Runlandsaga - Wolfzeit
Welt durchdringen zu können.«
Der Serephin starrte sie weiter unverwandt an. Schließlich entspannte er sich wieder. Seine Brust hob und senkte sich schwer, als er seinen Mund öffnete und nach Atem rang.
»Manari«, flüsterte er. Es klang, als könne er es kaum glauben, immer noch am Leben zu sein.
»Ja, genau«, gab sie freudig auflachend zurück. Tiefe Erleichterung lag in ihrer Stimme. Alcarasán fragte sich, woher Manari ihn wohl kennen mochte.
Der Serephin sah an sich herab. Langsam hob er eine seiner Hände, hielt sie sich vors Gesicht und ließ sie kraftlos wieder fallen.
Hätte nicht geglaubt, dass ich noch einmal meine wirkliche Gestalt sehen würde ...
Selbst seine Gedanken, die sie ohne Worte vernehmen konnten, hörten sich erschöpft an.
Ich ging als Erster von uns durch das Quelor. Dann ... dieses Licht ... alles um mich herum brach zusammen ...
Ganz ruhig! Du bist noch längst nicht völlig wiederhergestellt.
Alcarasán vernahm erneut die Stimme des verletzten Serephin, den seine Schwester Cesparian genannt hatte. Sie hallte schwach und abgehackt durch seinen Geist, aber dennoch verständlich. Der Krieger war kräftig. Er würde überleben.
Ich glaube, ich habe ... ich habe es als Einziger hindurch geschafft ... das Portal brach in sich zusammen. Ich hörte so viele Schreie ... Tote überall um mich herum ... bin gerannt, euch hinterhergerannt, dann stürzte der Gang ein ...
Ich weiß. Manari strich ihm beruhigend, regelrecht zärtlich über die Wange. Streng dich nicht an! Du kannst uns alles später berichten. Jetzt schaffen wir dich erst einmal aus den Höhlen.
Cesparians gestammelte Worte irrlichterten weiter durch die Gedanken der drei, als ob sie Manari nicht gehört hätten. Habe all meine Kraft verbraucht, um schnell meine Gestalt zu verändern ... um nicht erschlagen zu werden. Es fällt so schwer ... warum fällt es einem hier so schwer ...
»Kommt«, sagte Manari laut. »Wir tragen ihn nach oben.«
Jenasar ergriff die Füße des nackten Serephin, Alcarasán und Manari packten ihn unter den Armen. Gemeinsam trugen sie Cesparian aus dem Gang und in den Keller unter die geöffnete Luke.
Mehrere gespannte Gesichter erschienen über ihnen und blickten auf sie hinab.
»Wer ist es?«, rief einer der Krieger aus dem Kreis der Stürme.
»Einer aus der letzten Gruppe, bevor das Quelor zusammenbrach«, gab Manari zurück.
Jahanila hatte sich ebenfalls am Rand der Luke niedergekniet und sah zu ihnen hinab. »Und was ist mit euren Leuten?«
»Wir haben keine Überlebenden gefunden«, sagte Alcarasán. »Um sicher zu gehen, müssten wir den Gang bis zu der Haupthöhle völlig frei räumen. Aber ich glaube nicht, dass da unten noch jemand am Leben ist.«
Ein erneutes Stimmengewirr erhob sich über ihm, das Manari sofort abschnitt. »Helft uns, den Verletzten hochzuheben!«
Zwei Krieger aus dem Kreis der Stürme hoben Cesparian über den Rand der Luke. Der Serephin war zwar bei Bewusstsein, aber Alcarasán erschien es, als würde er jeden Augenblick ohnmächtig werden. Der Mann brauchte schnellstmöglich völlige Ruhe und eine Kraftübertragung, um keinen dauerhaften körperlichen Schaden zu erleiden und um sich wieder zu erholen. Er selbst zog sich mit Hilfe von Jahanila aus dem Loch heraus. Hinter ihm folgten Jenasar und Manari.
Der junge Krieger blieb am Rand der Luke stehen und wartete, bis sich Manari aufgerichtet hatte. Sie drehte sich zu ihm um. Die anderen Serephin, die sich um den am Boden liegenden Verletzten geschart hatten, wandten sich wie auf ein unsichtbares Zeichen hin den beiden zu und blickten sie gespannt an.
»Zwischen uns steht noch eine ungeklärte Angelegenheit«, sagte sie. »Aber du hast Cesparian das Leben gerettet.«
Ihre Stimme klang merkwürdig ruhig, doch jeder im Raum spürte die nur mühsam unterdrückte Erregung der Frau. Alcarasán, der neben ihr stand, fühlte wieder die fiebrige Hitze, die von dem Temari ausging. Ihr Blick glitt zu ihm, als hätte sie seine Empfindung erraten. »Ihr beide habt ihn gerettet«, verbesserte sie sich. »Ohne die Kraft, die ihr ihm gegeben habt, wäre er jetzt bereits tot.«
Sie trat einen Schritt näher an Jenasar heran und stand nun dicht vor ihm. »Um Cesparians Willen werde ich nicht auf dem Zweikampf bestehen. Ich werde nicht gegen denjenigen kämpfen, dem er sein Leben verdankt. Aber wenn du noch ein einziges Mal meine Befehlsgewalt in Frage stellst oder andeutest, dass mein Bruder hier ein Verbrechen begangen
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