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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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gerollt waren. Ein Feuer glomm in seinen Augen. »Vielleicht lag der Zauber nicht in dem Spiegel«, murmelte er. »Halkat hat seinen Dolch in diese beiden Flüssigkeiten getaucht und sie auf die Oberfläche gekippt.« Er fuhr zu den Scherben herum und griff sich die größte, die er finden konnte. »Wenn wir Glück haben, dann wirkt der Zauber bei jedem Spiegel, so wie wir uns auch in der kleinsten Scherbe sehen können. Wir brauchen eine Schale.«
    »Wozu denn das nun wieder?«
    »Um die Flüssigkeiten zu mischen. Schnell!«
    Pándaros war nicht bereit, auf die Einwände seines Freundes zu hören. Nach einigem Suchen in der Küche hatte er schließlich eine tönerne Schale gefunden, die das Wüten der Stadtwache überstanden hatte. Er trug sie in das obere Zimmer.
    Deneb musterte kopfschüttelnd, wie der Priester die beiden Flaschen entkorkte. »Und was für eine Frage willst du stellen, wenn tatsächlich etwas passiert? Vielleicht: ›Hallo, wo sind Gersan und Halkat? Wir suchen die beiden Bastarde, weil sie etwas mit dem Verschwinden unseres Freundes zu tun haben?‹«
    Pándaros schmunzelte. »Ay, so etwas Ähnliches.«
    Er kippte erst den Inhalt der einen, dann der anderen Flasche in die Schale. Sofort begann die Flüssigkeit zu leuchten und erhellte den Raum.
    Denebs Gesicht glänzte blass und fiebrig vor Aufregung in dem hellblauen Schein. Mit einem Mal blickte er nicht mehr zweifelnd drein. »Bei den Hörnern des Sommerkönigs«, raunte er. »Für einen solchen Zaubertrank würde Bendíras eines seiner Augen hergeben. Also gut, kipp es auf die Scherbe!«
    Pándaros ließ die leuchtende Flüssigkeit über das Bruchstück des Spiegels rinnen, das er so auf die Anrichte gestellt hatte, dass es fast senkrecht an der Wand lehnte. Dessen Oberfläche strahlte nun in demselben hellen Schein. Die Gesichter der beiden Priester verschwanden aus der Scherbe, als hätte man sie mit einem öligem Film überzogen.
    »Was jetzt?«, murmelte Deneb, seine Augen wie gebannt auf den Spiegel gerichtet.
    »Ich habe nicht die leiseste ...«
    Im selben Moment erklang eine Stimme. »Was wollt ihr, Temari?«
    »Die ... äh ... Flammenzungen grüßen Euch«, rief Pándaros eifrig. Der Archivar glotzte ihn kurz verständnislos an, dann beeilte er sich, ein ebenso freudig ergebenes Gesicht aufzusetzen wie sein Freund. Wer mochte wissen, ob derjenige, der da von der anderen Seite des Spiegels aus zu ihnen redete, sie nicht vielleicht genau sehen konnte!
    »Wir haben Euch gerufen, um Euch von unserem Erfolg zu erzählen«, fuhr Pándaros fort. Für Deneb hörte er sich an wie ein Novize, der gerade frisch in T’lar aufgenommen worden war und der jedes Wort eines älteren Mitbruders aufsog, als kämen sie direkt aus der Schurá.
    »Wir haben endlich die Schrift über die Wächterdrachen in unsere Hände gebracht.«
    »Das habt ihr uns bereits berichtet« , gab die Stimme ungehalten zurück. Pándaros war sicher, dass sie zu dem selben Wesen gehörte, mit dem sich hier am Vortag Gersan und Halkat unterhalten hatten. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, wusste er nicht zu sagen. Die schnarrende Stimme entzog sich jedem Bild, das er sich in Gedanken von ihrem Besitzer hätte machen können.
    »Gewiss, gewiss!«, sagte er. »Es tut uns auch entsetzlich leid, Euch zu stören, aber Halkat musste so überstürzt fort, dass er vergaß, uns den Treffpunkt mitzuteilen.«
    »Den Treffpunkt?«, wiederholte die Stimme aus dem Spiegel langsam.
    Pándaros räusperte sich aufgeregt. Jetzt fing der Teil an, bei dem er sich wie blind über einen schmalen Grat bewegte. Er durfte keinen Fehler machen!
    »Ay, als er mit Euch sprach, erwähnte er doch sicher, dass er nicht in Sol bleiben könne. Nach dem Einbruch in den Archiven von T’lar ist es hier für Eure Diener zu gefährlich geworden.«
    »Dies sind eure Probleme, Temari, nicht unsere«, erwiderte die Stimme kalt.
    »Das sehen wir anders«, fiel Deneb ein. Pándaros blinzelte verwirrt. Was hatte sein Freund denn vor? Die Lage war schon verfahren genug – der alte Dummkopf würde alles nur noch schlimmer machen! »Es ist nämlich so, dass wir diejenigen sind, denen Halkat befahl, die Schrift zu stehlen. Wenn wir nicht wissen, wo er zu finden ist, dann können wir sie ihm nicht geben.«
    »Halkat ist unwichtig«, gab die Stimme zurück. »Wichtig ist nur das, was ihr bei euch habt. Lest uns die Schrift vor. Jetzt.«
    Der Befehlston des Unbekannten war so jenseits eines Widerspruchs, dass

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