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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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nachdachte, desto weniger mochte er, was sie vorhatten. Einen wehrlosen Mann zu verprügeln, selbst wenn dieser ein Verbrecher war, der versucht hatte, sie umzubringen, dafür besaß er wohl doch keinen genügend starken Magen. Suvare dagegen schien fest entschlossen, von Farran herauszubekommen, was er über die Arcandinseln und die dort verborgenen Stützpunkte der Piraten wusste. Bevor sie damit beginnen würde, ihr gemeinsames Vorhaben in die Tat umzusetzen, wollte er es noch ein letztes Mal im Guten versuchen.
    Er trat vor Farran und blickte auf ihn hinab. Der Gefangene lehnte im Sitzen an der Heckwand der Tjalk. Seine Hände waren ihm auf den Rücken gebunden. Auch seine Füße hatte Corrya gefesselt, als er ihn unter Deck geschafft hatte.
    »Du hältst ziemlich gut durch«, sagte er ruhig. »Jemand anderes hätte sicher schon geredet. Aber du machst dir etwas vor, wenn du denkst, dass du irgendeinem deiner Kameraden etwas schuldest. Die haben dich abgeschrieben. Hat uns der Hecht etwa verfolgt?«
    Er machte absichtlich eine Pause. Suvare neben ihm beobachtete ihn aufmerksam, ohne sich einzumischen.
    »Natürlich nicht«, fuhr er in überzeugtem Ton fort. »Sieh´s doch ein: Dein Leben als Pirat ist vorbei. Jetzt geht es nur noch darum, dich selbst zu retten. Was glaubst du, wie lange wir dich noch hier an Bord behalten? Suvare wird dich dem Rat von Menelon übergeben. Was die mit Kerlen wie dir anstellen, das weißt du von uns allen bestimmt am besten.«
    Das Gesicht des Gefangenen zeigte keine Regung. Er sah an Enris vorbei, die Lippen fest aufeinandergepresst. Auf seiner Wange leuchtete ein Abdruck von Teras´ Hand. Der junge Mann fragte sich, aus welchem Kampf der Pirat wohl die hässliche, lange Narbe auf seiner Stirn haben mochte.
    »Aber noch kannst du dem Strick entkommen. Wenn du uns sagst, was wir von dir wissen wollen, dann werden wir uns für dich einsetzen. Ich kann dir nicht versprechen, dass sie dich freilassen, aber wir können dafür sorgen, dass sie dich nicht hängen.«
    Farran stieß ein verächtliches Schnauben aus. Es war die erste wirkliche Form einer Antwort, die er gab, seit Suvare, Enris und Teras zu ihm unter Deck gekommen waren.
    »Das glaubst du doch selbst nicht, Junge!« Seine Stimme klang rau und verbittert. Er räusperte sich laut. »Die bedanken sich für das, was ich ihnen verrate – und dann knüpfen sie mich auf. Ich kenn die Dreckskerle von Kaufleuten. Andostaan, Nilan, Menelon, überall das Gleiche. Die tun so, als wären sie die Ehrbarkeit in Person, dabei sind sie auch nicht anders als wir. Es geht immer nur ums Geschäft. Doch wir machen uns wenigstens nichts vor. Ich bin sowieso tot. Von mir erfahrt ihr nichts.«
    Enttäuscht blickte Enris Suvare an.
    »Er hat recht«, meinte sie trocken. »Wir können ihm kein Versprechen geben, dass der Rat ihn nicht hinrichten wird. Es ist Zeitverschwendung, ihn überreden zu wollen. Er wird seine Kameraden nicht verraten. Das gehört zu seiner Ehre.« Sie lachte kurz auf, ein Geräusch, das in dem dämmerigen Bauch des Schiffes hohl und freudlos klang. »Ay, wir alle haben unsere Ehre. Die Männer des Hechts haben ihre, und ich habe meine. Ich bin für die Sicherheit meiner Männer verantwortlich. Wir können eben beide nicht aus unserer Haut.«
    Sie kniete sich neben Farran hin und packte seinen Oberkörper.
    »Was hast du vor?«, wollte Enris wissen.
    »Das, was wir von Anfang an geplant hatten«, erwiderte sie. »Wir bringen ihn zum Reden. Teras hat es mit Backpfeifen versucht, du auf die freundliche Art. Aber letztendlich wissen wir beide, dass wir damit nicht weiterkommen.«
    Mit einem Ruck zog sie Farrans gefesselten Körper von der Bordwand weg, an der er gelehnt hatte. Der Pirat versuchte sich dagegen zu wehren, aber seine Hand- und Fußgelenke waren so gut verschnürt, dass es ihm nichts nützte. Suvare schob ihn auf dem Boden in eine Seitenlage.
    »Soll ich jetzt vielleicht Angst haben?« Der Pirat presste stöhnend seinen Mund auf die Planken. Er drehte seinen Kopf, so weit es ihm möglich war, um Enris und Suvare ansehen zu können, was ihm aber nicht gelang. »Ihr foltert mich nicht! Darin habt ihr keine Erfahrung.«
    »Meinst du?«, gab Suvare ungerührt zurück. »Dann lass es uns rausfinden!«
    »Ihr seid Händler, keine Krieger«, beharrte Farran. »Deswegen habt ihr auch mit all dem hier gewartet, bis die anderen von Bord waren. Wenn ihr den Mumm hättet, bis zum Ende zu gehen, dann wär es euch scheißegal, ob

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