den Rücken zu kehren.
    Und wofür das alles?, dachte er, während er noch immer lachen musste. Für dich, Ranár. Du hast uns alle stärker beeinflusst, als ich es bis heute geglaubt hatte.
    »Also los!«, befahl er laut. »Lass uns durch das feindliche Gebiet bis zur Küche schleichen!«
    Sie gingen den Flur entlang, der durch den Trakt mit den Wohnungen führte, und verließen ihn über einen schmalen Seitengang. Auf ihrem Weg trafen sie nur zweimal kurz auf andere Priester. Doch diese waren selbst in Eile, so dass sie kaum einen Blick auf die beiden Männer warfen, die schweigend an ihnen vorüber gingen. Pándaros vermutete, dass die meisten gerade damit beschäftigt sein mussten, den Tempel von den Spuren des Vellardinfests zu reinigen und für die abendlichen Riten des Sommerkönigs vorzubereiten.
    In der Küche rannten dagegen schon wieder mehr Menschen herum, allerdings trug kaum jemand Priesterroben. Die meisten, die hier arbeiteten, gehörten nicht dem Orden an, wenn es auch regelmäßig vorkam, dass sich einer von ihnen entschloss, in die Gemeinschaft einzutreten. Der weitläufige Raum mit seinen Kochstellen und Arbeitsplatten war fast ebenso groß wie der angrenzende Speisesaal, und die Küchenhilfen liefen kreuz und quer, um die nächste Mahlzeit vorzubereiten.
    Pándaros wollte so schnell wie möglich in den Hof und herunter vom Ordensgelände. Deneb tippte ihm auf die Schulter, als er gerade auf die Tür nach draußen zuhalten wollte. »Warte!«, raunte er.
    »Was denn?«
    »Ich muss selbst noch ein paar Sachen für unsere Reise packen.«
    Der Priester biss sich auf die Lippen. Was hatte er da nur losgetreten!
    »Lass es sein«, sagte er leise. Trotz seiner schlechten Verfassung versuchte er, soviel Bestimmtheit in seine Stimme zu legen, wie er nur aufbringen konnte. »Ich will nicht, dass du meinetwegen in Schwierigkeiten kommst. Was würdest du tun, wenn sie dich aus dem Orden werfen? In deinem Leben hat es doch nie etwas anderes gegeben als die Schriftensammlung.«
    Wie zuvor hob Deneb seine Hand. »Vergiss es! Nasca hat mit einer Sache recht – allein kommst du in deinem Zustand unter die Räder. Das lasse ich nicht zu. Geh dort in den Vorratsraum und setz dich hinter den Regalen auf den Boden. Wenn dich jemand darauf anspricht, was du da machst, dann hat dich Bendíras nach etwas zu essen geschickt.« Er lächelte verschwörerisch. »Das passiert öfters, jedenfalls hat mir das ein Freund aus der Küche erzählt.«
    Pándaros seufzte. Womit hatte er es verdient, dass sich Deneb plötzlich wie ein Held aufführte? Er wollte schon antworten, dass ihn als Mitglied der Ordensleitung kaum einer fragen würde, was er im Vorratslager zu suchen hätte. Aber er fühlte sich zu schwach, um noch weiter zu widersprechen.
    »Du wartest da, bis ich zurückkomme«, fuhr der Archivar fort. »Ruh dich aus, ich beeile mich.«
    Im nächsten Moment hatte sich Deneb umgedreht und war im Tumult der Küche verschwunden.
    Pándaros schleppte sich wie angewiesen in den Nebenraum mit den Regalen voller Lebensmittel. Er legte seinen Rucksack ab, ließ sich an der hinteren Wand neben mehreren übereinander gestapelten Mehlsäcken zu Boden gleiten und schloss die Augen. Von draußen drangen Geklapper von Geschirr und unverständliche Gesprächsfetzen der Küchenhilfen an sein Ohr. Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, fuhr er erschrocken hoch, um zu erkennen, dass ihn

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