Runlandsaga - Wolfzeit
wandte sich dem Priester zu. »Wie heißt Ihr?«
»Pándaros«, antwortete dieser gehorsam. Seine Zunge fühlte sich schwer an, ein geschwollener Lappen in seinem Mund, der ihm das Sprechen erschwerte. Er leckte sich die Lippen, aber das half auch nicht viel.
»Ah, seht Ihr, das hilft uns doch schon weiter«, sagte Gersan freundlich. »Wenn man sein Gegenüber mit Namen ansprechen kann, dann schafft das doch gleich eine viel angenehmere Stimmung.«
Der Fremde, der neben ihm stand, gab ein verächtliches Grunzen von sich. Gersan funkelte ihn warnend unter seinen hängenden Augenlidern an. »Mein Freund hier zum Beispiel«, fuhr er laut fort, »heißt Halkat. Er hört sich manchmal ein wenig grimmig an, aber er meint es nicht so. Und jetzt, da Ihr seinen Namen kennt, bin ich mir sicher, dass ihr beide genauso gute Freunde werdet, wie wir zwei es bereits sind, nicht wahr?«
Ein sonniges Lächeln ging von Gersan aus. Der Priester konnte nicht anders, als zurück zu lächeln während eine aufgeregte Stimme in seinem Geist laut gegen ihn anschrie, dass dies alles hier verkehrt sei, dass die beiden Kerle ihm Übles wollten, dass der Malrastrank seine Sinne benebelte. Bei der Träumenden, das wusste er doch alles selbst! Er saß an einem Spieltisch und hatte die gezinkten Karten, die bearbeiteten Würfel genau vor sich liegen. Aber dennoch musste er weiterspielen, denn diese Männer wussten etwas über seinen verschwundenen Freund. Es war ein gewagtes Spiel. Er hatte sich längst nicht mehr unter Kontrolle, aber er würde nicht aufgeben. In Gedanken hob er den Würfelbecher zum nächsten Wurf.
»Ay, gute Freunde, das sind wir, na klar!«
Er hörte sich diese Worte aussprechen, schwerfällig, aber unverkennbar seine Stimme, und ein Teil von ihm glaubte sogar, was er sagte.
Wir sind alles gute Freunde, Gersan, ich, dieser wie heißt er noch mal? Egal, wir leuchten alle im Licht der Feuer von Vellardin, jeder von uns, die Helden wie die Ungeheuer. Rotglühende Funken, die durch die Nacht von Cyrandiths Traum tanzen.
»Nun, Pándaros, ich möchte, dass Ihr versteht, dass wir Euch nichts Böses wollen«, übertönte Gersans Stimme seine Gedanken. »Wir sind ebenso Freunde von Ranár wie Ihr es seid.«
»Wo ... ist Ranár?«, hörte sich Pándaros fragen.
»Er ist nicht hier.« Der Händler zuckte die Achseln und hob mit einer Geste des Bedauerns seine Hände. »Wir können das leider nicht ändern. Zur Zeit können wir ihn nicht einmal erreichen. Ihr müsst wissen, dass es Leute gibt, die nach ihm suchen – so wie Ihr. Und nicht jeder von ihnen meint es gut. Ihr werdet daher vielleicht meine Vorsicht verstehen.«
Er machte eine kurze Pause, als erwarte er ein bestätigendes Nicken des Priesters. Als dies ausblieb, räusperte er sich, bevor er weitersprach. »Er bat uns, die Augen nach jenen offen zu halten, die möglicherweise auf der Suche nach ihm den Weg in meinen Laden finden und nach ihm fragen würden. Deshalb habe ich Euch den Malrastrank angeboten. Es ist für Euch viel schwerer zu lügen, wenn Ihr unter seinem Einfluss steht.«
»Kann ich dich einen Moment alleine sprechen?«, unterbrach ihn der Mann, den er als Halkat vorgestellt hatte.
Gersan blickte unwillig zu ihm auf. »Kann das nicht warten?«
»Nein, es muss jetzt sein.«
Der Händler seufzte auf. »Also gut, dann gehen wir. Aber schnell – nicht, dass unser Gast doch noch umkippt, wenn die Wirkung des Tranks auf ihn weiter zunimmt.«
Pándaros öffnete den Mund, aber bevor er in dem Durcheinander seiner Gedanken die Worte für eine Frage finden konnte, erhob sich Gersan. »Es wird nicht lange dauern. Ich werde gleich wieder da sein.«
Halkat bedachte den Priester mit einem abfälligen Blick, dann drehte er sich um und ging zum Treppenabsatz. Gersan folgte ihm die Stufen hinauf ins obere Stockwerk. Pándaros blieb allein in der Küche zurück.
In was war er da nur hineingeraten! Wer waren diese Männer, und was hatte Ranár mit ihnen zu schaffen?
Ranár ... er musste nur an den Namen seines Freundes denken, schon stand dessen Gesicht so deutlich vor ihm, als säße dieser ihm gegenüber, sein Blick wach und aufmerksam durch den Raum wandernd, auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser hilflosen Lage. Was Auswege betraf, so hatte man sich immer darauf verlassen können, dass Ranár einen finden würde. Seine schlau eingefädelten Streiche, mit denen er immer wieder für Aufsehen sorgte, darüber hinwegtäuschten, wie eifrig er die Schriften der
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