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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Steuerbord ab. Sie hatten den Westrand des Roten Waldes erreicht und fuhren an ihm in nordöstlicher Richtung entlang. Das Wetter blieb weiterhin beständig warm. Nur nachts war es immer noch so kalt, dass sich diejenigen, die an Deck Wache halten mussten, in raue Wolldecken hüllten, um nicht krank zu werden.
    Neria war während dieser Tage entspannter, als Enris sie bisher erlebt hatte. Ihre grimmige Miene hatte sich verflüchtigt. Wann immer es ihr möglich war, stand sie an Steuerbord und betrachtete die bewaldete Küstenlinie.
    »Die Kleine starrt die Gegend an wie ein verliebter Dummkopf bei Hof seine unerreichbare Prinzessin«, brummte Teras, dem wie üblich kaum etwas an Bord entging, als Enris eines Morgens an ihm vorbeilief. Der alte Bootsmann war nicht der Einzige, dem die Veränderung der Voronfrau auffiel. Im selben Maße, in dem Neria ein freundlicheres Gesicht zog, nahmen auch die misstrauischen Blicke einiger anderer an Bord ab. Leute wie Torbin oder Aros, die vorher so gut wie kein Wort mit ihr gewechselt hatten, grüßten sie nun sogar hin und wieder.
    Leider hielt die gute Stimmung der jungen Frau nicht an. Nach drei weiteren Tagen nahm der dichte Baumwuchs an der Küstenlinie wieder ab, und das Land, das vom offenen Meer aus zu sehen war, wurde wieder so karg wie zuvor. Die Tjalk hatte die nördlichste Spitze des Wildlands erreicht und war im Begriff, Runlands Küste gänzlich hinter sich zu lassen. Dennoch sank Nerias Laune aber nicht völlig. Für kurze Zeit war der Wald zu ihr zurückgekehrt. Es schien ihr wie ein Zeichen von Talháras. Ihre Heimat war noch immer da und wartete auf ihre Rückkehr. Sie war nicht verschwunden.
    Nun lag die letzte Etappe ihrer Fahrt vor ihnen. Allmählich machte sich Unruhe unter allen an Bord breit.
    »Verdammte Piratengewässer«, murmelte Calach, dessen Blicke immer öfter den Horizont absuchten. »Kein vernünftiges Schiff steuert die Arcandinseln an. Alle machen einen weiten Bogen um sie herum.«
    »Wir sind ja auch auf keinem vernünftigen Schiff«, ließ sich Larcaan verächtlich hinter seinem Rücken vernehmen. »Mit jedem Tag fordern wir die Schicksalsherrin mehr heraus. Wenn es nicht irgendwelche dreckigen Halsabschneider sind, in die wir mitten hineinsegeln, dann Felsenriffe oder Sandbänke.«
    Calach drehte sich zu dem Kaufmann um, ein wenig überrascht, dass dieser ihn angesprochen hatte. Bisher hatten Larcaan und Thurnas so großen Abstand zu Suvares Mannschaft gehalten, als ob sie besorgt wären, dass Läuse oder Flöhe von ihnen auf sie hinüberspringen könnten. Aber es fiel allen mit jedem weiteren Tag auf See schwerer, sich aus dem Weg zu gehen.
    »Wir werden auf kein Riff fahren«, gab er betont zuversichtlich zurück. »Der Rat von Menelon hat unserem Khor Seekarten von den Inseln überlassen.«
    »Karten!«, mischte sich nun auch Thurnas ein. Es klang, als hätte er ausgespuckt. »Ihr wisst doch selbst gut genug, was die wert sind, schließlich seid ihr die Seeleute, nicht wir. Diese Gegend kennen nur jene gut, die hier aufgewachsen sind.«
    Ohne auf eine Erwiderung von Calach zu warten, ließ er ihn stehen und ging weiter. Der Schiffskoch glotzte ihm verärgert hinterher, bevor er wieder den Horizont musterte, nun noch angestrengter als zuvor. Doch nichts unterbrach die eintönige, graue See des Nordens. Runlands Küste war hinter ihnen im Dunst verschwunden, und ihr Ziel auf nordöstlichem Kurs wollte sich nicht zeigen.
    Am Nachmittag des folgenden Tages ertönte schließlich der Ausruf, der die Anspannung aller an Bord löste.
    »Land an Backbord!«
    Es war Daniro, dessen Stimme über das Deck erklungen war. Er stand am Bug und deutete in Richtung Norden. Sofort drängten sich neugierige Gesichter um ihn.
    »Die kalte Math soll deine Augen segnen«, rief Teras freudig. »Du verdammter Nichtsnutz siehst besser als jeder Turmfalke! – Enris, komm her! Jetzt wirst du gleich herausfinden, woher die Arcandinseln ihren Namen haben.«
    Er winkte Enris zu, der gerade aus der Khorskajüte herausgetreten war. »Sieh sie dir an, Junge. Da sind sie, die Wal-Inseln !«
    Tatsächlich sah die graue Erhebung, die Enris in weiter Entfernung erkennen konnte, auf den ersten Blick wie der glatte, flache Rücken eines Wals aus, der aus der Tiefe der See an die Oberfläche gestiegen war. Kein Wunder, dass die Menschen des Nordens diesen Inseln den Elfennamen für Wal verliehen hatten!
    »Das kann aber doch nicht die Insel sein, von der Farran erzählt hat,

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