Runlandsaga - Wolfzeit
der Ordnung.«
»Wenn das herauskommt, gibt es in Vovinadhar einen Aufstand«, murmelte Alcarasán.
»Hoffentlich!«, gab Jahanila zurück. Plötzlich hörte sie sich nicht mehr so ruhig an wie eben noch. Eine tiefe Leidenschaft sprach aus ihr, der die Erleichterung anzumerken war, endlich ihre wahren Gefühle zeigen zu dürfen. »Vielleicht erkennen unsere Brüder und Schwestern dann endlich, dass es ein Fehler war, den Herren der Ordnung blind zu folgen und das Alte Gleichgewicht zu verleugnen. Äonenlang sind wir kleine Kinder geblieben, die sich davor fürchten, ihren Eltern zu missfallen, aus Angst vor Strafe.«
In Alcarasáns Ohren schien Jahanila mit der Stimme seines Vaters zu sprechen. Das hätten seine Worte sein können. Veranarín, immer voller Eifer für die gerechte Sache, so überzeugt davon, zu den Guten zu gehören, dass er in den Untergrund gegangen war und seine eigene Familie mit einem Scherbenhaufen zurück gelassen hatte – der heldenhafte Rebell!
»Du warst es!«, sagte Alcarasán, bemüht, seine kalte Wut zu beherrschen. »Du hast das Quelor in den Höhlen unter Hagonerin zerstört, damit nicht noch mehr Serephinkrieger nach Runland kommen konnten!«
Jahanila nickte betrübt. »Ja, das habe ich zu verantworten. Ich habe einen der Temari dazu benutzt, die Sigille für eine Kugel der Zerstörung an dem Quelor anzubringen. So konnte ich verhindern, dass jemand die Spur zu mir zurückverfolgte.« Sie senkte ihre Stimme. »Denk nicht, dass mir das leicht gefallen wäre. Ich wusste genau: Diejenigen, die das Quelor beim nächsten Mal öffneten, würden bei seinem Einsturz umkommen. Aber ich hatte keine andere Wahl. Wir führen einen Krieg, und in jedem Krieg gibt es Opfer.«
» Wir «?, gab Alcarasán zurück. Er fürchtete sich vor Jahanilas nächsten Worten, aber er musste es wissen.
Die Serephinfrau blickte zu Boden, als schmerze es sie, ihm bei ihrer Antwort ins Gesicht zu sehen. »Terovirin.«
Langsam atmete Alcarasán aus, und sein Zorn war wie weggeblasen. Er fühlte sich nur noch völlig leer.
»Er teilt schon lange die Ansichten der Rebellen um Oláran«, fuhr Jahanila fort. »Als Lamazhabin war es ihm allerdings nicht möglich, sie offen zu unterstützen. Alles was er tun konnte, war, einige Feuerpriester um sich zu scharen, von denen er wusste, dass sie seine Ansichten teilten. Ich gehörte zu diesen wenigen.«
»Mir hat er sich nie offenbart«, murmelte Alcarasán tonlos. »All die Zeit über, seitdem ich sein Vertrauter wurde, hat er mir etwas vorgemacht.«
»Er wollte dich immer wieder einweihen. Aber er entschloss sich, damit noch zu warten. Er wusste, wie wütend du auf deinen Vater bist, weil er sich den Rebellen anschloss und euch verließ. Solange dein Zorn anhielt, würde er dein Urteil über unsere Sache beeinflussen. Er hoffte, deine lange Abwesenheit würde dich etwas Abstand gewinnen lassen. Inzwischen befahl er uns, die er ins Vertrauen gezogen hatte, Augen und Ohren offen zu halten. Schließlich gelang es dem Kreis der Stürme, einen der ihren in diese Welt zu bringen, um den Geist eines Temari zu übernehmen.«
»Wusstest du etwa auch, dass es meine Schwester war, die das Quelor von Runland aus öffnete?«, wollte Alcarasán wissen. »Dass sich Manari dem Kreis der Stürme angeschlossen hatte?«
Jahanila schüttelte den Kopf. »Nein, das zu erfahren überraschte mich ebenso wie dich. Wir wussten nur, dass der Weg nach Runland offen war. Terovirin schickte mich daher als deine Begleiterin mit. Ich sollte irgendwie verhindern, dass der Kreis der Stürme Runland und damit die Temari vernichtete.« Sie wandte sich der schemenhaften Gestalt der Ainsarii zu. »Nun wisst ihr, weshalb ich euch um Hilfe bitte. Ich bin auf eurer Seite. Mein Mitbruder Alcarasán wollte diesen Temari hier töten, denn er glaubt, dass er ein Schicksalsknoten ist.«
»Ein was?«, platzte Enris heraus. Er hatte Mühe gehabt, zu verstehen, worüber sich die beiden Serephin unterhalten hatten, aber dass es bei dem letzten Satz um ihn ging, war ihm nicht entgangen.
»Er und auch seine Schwester, die ihr als diesen Mann namens Ranár kennt, denken, dass an deinen Entscheidungen und deinem Überleben Runlands Schicksal hängt«, erklärte Jahanila geduldig. »Ob dies der Wahrheit entspricht, oder ob du nur hierher gelangt bist, weil sowohl Alcarasán als auch ich von deiner Rolle überzeugt sind, mögen die Weisen wissen. Aber jedenfalls bist du hier. Es ist dir gelungen, bis zu den Antara
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