Runterschalten!
ist, dass ich meine eigene Chefin bin. Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen, ich kann mir meine Kunden aussuchen. Es fühlt sich groÃartig an.
Fehlt Ihnen etwas aus Ihrem früheren Leben: Status, Inhalte oder Herausforderungen?
Das Einzige, was mir fehlt, ist, dass ich gern mal im Team arbeiten würde. Das geht aber nicht nur mir so, sondern auch Netzwerk-Kolleginnen und deshalb vernetzen wir uns auch und tauschen uns aus. Das sind für mich quasi Flurgespräche. Aber auch mit anderen an einer Sache arbeiten würde mich reizen. Aber das kann man ja auch in Kooperation machen â der andere ist dann genauso selbstständig, und man macht gemeinsam Projektarbeit. So was mache ich in den letzten Jahren öfter.
Sind Sie jetzt auch finanziell zufrieden, hat sich Ihre neue Tätigkeit als zukunftstauglich bewährt?
Ja, das hat sie. Ich könnte weniger wählerisch mit meinen Kunden sein, dann würde ich mehr Umsatz machen. Das möchte ich aber nicht â ich arbeite lieber mit Herzblut an dem, was ich mache. Egal, ob es dabei um Nanotechnologie oder um andere mittelständische Unternehmen mit einer besonderen Kundenorientierung geht: Ich versuche, das Einzigartige an ihnen herauszuarbeiten, das ist immer wieder aufregend und reizvoll. Ich muss natürlich wach sein und flexibel bleiben. Die Internetbranche ist ja sehr lebendig, und ich muss immer dazu lernen.
Wenn Sie jetzt zurückblicken, würden Sie bestimmte Dinge in Bezug auf die Kursänderung anders machen, und wenn ja, welche?
Nein, nichts.
Inwieweit brauchten Sie zum Runterschalten Ihre eigene Steuerleistung; konnten Sie unterwegs auch mal driften?
Die eigene Steuerleistung braucht man zu hundert Prozent, auch wenn man mal drauÃen liegt und die Sonne genieÃt â das ist dann auch eine bewusst gesteuerte Entscheidung. In der Gründungsphase konnte ich eher nicht driften, obwohl das eine aufregend neue Mischung war zwischen Strategie und dem Abarbeiten der vielen Planungspunkte. Aber es ist auch dieser herrliche Aufbruch â man weià nicht genau, was da jetzt kommt. Aber ich habe dann später das Driften gelernt und als eigene Methode schätzen gelernt. Nicht nur als Entspannung, sondern ich kann viel effektiver arbeiten, wenn ich mir das Driften innerhalb von Projekten und Aufträgen erlaube. Dabei geht es jetzt nicht nur um kreative Prozesse, sondern überhaupt um Problemlösungen innerhalb eines Auftrags â oder auch im privaten Leben, was ich übrigens kaum mehr als getrennt empfinde: Leben und Arbeiten.
Was würden Sie anderen Menschen raten, die auch vorhaben, runterzuschalten?
Es unbedingt zu tun! Wobei ich glaube, dass eine Menge Menschen den heimlichen Wunsch dazu haben, aber nicht wissen, wie sie das im Alltag machen sollen. Man steckt in einem groÃen Geflecht von Anforderungen, Beruf, Familie, Freunde, und sich da mal rauszuziehen â also mal zur Besinnung zu kommen und sich zu fragen, was kann ich, was will ich und was brauche ich dazu ⦠Dafür braucht man Zeit und MuÃe. Doch das halte ich für elementar wichtig, und ich glaube, das sollte sich jeder Mensch mal gönnen. Das sollte man nicht immer wieder vor sich her schieben â denn es lohnt sich sehr.
Angestellt bleiben, aber anders
Wenn Sie Ihrer Arbeit und Ihrem Unternehmen treu bleiben und trotzdem runterschalten wollen, haben Sie drei Möglichkeiten: ein Sabbatical einzulegen, falls Ihr Unternehmen das anbietet, keine Ãberstunden mehr zu machen oder auf Teilzeit umzuschwenken.
Zur ersten Möglichkeit: Ein Sabbatical ist in Deutschland die Luxusvariante des befristeten Runterschaltens â Schätzungen zufolge bieten es nur drei Prozent der Unternehmen an, einen gesetzlichen Anspruch wie bei Teilzeit gibt es nicht. Schade eigentlich, denn die Rückkehrer sind meist frisch motiviert und gehen mit neuem Elan zu Werk, und davon profitiert das Unternehmen.
Das Sabbatical kann von drei bis zwölf Monaten dauern und für Reisen oder Weiterbildung genutzt werden. Wer eine solche Auszeit vom Job machen möchte, kann in Absprache mit dem Unternehmen Ãberstunden und nicht genommenen Urlaub auf einem Arbeitszeitkonto ansparen. Oder drei Jahre lang 40 Stunden pro Woche arbeiten und sich für das geplante freie Jahr nur 30 Stunden bezahlen lassen. Oder ein Jahr auf einer bezahlten Halbtagsstelle Vollzeit arbeiten und sich den überschüssigen Lohn im Sabbatjahr auszahlen
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