Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
wir uns vor langer Zeit in diese Zuflucht zurückgezogen haben« , lautete die kühle Antwort. » Wir sind die Ainsarii. Wenn wir unsere Geister vereinen, dehnen wir damit auch unsere Wahrnehmung aus.«
    »Sie liegen in diesen Behältnissen aus Tindar«, erklärte Jahanila leise. »Das Gestein erhöht ihre magische Kraft um ein Vielfaches. Wenn sie sich dann auch noch in einem gemeinsamen Sellarat befinden, können sie in den Tiefen von Runlands Wäldern ein Blatt zu Boden fallen hören.«
    »So ist es« , bekräftigte der Chor der Stimmen. » Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen unsere Körper an diesem Ort, und doch sind wir freier als ihr Temari es jemals sein werdet.«
    »Wenn ihr das alles wisst, warum seid ihr dann immer noch hier und bedroht uns, anstatt uns zu helfen?« wollte Neria wissen, die bis jetzt geschwiegen hatte. »Warum tut ihr nichts?«
    »SCHWEIG!«, herrschte die geisterhafte Gestalt über den schwarzen Sarkophagen sie an. Für einen Moment war es tatsächlich so, als zögen sich die Rauchwolken, die ihren Kopf formten, zu einem verärgert dreinblickenden Gesicht zusammen. » Wir sind dir keine Rechenschaft schuldig. Unsere Vorfahren unter der Führung von Oláran erschufen euch, damit ihr eines Tages die Herren des Chaos wieder zurück in diese Welt bringen solltet. Diesem Ziel widmeten wir unsere Leben. Unser Lohn war Verbannung und der ewige Hass unserer Brüder und Schwestern, die den Herren der Ordnung die Treue geschworen hatten. – Doch wurden unsere Mühen jemals belohnt? Hat eure Rasse sich weiterentwickelt, ist sie jemals erwachsen geworden?«
    Für einen Moment hielt der verärgerte Stimmenschwarm inne, als erwartete er eine Antwort von Neria. Doch sie wusste nicht, was sie hätte erwidern können. Nach einem Moment des Schweigens fuhr der Chor der Ainsarii fort: » Unsere Arbeit war umsonst. Nach all den Äonen seit eurer Erschaffung habt ihr kaum etwas Nennenswertes dazugelernt. Noch immer bringt ihr euch wegen unbedeutender Streitigkeiten gegenseitig um. Aus Gier nach Land, das euch während weniger Jahre die Illusion von Beständigkeit schenkt, bevor ihr sterbt und eure Erben sich darum zerfleischen. Aus Eifersucht, weil Einsamkeit euch ein Gräuel ist und ihr die Vorstellung nicht ertragen könnt, nicht geliebt zu werden. Oder weil es euch unmöglich ist, Glück zu empfinden. Leid dagegen machte schon immer einen viel größeren Eindruck auf euch.
    Ihr seid eine unbelehrbare Rasse, gewalttätig und roh. Über die Äonen hinweg haben wir dies endlich eingesehen. Wir werden euch nicht mehr helfen. Wir werden Euch aber auch nicht helfen, Alcarasán von Gotharnar! Die Herren, denen Ihr dient, sind verantwortlich für unsere Verbannung. Dies werden wir ihnen niemals vergessen. Wir wollen weder mit unseren Geschöpfen etwas zu schaffen haben noch mit jenen, die unsere Schöpfung töten wollen. All dies geht uns nichts mehr an.«
    Beinahe von sich selbst überrascht bemerkte Enris, dass er, seit die Ainsarii zu sprechen begonnen hatten, immer weniger Einschüchterung als vielmehr hilflose Enttäuschung und Zorn empfand. Wie viel Hoffnung hatte er auf die Dunkelelfen gesetzt! Aber statt ihnen zu helfen, maßten sie sich an, über sein Volk zu urteilen!
    »Wenn diese Welt untergeht«, sagte er, »dann werden die Herren von Eilond mit ihr vernichtet werden. Wie kann euch das gleichgültig sein?«
    »Wir werden nicht mehr hier sein, wenn Runland untergeht. Bis dahin wird sich unsere Zuflucht völlig von dieser Welt gelöst haben. Niemand wird uns mehr finden können.«
    »Na großartig!«, gab Enris schneidend zurück. »Verkriecht euch nur in euren Särgen und lasst euch das Schicksal dieser Welt egal sein.« Er wusste, dass er mit jedem Satz schneller und schneller auf tödlich dünnes Eis zuschlitterte. Neben ihm fuhr Jahanila herum und sah ihn erschrocken an. Aber er konnte sich nicht mehr beherrschen. »Ihr seid doch jetzt schon abgeschnitten von allem anderen Leben, außer dem Euren! Ich will gar nicht wissen, wie lange ihr schon kein Sonnenlicht mehr gesehen habt. Dieser Ort ist keine Zuflucht, dieser Ort ist eine Gruft, mit euch darin als lebenden Leichen.«
    »SEI STILL, TEMARI!«, donnerte der Chor der Ainsarii durch den Saal. Zum ersten Mal bildete der weiße Rauch über den schwarzen Sarkophagen ein so deutliches Gesicht, dass alle Konturen klar hervortraten. Die Augen der Gestalt brannten gleißend wie glühendes Metall.
    »Wer bist du, um über uns zu richten? Vergiss

Weitere Kostenlose Bücher