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Runterschalten!

Runterschalten!

Titel: Runterschalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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vielleicht zu Burnout-Phänomenen und die Menschen sagen, es ist zu Ende mit dem Lebensstil, den ich bisher hatte, ich muss jetzt runterschalten.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Angestellten gemacht, die runterschalten wollen?
    Mir ist das nur individuell begegnet. Ein Beispiel: Bei einem – wie man heute sagt – Global Player gibt es extra ein Referat für „Burnout“. Das kommt so nicht an die Öffentlichkeit, aber wenn Sie mit den Menschen sprechen, dann hören Sie, wir sind die Größten, Besten, Schönsten, und das bleiben wir, indem wir mehr leisten als die anderen. Ich glaube, dass es der Preis für die hohe Position am Weltmarkt ist, dass Burnout dort ein Thema ist.
    Der Effizienzgedanke spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Ich habe ja häufig in angelsächsischen Unternehmen gearbeitet, alle davon in ihrer Art sicherlich Weltklasse. Die sind da sehr rigide in ihrer Firmenpolitik und das kollidiert mit unserem deutschen Verständnis. Der angelsächsische Ansatz ist völlig tayloristisch ( siehe hier ), und da ist auch mitreden gar nicht gewünscht, jedenfalls nicht in den mittleren Hierarchien. Da kommt die Effizienz noch mal ganz anders ins Spiel, nämlich über die Austauschbarkeit. Das ist etwas anderes als der hier –nicht überall – vorherrschende ganzheitliche Ansatz. Ein deutscher Facharbeiter, den es sonst in der Welt ja auch nicht gibt, hat eine Ausbildung hinter sich, durch die er viel weiß und kennt. So etwas gibt es in Amerika, Australien, Großbritannien, Indien nicht. Hierzulande würde man sich mit einem Facharbeiter zusammensetzen und sagen, da stimmt Ihre Leistung nicht, was ist denn da los? Und dann kann man da was machen. Beim Austausch-Prinzip gibt es nur zwei Warnungen, und dann war es das, und dann kommt der Nächste dran.
Welche der folgenden Modelle empfinden Sie aus der Unternehmensperspektive als am geeignetsten, um runterzuschalten?
Teilzeit
Sabbatical
Elternzeit für junge Väter
Teleworking – Arbeit von Zuhause
Andere Modelle, die Unternehmen anbieten können?
    Ich bin bei allen skeptisch. Das Sabbatical ist meiner Erfahrung nach ein Luxusinstrument, das nur in Führungskreisen genutzt wird. Denn das heißt ja, dass der Arbeitsplatz freigehalten wird. Und so eine Arbeitsplatzgarantie, das können sich nur sehr gut betuchte Unternehmen leisten.
    Die Teilzeit ist nach meiner Erfahrung ein besseres Ausbeutungsmodell als die Vollzeit. Es sind ja hier überwiegend Mütter, die das machen, die 15 oder 20 Stunden arbeiten – die können immer 15 bis 25 Prozent draufhauen, das funktioniert. Es gibt Unternehmen, die das sogar personalplanerisch in der Kapazitätsplanung einsetzen. Die sagen: Da hole doch mal drei Mütter zurück, das bringt ja mehr, drei mal ein Drittel Teilzeit, als wenn wir einen Neuen einstellen. Aber das ist ja jetzt ein Missbrauchsmodell.
    Viele Unternehmen halten Teilzeit für unpraktikabel. Sie sagen: „Wie stellen Sie sich das vor, das funktioniert doch nicht, solldie Übergabe dann jeden Tag um 12.30 Uhr stattfinden?“ Das sind Killerargumente, die auch immer sehr emotional geprägt sind. Sie zeigen, dass es offensichtlich nicht gelingt, intelligente Arbeitszeitmodelle zu entwickeln. Natürlich ist die Arbeitswelt nicht überall teilzeitfähig, aber das sind wenige Bereiche. Mit anderen Worten, das sind Ausreden. Und es gibt in den Betrieben überall dasselbe Thema, nämlich, dass die Frauen sich untereinander sehr wohl organisieren könnten und sozusagen nächsten Mittwoch starten könnten. Aber die Hemmblöcke, die sind woanders! Sonst würde ich sagen, ist das Teilzeitprinzip das flexibelste, auch von der Gesetzgebung hier in Deutschland, für ein Runterschalten. Weil dabei alle Teilzeitmodelle, die nur denkbar sind, auch machbar sind. Die Begrenzung liegt beim Unternehmen.
    Elternzeit für junge Väter hat den Vorteil für die, die es wahrnehmen, den Kündigungsschutz zu bieten. Allerdings ist die gesellschaftliche Akzeptanz da auch noch nicht überall da.
Ist Runterschalten aus Unternehmenssicht überhaupt wünschenswert?
    Das hängt vom Menschenbild ab. Man kann sagen, dass der Mensch leistungsfähiger ist, wenn ihm die Arbeit Freude macht, und die Arbeit macht Freude, wenn es daneben auch noch andere Dinge gibt. Nach meinem Dafürhalten ist es nicht schwer, das in Unternehmen durchzusetzen, nur

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