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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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ungefährlich, und erst recht nicht mit den Serephin in nächster Nähe.«
    »Wir sind soweit, Khor!«, vernahm sie Torbins Stimme von achtern. Sie drückte noch einmal Königin Tarighs Hände, dann ließ sie sie los. Es wurde Zeit, zu gehen.
    Der morgendliche Wind wehte nur schwach, weshalb die Tjalk den Hafen recht langsam verließ. Suvare stand noch lange am Heck des Schiffes und blickte zurück auf den Anleger, als Königin Tarighs Umrisse längst in der Dämmerung verschwunden waren. Die Herrin von Burg Cost war bis zuletzt dort stehengeblieben, wo sie sich von ihr verabschiedet hatte. Diese Umarmung und das Bild der in ihren Umhang gehüllten Gestalt am Ende des Piers trug Suvare mit sich hinaus auf die offene See, die sie nun erwartete wie eine lang vermisste Verwandte.

17
    Als Deneb den Dietrich in das Schloss der Eingangstür zu Gersans Haus steckte, konnte er sich ein aufgeregtes Grinsen nicht verkneifen. Der Gedanke kam ihm, dass seit seinem Davonschleichen aus dem Orden noch nicht einmal eine Stunde vergangen war, und er sich bereits eines Verbrechens schuldig gemacht hatte, für das man ihn in die Steinbrüche von Hallarn schicken würde, wenn jetzt eine Wache um die Ecke böge. So schnell hatte sich bestimmt noch kein Priester aus T’lar auf die schiefe Bahn begeben wie er gerade – eine wahre Bestzeit! Er kicherte nervös, während er den Dietrich im Schloss herumrührte.
    »Beeil dich!«, zischte Pándaros gereizt, der neben ihm stand und ein wachsames Auge auf die Umgebung warf. Noch blickte niemand in ihre Richtung. Die wenigen Menschen auf dem Platz bogen nicht in die Straße zu Gersans Haus ein. Nur der bronzene Kormoran, der über der Eingangstür baumelte, glotzte aus seinem leeren Auge auf sie herab. Die Hitze und die Aufregung trieben dem Priester Schweißperlen auf die Stirn. Aufgeregt trat er von einem Fuß auf den anderen. Was lachte Deneb so dumm? Ihre Lage war alles andere als komisch!
    »Hast du überhaupt schon einmal einen Dietrich in der Hand gehabt?«, herrschte er ihn an, ohne seinen Blick von dem Rondell zu lösen.
    »Nein«, gab sein Freund ungerührt zu, »aber so schwer kann das doch nicht sein. In meinen Büchern geht das so schnell wie ein Eichhörnchen einen Baum hinaufrennt.«
    »Bis du dieses Ding da beherrschst, das du aus der Schmiede gestohlen hast, ist dein Eichhörnchen schon einen ganzen Wald hinauf – und hinuntergeklettert!«
    »Geliehen«, berichtigte ihn Deneb. »Sobald wir wieder zurück sind, lege ich ihn wieder an seinen ... heh!«
    Pándaros hatte ihn zur Seite geschoben. Mit voller Wucht warf er sich gegen das Holz, und die Tür sprang auf. Die Glocke über dem Türrahmen bimmelte schrill, als beklage sie sich über die Wucht, mit der sie angeschlagen wurde. Schnell huschten die beiden ins Innere des Hauses. Deneb warf einen Blick über die Schulter in beide Richtungen, aber noch immer war niemand zu sehen.
    »Bist du völlig übergeschnappt?«, schimpfte er. »Wenn den Lärm jemand gehört hat!«
    »Jedenfalls sind wir jetzt drin«, gab Pándaros zurück und rieb sich seine schmerzende Schulter. »Mit deinen Einbruchkenntnissen aus Büchern stünden wir immer noch auf der Straße. Dietriche! Bei den Hörnern des Sommerkönigs! Als ob die wie Schlüssel zu benutzen wären!«
    »Immerhin hab ich sie uns eingepackt«, beharrte Deneb beleidigt. »Wer weiß, wozu wir sie noch brauchen können.«
    Mit gerunzelter Stirn sah er sich in dem düsteren Raum um, konnte aber nichts erkennen. Neben ihm kramte Pándaros in seinem Rucksack herum und förderte schließlich ein Zunderhölzchen zutage, das er an der Wand hinter sich anriss. In dem matten Schein der Flamme war nun der Verkaufstresen und die Tür zur Küche zu sehen. Auf dem Tresen stand eine dicke Kerze in ihrem Ständer. Pándaros griff sie sich und entzündete den Docht. Deneb betrachtete fasziniert den ausgestopften Kaiman, dessen Glasaugen im Kerzenschein wie von einem inneren Leben erfüllt funkelten. Dann senkte sich sein Blick auf den Boden.
    »Schau dir das an!«, rief er bestürzt.
    Erst jetzt sah Pándaros ebenfalls nach unten. Eine Vielzahl von Gegenständen lag zu seinen Füßen, teilweise umgeworfen und zerbrochen: Gläser samt Inhalt, Werkzeug, Bücher, sogar einzelne herausgerissene Seiten, die wie Herbstlaub auf dem Boden verteilt lagen.
    »Da hat die Stadtwache ja wieder ganze Arbeit geleistet«, brummte er. »Wenn die ein Haus durchsuchen, dann kann man die Einrichtung hinterher auch

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