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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Pándaros unwillkürlich nach seinem Rucksack tastete, als befände sich der gewünschte Gegenstand tatsächlich darin. Selbst Deneb fand es schwer, etwas zu erwidern. Schweißperlen blühten auf seiner Stirn, in seinem Gesicht arbeitete es. Alle Muskeln seines Körpers waren so angespannt, als ob er sich mit der fremden Stimme im Armdrücken messen würde, anstatt nur in das hellblaue Leuchten des Spiegels zu starren.
    »Das ... wird leider nicht möglich sein«, sagte er gepresst. »Wir sind hier nicht mehr sicher. Die Stadtwache sucht nach uns. Sie könnten jeden Augenblick zur Tür hereinplatzen. Wir müssen sofort weg!«
    Den letzten Satz stieß er so laut hervor, dass Pándaros zusammenzuckte.
    »Eure Auftraggeber sind in Tillérna«, schnarrte die Stimme ungeduldig. »In einer Woche versammeln sie sich in der alten Schauspielarena. Dort werdet ihr uns die Schrift vorlesen. Lasst sie euch unter keinen Umständen abnehmen!«
    »Nur über unsere Leichen!«, rief Pándaros. »Unsere Leben für die Flammenzungen.«
    »Geht!«, ertönte es aus dem Spiegel. Dann erlosch das Leuchten. Die Oberfläche des Bruchstücks wurde milchig stumpf.
    Deneb atmete hörbar aus. Seine Hände zitterten.
    »Du hast den Beruf verfehlt«, murmelte Pándaros. »Du hättest Schauspieler in der großen Arena werden sollen.«
    Der Archivar quälte sich ein Lächeln ab. »Wir haben beide unsere Berufe verfehlt. Wahrscheinlich könnten wir ein Vermögen mit Betrügereien in Tavernen verdienen. Bendíras sagte einmal, ein guter Priester ist immer zu einem Drittel ein Besessener und zu einem Drittel ein Schauspieler.«
    »Und was ist er mit dem letzten Drittel?«
    Deneb zuckte die Achseln. »Das, was die meisten in T’lar sind – ein Buchhalter.« Er versah die Scherbe auf der Anrichte mit einem misstrauischen Blick aus den Augenwinkeln, als ob sie jeden Moment wieder zu leuchten beginnen könnte, aber nichts geschah.
    »Wie bist du überhaupt darauf gekommen, dass Gersan und Halkat noch ein weiteres Versteck haben könnten?«, wollte er von Pándaros wissen.
    »Es war die letzte Spur, die uns noch blieb«, entgegnete sein Freund. »Die beiden hatten von sich als von den Flammenzungen gesprochen. Der Name hört sich wie eine geheime Gilde oder Orden an. So eine Vereinigung braucht einen Versammlungsort. Ich war mir sicher, dass Gersan nach meiner Flucht sein Haus hier aufgeben und aus Sol verschwinden würde. Und wohin? Es bestand die Möglichkeit, dass er sich zu diesem Versammlungsort aufmachen würde.« Er lachte erleichtert und breitete seine Arme aus. »Letztendlich war dieser Schuss ins Dunkel ein Haupttreffer!«
    »Tillérna«, murmelte Deneb versonnen. »Masgaaths alte Hauptstadt. Nichts weiter als eine verlassene Ruine, nach all dem, was ich darüber gehört habe. – Du willst doch nicht etwa an diesen Ort?«
    Pándaros setzte zu einer Antwort an, doch er hielt auf einmal inne und legte einen Finger auf den Mund. Schnell drehte er sich um.
    Jetzt hörte auch Deneb, was sein Freund bemerkt hatte: leise Stimmen aus einiger Entfernung.
    Auf Zehenspitzen schlichen sich die beiden Priester zur Tür, die nur angelehnt war. Pándaros stieß sie einen Spalt auf. Sofort vernahm er die Stimmen noch deutlicher. Deneb drängte sich neben seinen Freund. Dieser runzelte verärgert die Stirn, während er sich anstrengte, um der Unterhaltung zu lauschen.
    »Was hab ich gesagt? Hier ist keiner. Nur ein leeres Haus. Können wir jetzt gehen?«
    »Moment noch! Ich bin mir sicher, dass jemand am Fenster im ersten Stock stand.«
    Die erste Stimme gehörte einem Mann im Alter von Pándaros oder Deneb. Die zweite hörte sich jünger an. Pándaros hätte darauf gewettet, dass es sich um Wachleute handelte. Die nächsten Sätze der beiden bestätigten seine Vermutung.
    »Ich hab auch hingesehen. Da war niemand.«
    »Und was ist mit der aufgebrochenen Tür?«
    Der Ältere lachte dröhnend. »Sieh dich doch mal um. Das waren Celvas Leute. Wenn die ein Haus auf den Kopf stellen, dann machen sie’s richtig. Was nicht zerschlagen wurde, kann sich unter den Nagel reißen, wer will.«
    Nun lachte auch der Jüngere. Ein lautes Scheppern ließ Pándaros und Deneb zusammenzucken. Offenbar hatte einer der beiden den umgefallenen Kessel aus dem Weg getreten.
    »Ich sehe trotzdem mal nach oben. Kann nicht schaden.«
    Die Priester hinter der Tür wechselten erschrockene Blicke. Wenn man sie in Gersans Haus auffände, würden sie einiges zu erklären haben. Sie durften

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