Runterschalten!
Deutschland kommt das kaum vor, ich meine dieser Marketingansatz â nicht dass ich meine, es gäbe in der betrieblichen Alltagswirklichkeit keine Diversity-Strukturen. Aber ob das darüber hinaus etwas bringt, da bin ich skeptisch. Denn das würde auch unterschiedliche Standpunkte darüber voraussetzen, was Leben ist und was Arbeit. Also von sich aus hätte Diversity Management wohl die Möglichkeit, das Runterschalten einzugliedern, aber ich glaube nicht, dass das irgendwo schon so integrativ gesehen wird.
Runterschalten ist kein Karriereknick
Im Gespräch mit Jens Seeberger, Managing Consultant HAPEKO Frankfurt
Jens Seeberger, Jahrgang 1974, studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Banken und Sportökonomie. Nach seiner Tätigkeit bei einer Bank war er Moderator und Börsenreporter für die deutsch- und englischsprachigen Kanäle eines Finanz- und Wirtschaftsnachrichtenfernsehsenders.
AnschlieÃend leitete er bei einem Medienanalysen-Unternehmen die nationale und internationale Unternehmenskommunikation. Er ist Fachautor zum Thema âPlanung und Erfolgskontrolle im Sportsponsoringâ und Dozent für Personalwirtschaft an der Dualen Hochschule Mannheim. Seit 2008 ist er Managing Consultant in der FrankfurterNiederlassung des Hanseatischen Personalkontors. Er beobachtet, unter anderem in den Bereichen Vertrieb, Marketing, IT, Assistenz und Finance, genau, wie sich der Personalmarkt entwickelt, und unterstützt vor allem mittelständische Unternehmen bei der Suche nach Fach- und Führungskräften.
Herr Seeberger, man spricht in der Personalerbranche ja gern vom âPerfect fitâ, das der Headhunter zustande bringt. Ist das immer eine hundertprozentige Anpassung des Kandidaten an das Unternehmen oder ist es ein Kompromiss zwischen den Erwartungen beider Seiten?
Perfect fit ist aus unserer Sicht der Kandidat, der den Anforderungen des Unternehmens zu hundert Prozent entspricht. Da geht es definitiv darum, inwieweit er das Anforderungsprofil abdeckt. Es geht also um die Passung des Kandidaten ins Unternehmen. Gerade im Mittelstand suchen viele Unternehmen oft die sogenannte eierlegende Wollmilchsau. Nur gibt es die kaum. Hier ist es wünschenswert, dass die Unternehmen sich stärker mit dem verfügbaren Angebot an Arbeitskräften auseinandersetzen und ihr Profil dementsprechend anpassen. Das zu kommunizieren ist auch unsere Aufgabe als Personalberater!
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema Runterschalten gemacht?
Einer meiner Bewerber hat mir dazu seine Geschichte erzählt. Er habe selbst mal runtergeschaltet. Er hatte eine 60-Stunden-Wwoche, habe nebenher noch eine berufliche Weiterbildung gemacht und nachdem er alles abgeschlossen hatte, ist er regelrecht zusammengebrochen. Es war eine Burnout-Geschichte. In dieser Situation hat er beschlossen, runterschalten, und hat damals gekündigt. Dann hat er drei, vier Monate nichts gemacht und sich umorientiert. Und dann ging es wieder los mit neuem Elan. Aber das Runterschalten zu diesem Zeitpunkt war wichtig für ihn, obwohl es wirklich eine schwierige Geschichte war. So einfach den Job aufgeben, das ist nicht jedermanns Sache. Aber er hatte ein paar Rücklagen und bereut den Schritt nicht. Wenner wieder in dieser Situation wäre, würde er das wohl wieder ähnlich machen. Aber er hat jetzt ja auch wieder hochgeschaltet, ist somit also beweglich geblieben und voll belastbar.
Welche der folgenden Modelle empfinden Sie aus der Unternehmensperspektive als am geeignetsten, um runterzuschalten?
Teilzeit
Sabbatical
Elternzeit für junge Väter
Teleworking â Arbeit von Zuhause
Andere Modelle, die Unternehmen anbieten können?
Ich glaube, da lässt sich kein Pauschalurteil fällen. Das hängt viel zu sehr von den individuellen Bedürfnissen des Betroffenen und von den Rahmenbedingungen ab: Wie ist die berufliche und finanzielle Situation, was hat derjenige vor, und so weiter. Und es geht natürlich immer um zwei Seiten â einmal den Bewerber und dann das Unternehmen. Die Frage ist immer, ob es das Unternehmen auch mitmacht? Ich kenne viele Unternehmen, die sagen, wir wollen das nicht, das passt nicht in unser Bild. Besonders in kleineren und mittelständischen Unternehmen ist das noch wenig angekommen. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch groÃe Konzerne, die auf ihrer Website mit ihrer Bereitschaft, zum Beispiel für
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