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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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noch irgendetwas ein, wenn Ihr Euch an Euer Gespräch mit ihm erinnert?«
    Der Händler setzte sich zu Pándaros auf einen der beiden freien Stühle, die bei weitem nicht so imposant aussahen wie der des Priesters. Seine Stirn legte sich in Falten, während er Pándaros neugierig musterte. »Ehrlich gesagt, ich habe nicht mehr viele Erinnerungen an diesen Tag. Der Mann war völlig unauffällig. – Ihr habt vorhin meine Frage nicht beantwortet. Er ist Euer Freund?«
    »Natürlich kenne ich ihn gut«, wich Pándaros aus, der nicht mit einem Fremden über persönliche Angelegenheiten sprechen wollte. »Der Orden mag nach außen wie ein unübersichtlicher Ameisenhaufen von Männern verschiedenster Herkunft erscheinen, jeder mit anderen Aufgaben und alle in gleich aussehenden Roben. Aber wir, die wir in diesen Roben stecken, kennen jedes dazugehörige Gesicht. Er ist kein Unbekannter.«
    »Das meinte ich nicht«, sagte Gersan. Zum ersten Mal bemerkte der Priester, dass der Händler lächelte. »Ich denke, Ihr kennt ihn besser, als ihr einem Fremden wie mir offenbaren würdet. Aber dennoch steht es Euch ins Gesicht geschrieben.«
    Pándaros rutschte unruhig auf seinem viel zu großen Stuhl nach hinten. Bei den Hörnern des Sommerkönigs! Er war wohl tatsächlich nicht besonders schwer zu durchschauen. »Das ist nun wirklich meine Angelegenheit.«
    Gersan lächelte noch immer. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Pándaros bemerkte, wie es unter seinen Achseln feucht wurde. Die Hitze in diesem Raum brachte ihn allmählich ebenfalls zum Schwitzen.
    »Ist es das?«, entgegnete der Händler. »Ich denke nicht. Es hat in dem Moment aufgehört, Eure Angelegenheit zu sein, als Ihr Euch entschieden habt, mehr über Euren verschwundenen Freund herauszufinden.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Ihr wollt Antworten, also müsst Ihr selbst ebenfalls welche liefern. Das ist das Gesetz des Gleichgewichts. Als Priester solltet Ihr es kennen. Das Gleichgewicht durchzieht alles Geschaffene aus Cyrandiths Traum.«
    Pándaros wusste nicht, was er sagen sollte. Gersan war wirklich ungewöhnlich. Nur selten hatte er bisher einen einfachen Mann, der kein Priester war, über Dinge wie die Natur der Welten sprechen hören. Ob er vielleicht einem der vielen Kulte angehörte, die in den letzten Jahrzehnten gerade im Süden Runlands aufgeblüht waren?
    »Ihr wollt also, dass ich Euch etwas von diesem Mann erzähle, damit Ihr mir im Gegenzug ebenfalls etwas von dem erzählt, woran Ihr Euch noch erinnert«, sagte er langsam. »Habe ich das richtig verstanden?«
    »Nicht ganz«, erwiderte Gersan. »Über ihn weiß ich genug. Ich will Euren Namen wissen, und wie Ihr zu ihm steht.«
    Pándaros´ Lippen wurden schmal. Das reichte. Etwas stimmte hier nicht. Das war keine Unterhaltung mehr, sondern ein Verhör. Er fühlte, wie sein Puls schneller zu schlagen begann.
    »Um es noch einmal deutlich zu machen: Das geht Euch nichts an. Entweder Ihr sagt mir jetzt, was Ihr bisher zurückgehalten habt, oder Ihr lasst es bleiben, und ich verschwinde.«
    »Geht noch nicht!«, sagte Gersan ruhig. »Bleibt sitzen, und bewegt Euch nicht!«
    Pándaros erhob sich ohne eine weitere Entgegnung.
    Nein! Er saß noch immer!
    Erneut versuchte er, sich zu erheben. Sein Verstand sagte ihm, dass er aufgestanden war, aber er blickte an sich herab, und noch immer saß er, die Hände auf die Lehnen gepresst. Sein Rücken war klatschnass.
    Gersans Lächeln verbreiterte sich vor seinen Augen zu einem Grinsen, zwei Reihen hell leuchtender Zähne, die über das Gesicht des Mannes zu wuchern begannen.
    Der Priester blinzelte erschrocken, und das unheimliche Bild verschwand. »Ich ... kann nicht aufstehen«, murmelte er. Seine Stimme klang belegt.
    »Tatsächlich? Warum wollt Ihr denn auch so schnell fort? Es fängt doch gerade erst an, richtig gemütlich zu werden.«
    Der Händler beugte sich im Sitzen nach vorne. Pándaros spannte erneut seine Muskeln an, um sich von dem Stuhl zu erheben, doch seine Gliedmaßen fühlten sich an, als hätten sie nichts mehr mit dem Verstand zu tun, der ihnen Befehle gab. Genausogut hätten sie sich Meilen von ihm entfernt befinden können. Nicht einmal mehr seine rechte Hand, die auf der Tischplatte neben dem Kerzenständer ruhte, gehorchte seinem Willen, sondern lag so reglos da, als gehörte sie einem Fremden, vielleicht jemandem, der gerade dicht hinter ihm stand.
    Hilflos wanderte sein Blick zu Gersan, dessen Gesicht sich nun dicht vor seinem

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