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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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befand. Selbst dies bereitete dem Priester nun Mühe. Es dauerte schier eine halbe Ewigkeit, seinen Kopf ein wenig zu drehen.
    »Strengt Euch nicht an«, ertönte Gersans Stimme, laut und durchdringend. »Das hilft nichts.«
    »Was ... passiert mit mir?«
    Pándaros´ Worte klangen in seinen Ohren gedämpft und angestrengt, den Mund in ein unsichtbares Tuch gepresst, das ihn knebelte.
    »Keine Sorge, ich habe Euch nicht vergiftet«, sagte Gersan freundlich. »Ihr habt nur einen Becher voll vergorener Malrasfrüchte getrunken.«
    Pándaros´ Gedanken rasten.
    Malras! Davon hatte er schon einmal gehört. Dunkle Beeren erschienen vor seinen Augen, schwarz und glänzend, kugelrund, wie die Beeren von Tollkirschen, nur viel größer. Sie waren nicht giftig, aber dafür bekannt, dass sie die Tore zu den unsichtbaren Welten weit aufrissen, dass Gedanken und Gefühle sichtbare Gestalt oder die Form von Klängen und Stimmen annahmen. Wer Malraswein zu sich genommen hatte, der konnte ...
    »... schon nach kurzer Zeit nicht mehr zwischen den Bildern seines Verstandes und der tatsächlichen Welt unterscheiden«, ergänzte Gersan.
    Der Priester starrte ihn mit offenem Mund an. Hatte er gerade laut gesprochen, oder sie beide? Hatte der Kerl in seinem Geist gelesen? Bei den Göttern, was ging hier vor?
    Er versuchte, seine wirren Gedanken zu zähmen, während Gersans Stimme weiter in seinen Ohren hallte.
    »Bestimmt habt Ihr als Priester Erfahrungen mit Pflanzen wie Malras gemacht. Aber ich kann Euch versichern, dieser Trank hier ist stärker als alles, was Ihr bisher gekannt habt. Wir haben ihn noch verbessert.«
    Wir?
    Wen meint er mit ›wir‹?
    Egal, grübel nicht lange darüber nach, beschäftige ihn! Stell ihm Fragen! Du musst Zeit gewinnen. Die Wirkung dieses Tranks kann ja nicht ewig andauern!
    Hab ich das gerade vor ihm ausgesprochen? Ich weiß es nicht mehr ... Cyrandith, lass mich jetzt nicht den Verstand verlieren!
    »Warum tut Ihr das?«, fragte Pándaros mühsam.
    Gersan lehnte sich wieder zurück, ohne zu antworten. Er griff nach dem Steinkrug neben dem Geschirrstapel. Dann nahm er den Becher, aus dem der Priester getrunken hatte, an sich. Er warf einen prüfenden Blick ins Innere des Gefäßes und drehte es herum, bevor er es füllte.
    »Weil es leider notwendig ist«, sagte er schließlich. »Ihr werdet verzeihen, dass ich den richtigen Wein für mich selbst aufgehoben habe.«
    Mit einem spöttischen Lächeln hob er den Becher, um Pándaros zuzutrinken. Dann leerte er ihn in einem Zug.
    »Ich hätte Euch gerne etwas davon angeboten, aber ich fürchte, Ihr würdet keine gute Verwendung mehr für diesen Tropfen haben. Wie ich schon sagte, der Malrastrank, den Ihr zu Euch genommen habt, ist stärker als gewöhnlich. Einer seiner Effekte besteht darin, dass er die Gliedmaßen lähmt. Eure Atmung wird davon nicht beeinträchtigt, aber im Moment könntet Ihr noch nicht einmal diesen Becher festhalten, wenn ich ihn in Eure Hand legen würde.«
    »Warum ...«, wiederholte Pándaros. Es war das einzige Wort, an das er gerade denken konnte, zwei Silben, heißer als die Luft im Raum, die seinen Kopf anschwellen ließen wie eine pralle Schweinsblase am Ende eines Narrensteckens. Sein Verstand war zu einer straff gespannten Trommel geworden, und jeder Rhythmus, den sie zu spielen imstande war, bestand aus den Silben des Wortes ›Warum‹. Um den Druck gegen das Innere seines Kopfes zu erleichtern, sagte er es laut gleich noch einmal. Doch obwohl er die eigene Stimme vernahm, die durch den Raum hallte, nahm das Trommeln in seinem Geist nicht ab.
    Ein Fingerschnippen dicht vor seinem Gesicht unterbrach den Lärm seiner Gedanken. Gersan sah ihn streng an. »Bleibt bei mir! Ich will, dass Ihr mir auf alle meine Fragen antwortet. Verstanden?«
    »Ay«, murmelte Pándaros gehorsam. Das zur Antwort gehörende Kopfnicken kostete ihn einige Anstrengung.
    »Gut. Sagt mir, wer Ihr seid und was für eine Beziehung Ihr zu Ranár hattet.«
    Die Augen des Priesters weiteten sich.
    Gersan hatte den Namen seines Freundes erwähnt! Wie konnte dieser Mann ihn kennen? Hatte Pándaros selbst ihn etwa während seiner Unterhaltung unbeabsichtigt genannt? Er konnte es nicht sagen. Der Rhythmus der Trommel in seinem Kopf hatte sich geändert. Statt des Wortes ›Warum‹ dröhnte nun der Name des verschwundenen T´lar-Priesters in seinen Ohren.
    »Ranár ...«, flüsterte er, wie um Gersan dies zu erklären.
    »Genau. Ranár. Wie gut kanntet Ihr

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