Runterschalten!
ob sie auch runterschalten können, das ist die Frage. Einerseits werden viele Angst um den Arbeitsplatz haben, und viele werden dann bei einem krisengeschüttelten Unternehmen auch mehr arbeiten, um wieder aus der Krise zu kommen.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht mit Angestellten, die runterschalten wollen?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche möchten die Stelle oder das Team wechseln, andere möchten die Arbeitszeit reduzieren. Es ist dann im Einzelfall zu klären, wie und ob das umgesetzt werden kann.
Welche der folgenden Modelle empfinden Sie aus der Unternehmensperspektive als am geeignetsten, um runterzuschalten?
Teilzeit
Sabbatical
Elternzeit für junge Väter
Teleworking â Arbeit von Zuhause
Andere Modelle, die Unternehmen anbieten können?
Teilzeit ist nicht unbedingt ein Modell, das auch mit weniger Stress oder mit weniger Arbeit einhergeht. Das Sabbatical ist eine gute Möglichkeit zum Runterschalten, aber das kommt kaum vor. Elternzeit für junge Väter wird immer stärker nachgefragt, und bei Telearbeit gibt es bekanntermaÃen Vor- und Nachteile. Auch gemeinsame Sportangebote im Unternehmen können eine gute Möglichkeit zum Runterschalten sein.
Ist Runterschalten aus Unternehmenssicht überhaupt wünschenswert?
Grundsätzlich ist es aus Unternehmenssicht wünschenswert, dass die Mitarbeiter gesund und produktiv sind. Wenn dies auch durch Runterschalten erreicht wird, ist es durchaus wünschenswert.
Angenommen, bei Ihnen bewirbt sich jemand mit eindeutig höherer Qualifikation auf einen Durchschnittsjob. Er gibt als Begründung an, dass er ârunterschaltenâ will. Kann er diesen Job aus Ihrer Sicht bekommen oder gibt es Hinderungsgründe?
Es kommt darauf an. Wenn ein Kandidat überzeugend begründen kann, warum er runterschalten möchte, dann ist das durchaus möglich. Es ist schwierig, eine pauschale Antwort zu geben, denn das hängt immer davon ab, was im Unternehmen gerade gebraucht wird und wie der Bewerber sonst zu dem Stellenprofil passt.
Ist das Runterschalten aus Ihrer Sicht ein Karriereknick?
Ich sehe das Bekenntnis zu einer Auszeit oder zum Runterschalten als Zeichen der Stärke und Selbstreflexion eines Mitarbeiters. In dieser Zeit sind weitere Karriereschritte eher eingeschränkt, aber nicht unmöglich.
Sollte sich ein Bewerber dazu bekennen?
Ein Bewerber sollte sich schon dazu bekennen, denn das Unternehmen muss ja wissen, mit welchem Arbeitseinsatz es von Seiten des Kandidaten rechnen kann.
Glauben Sie, dass Unternehmen von Menschen, die runterschalten, auch profitieren können?
Ja, durchaus, weil diese Menschen dann motivierter und zufriedener sind und in der Regel auch effizienter arbeiten.
Laut Weltgesundheitsorganisation ist Stress die Gesundheitsgefährdung Nr. 1 weltweit und auch ein enormer Kostenfaktor. Wird aus Ihrer Sicht in Unternehmen genug gegen Stress getan?
Bezogen auf die Mehrheit der Unternehmen, nein. Wir haben in unserem Haus ein Arbeitszeitmodell mit vier unterschiedlichen Modulen. Durch das Gleitzeit- und Langzeitkonto sowie das Zeitwertpapier sind zum Beispiel ein Sabbatical oder bezahlte Teilzeitarbeit möglich oder man kann früher aufhören zu arbeiten. Wir haben auch ein Gesundheitsmanagement, wo man lernt, Stress abzubauen, und ein groÃes Sportangebot. Aber im Allgemeinen ist das wohl anders.
Ist die Politik, immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern zu verteilen, in dieser Hinsicht hilfreich?
Nein.
In den letzten Jahren wurden durch Vereinheitlichung der Studienabschlüsse und internationalisierte Ansprüche in Firmen bestimmte modulartige Karriereverläufe gefördert und Normkarrieren nachgefragt. Neuerdings macht das Schlagwort âDiversity Managementâ die Runde â ist das aus Ihrer Sicht eine Gegenbewegung?
In Bezug auf die Karriereverläufe sehe ich da keine Gegenbewegung. Selbst wenn es viele ähnliche Verläufe gibt, ist doch immer noch eine Vielfalt gegeben durch Herkunft und Geschlecht und so weiter. Den Begriff âDiversity Managementâ sehen viele Personalfachleute eher als Marketing-Trick, ein bisschen auch als Mode.
Ausblick: Runterschalten!
Zum Abschluss dieses Buches sind Sie zu anderen Lebensläufen und zu anderen Meinungen gedriftet. Sie haben Eindrücke davon gewonnen, wie es ist, wenn man den Prozess des Runterschaltens hinter sich hat. Wenn man angekommen ist in dem neuen, selbstbestimmteren Leben
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