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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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herauswuchs, hatten sich Leute versammelt. Den meisten war anzusehen, dass sie längere Zeit unterwegs gewesen waren. Sie trugen Rucksäcke und Taschen, ihre Kleider waren schmutzig vom Straßenschlamm. Einige der erschöpften Gesichter erkannte Enris wieder.
    »Das sind die Leute, die es aus Andostaan geschafft haben«, rief er Suvare zu.
    Sie beschleunigten die Schritte. Themet hatte die Menschenmenge bereits erreicht und redete aufgeregt mit einer älteren Frau, die ihre Tasche zu Boden hatte gleiten lassen und ihn an sich zog. Neben ihnen versuchten mehrere Männer der Stadtwache, die Flüchtlinge durch das Tor in den Innenhof vor das Ratsgebäude zu schleusen, ohne allzu großes Gedränge entstehen zu lassen. Viel Erfolg hatten sie nicht, denn inzwischen kamen aus der Richtung des Hafens und des Marktes immer mehr Schaulustige. Auch von der südlich führenden Straße, über die der Flüchtlingszug gerade die Anhöhe erreicht hatte, folgten Leute den letzten Nachzüglern und befragten sie neugierig. Die meisten Bewohner aus Andostaan waren zu Fuß, aber in all dem Wirrwarr bemerkte Enris auch mehrere Reiter und ein paar Fuhrwerke. Als er sich einem von ihnen näherte, streifte ihn ein Blick aus einem bekannten Gesicht. Den Mann auf dem Kutschbock, der sich in eine dunkelgrüne Wolldecke gehüllt hatte, kannte er doch!
    »Baram!«, rief er laut.
    Der Alte stutzte für einen Moment, dann begannen seine Augen zu leuchten. »Du? Du warst doch Margons Gast, nicht wahr?«
    Seine Hand wanderte aus den Falten der Decke heraus und schüttelte die von Enris. Neben ihm rutschte sein Bruder vom Kutschbock herab. »Du hast es also auch bis hierher geschafft!«
    »Ay, ich war auf dem einzigen Schiff, das nicht versenkt wurde. Aber es kamen nur wenige an Bord.« Enris hielt inne und schwieg, als er daran dachte, wie er einen der Flüchtlinge ins Hafenbecken und damit in den sicheren Tod gestoßen hatte. Seit jener Nacht hatte er nicht mehr daran zurückgedacht.
    Wenn du es nicht getan hättest, dann läge die Suvare jetzt bestimmt nicht hier vor Anker.
    Das stimmte, machte aber die Erinnerung nicht leichter.
    »Wie ist es euch ergangen?«, fragte er Baram laut. »Seid ihr verfolgt worden?«
    Der Schmied schüttelte den Kopf. Enris fiel auf, wie sehr sich der alte Mann verändert hatte. Er war noch immer breitschultrig und hochgewachsen, aber nun sah man ihm sein Alter wahrhaftig an. Tiefe Furchen hatten sich in Barams Wangen gegraben und gaben seinem Gesicht einen eingefallenen und müden Ausdruck. »Sie sind uns nicht hinterher gekommen. Aber die brennende Stadt konnten wir in der Nacht noch lange sehen.«
    »Wir haben uns schnell zusammengefunden«, sagte Soren neben ihm. »Sogar diejenigen, die Pferde besaßen und leichter hätten fliehen können, blieben bei uns. Wir hielten uns auf der alten Straße, aber wir kamen nur langsam voran, weil nicht alle gut zu Fuß waren und öfter rasten mussten. Gestern fanden uns dann die Wachleute aus Menelon.«
    Er streckte seine Hand aus und half seinem Bruder vom Kutschbock herunter. Erneut bemerkte Enris, wie gebrechlich Baram wirkte. Seine Bewegungen waren langsam und zittrig. Die wenigen Tage, die vergangen waren, seit er dem jungen Mann im Hof von Carn Taar über den Weg gelaufen war, hatten ihn gezeichnet. Enris bezweifelte, dass Baram jemals wieder einen Schmiedehammer schwingen würde.
    Teras riss ihn mit einem harten Schlag auf die Schulter aus seinen Gedanken. »Jetzt sieh dir das mal an!«, rief er freudig. »Da haben sich zwei gefunden.«
    Er deutete zu einer Gruppe von Flüchtlingen am Tor. Enris sah Mirka. Der Junge umarmte eine Frau mit ebenso feuerrotem Haar wie er selbst, als wollte er sie nicht mehr loslassen. Neben ihm stand Themet, der die beiden mit einem merkwürdigen Ausdruck auf seinem Gesicht beobachtete. Freude, Neid und bitterer Schmerz wechselten sich darin so schnell ab wie Wolken über einem stürmischen Himmel. Unvermittelt wandte er sich ab und lief zu einem anderen Mann, den er offenbar kannte, und der herzliche Worte mit ihm wechselte.
    »Der Rotschopf hat seine Mutter also doch wiedergefunden«, brummte Teras befriedigt. »Wenigstens eine gute Nachricht unter all den schlechten der letzten Tage.«
    Ein stämmiger Mann mittleren Alters kam auf sie zu. Seine Lederrüstung trug das Wappen des Regenbogentals, einen über einen Berggipfel springenden Hirsch. Es war Aros, der Hauptmann der Stadtwache, mit dem sie schon am gestrigen Tag gesprochen

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