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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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sich nicht aufhalten lassen!
    »Sag mir Bescheid, wenn da jemand ist. Ich bin heute soviel gelaufen, langsam hab ich keine Lust mehr. Unsere Schicht ist doch sowieso schon zu Ende«, rief der Ältere.
    Die Tür öffnete sich. Pándaros und Deneb traten zurück, bemüht, sich hinter ihr verborgen zu halten. Doch niemand schritt in den Raum. Neben Pándaros’ Ohr, so laut, dass er zusammenzuckte, rief der Wachmann in die Küche hinab: »Hast recht! Da ist keiner. Machen wir Schluss – die Zeit, die wir hier vertrödeln, zahlt uns keiner.«
    »Sag ich doch«, brummte der andere. »Wir können morgen mit ein paar Säcken wiederkommen. Etwas von dem Kram, der hier herumliegt, sieht noch brauchbar aus.«
    Die Schritte entfernten sich.
    Erst als die Freunde eine Weile kein Geräusch mehr vernommen hatten, lösten sie sich aus ihrer angespannten Haltung. Pándaros bemerkte, wie stark ihn der Nacken schmerzte. Der Gedanke, möglicherweise noch tagelang den schweren Rucksack mit sich herumzuschleppen, war so niederschmetternd, dass er am liebsten sofort wieder aufgegeben hätte und nach T’lar zurückgegangen wäre.
    Gut, dass Deneb mitgekommen ist, dachte er. Wenn ich alleine wäre, dann würde ich vielleicht tatsächlich umkehren. Aber so könnte ich ihm nicht ins Gesicht sehen.
    Der kleine Archivar wirkte nicht weniger erschöpft.
    »Das war knapp!«, schnaufte er. »Die hätten uns nicht so schnell laufen lassen.«
    Pándaros hatte sich trotz seiner Schmerzen bereits wieder zum Gehen gewandt, als ob ihn alles, was sie gerade in diesem Raum erlebt hatten, nichts mehr anginge, als ob es vor Jahren passiert wäre und nicht vor wenigen Momenten. Etwas oder jemand schien ihn mit unbarmherziger Entschlossenheit voranzutreiben.
    »Beeilen wir uns«, sagte er, während er die Stufen zur Küche hinabschritt. »Wir müssen einen Handelszug finden, der Sol in Richtung Incrast verlässt. Allein und zu Fuß ist das Reisen viel zu langsam und zu beschwerlich.«
    Sie durchquerten den dunklen Verkaufsraum. Pándaros öffnete die angelehnte Eingangstür und blickte sich vorsichtig nach beiden Seiten um. Eine Gruppe spielender Kinder jagte sich laut kreischend und lachend an ihm vorbei in die Richtung des Friedhofs. Die Wachleute waren nirgends mehr zu sehen.
    »Warum sind die Drahtzieher hinter diesen Flammenzungen nur so auf die Schrift von Anaria versessen?«, überlegte Deneb, während er Pándaros folgte.
    »Was auch immer sie damit wollen, mein Bauch sagt mir, es kann nichts Gutes sein. Wir sollten verhindern, dass sie die Aufzeichnungen bekommen.«
    »Das wird schwierig werden«, gab Deneb zu Bedenken. »Halkat und Gersan haben einen ordentlichen Vorsprung.«
    Sein Freund wandte sich dem Alten Markt zu. »Wir müssen es zumindest versuchen. Außerdem sind die beiden die Einzigen, von denen wir erfahren können, wo Ranár zu finden ist.«
    »Hast du dir eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass Ranár womöglich nicht gefunden werden möchte?«, wollte Deneb wissen. »Zuletzt war er sehr seltsam, das kannst du nicht bestreiten. Und so wie deine beiden Halsabschneider über ihn geredet haben, hat er mehr mit den Flammenzungen oder ihren Auftraggebern zu tun, als uns lieb sein kann.«
    Pándaros drehte sich so abrupt zu ihm um, dass Deneb beinahe in ihn hineingerannt wäre. »Red keinen Unsinn! Er ist in großen Schwierigkeiten, das weiß ich. Er hat es mir gesagt.«
    Es lag dem Archivar auf der Zunge, zu erwähnen, dass Pándaros von einer Vision gesprochen hatte, nicht von einer wirklichen Unterhaltung. Doch er blieb still. Sein Freund würde nicht mit sich reden lassen. Mit gemischten Gefühlen folgte er ihm zum Alten Markt, hinein in das laute, wirre Gedränge der zahllosen Krämer und Händler – das Sprungbrett, das sie beide fort aus Sol bringen sollte und in die Welt außerhalb dieser Mauern, die sie so wenig kannten wie die Weiten der offenen See.

18
    Die Suvare kreuzte bei stetem Nordwestwind in Richtung Norden. Dabei hielt sie sich so nah wie möglich in Sichtweite der Küste und vergrößerte ihren Abstand zum Festland nur, um vorgelagerten Felsen oder kleineren Inseln auszuweichen. Das Wetter war weiterhin für diese frühe Jahreszeit ungewöhnlich warm und trocken, so dass man hätte meinen können, die noch über einen Mond entfernte Sommersonnwende stünde kurz bevor. Doch niemand störte sich daran, im Gegenteil. Mit den vielen Leuten an Bord waren alle heilfroh, dass sie soviel Zeit wie möglich an

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