Runterschalten
Raserei noch sinnvoll für mich? Drehe ich mich nicht selbst im Kreis? Wie lange will ich das noch machen?
Die Sinnfrage ist Teil des Programms „Älter-Werden“. Dieses Kollektivprogramm lässt uns irgendwann merken, dass die eigene Lebenszeit begrenzt ist, dass da ein finaler Schiffbruch lauert, auf den wir uns kaum vorbereiten können. Da helfen kein Lifting und kein Viagra, irgendwann ist die Jugendzeit vorbei. Mit der Folge, dass man mit der immer kleiner werdenden Rest-Zeit noch etwas Eigenes anfangen will. Es kommt der Punkt, an dem man die Sinnfrage jeden Tag hört.
Sie verstummt einfach nicht mehr: Dann will man nicht mehr tun, was alle tun, sondern das, was zu einem persönlich passt. Gemeint ist mit dem „Stopp“ aber nicht die bekannte „Midlifecrisis“ von Männern mittleren Alters, die sich angeblich einen „zweiten Frühling“ herbeisehnen und womöglich Potenzprobleme haben. Klar, es geht auch um die Veränderung der persönlichen Sexualität auf der Schwelle zum Alter, aber nicht nur, und all das gilt auch für Frauen.
Einigen wir uns also darauf, diese Lebensphase einen „Stopp“ zu nennen. Das kann für Frauen und Männer gelten. Ähnlich wie im Schiffbruch kommt man dann momentan überhaupt nicht weiter, auch wenn draußen der Alltag weiter rast. Stillstand herrscht innerlich. Und zwar so lange, bis die Sinnfrage geklärt ist. Möglicherweise geschieht dies auch mehrmals im Leben.
Für uns Steuerleute ist es gut zu wissen, dass sich die Sinnfrage irgendwann stellt. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Leben in Phasen abläuft, die auch das Innehalten, den Stopp für die Neuorientierung enthalten.
Diese Phasen können beispielsweise durch unterschiedliche Zielsetzungen oder Entwicklungsstadien geprägt sein. Klassische Phasen sind: Ausbildung, Studium, erster Job, Jobwechsel, Heirat, Familiengründung, Hauskauf – und dann? Fertig und stopp. Es geht aber auch anders: Ausbildung, Studium parallel zum ersten Job, Kaminkarriere im Unternehmen, fertig. Stopp. Oder so: Ausbildung, Jobeinstieg, Fachkarriere, mehrere Jobwechsel, fertig. Stopp. Es gibt viele Wege, zum Stopp zu kommen.
Tipp
Lebensphasen sind wie Musikstücke gekennzeichnet durch unterschiedliche Tempi, durch den Wechsel unterschiedlicher Lebensgefühle und Energiezustände, durch den Wechsel von Steuern und Driften.
Übung Nr. 1: Meine Drift- und Steuerphasen
Schauen Sie mithilfe der folgenden Tabelle auf Ihr Leben und halten Sie fest, in welchen Phasen Sie selbst gesteuert haben und wann Sie kontrolliert und unkontrolliert gedriftet sind. In welcher/n Phase/n haben Sie sich am wohlsten gefühlt? Welche Phase war am erfolgreichsten für Ihr Berufsleben? Welche war am schönsten für Ihr Privatleben? Oder stimmen diese Phasen überein?
Gesteuert
Gedriftet
Unkontrolliert gedriftet
Von … bis …
Von … bis …
Von … bis …
Von … bis…
Von … bis…
Wenn Sie diese Übung gemacht haben, sollten Sie sehen können, welche Selbststeuerungsart Ihnen bisher am nützlichsten war, beziehungsweise, wann Sie am erfolgreichsten waren: beim Driften oder Steuern. Falls Sie noch ein neues Ziel fürs Runterschalten suchen, gibt Ihnen diese Übung einen wichtigen ersten Hinweis, wohin die Kompassnadel auch in Zukunft ausschlagen kann.
Das Seltsame, wenn Sie im Stopp angekommen sind, ist: Sie merken, dass sich Ihre Werte irgendwie verändert haben. Was Ihnen noch vor ein paar Jahren wichtig war, ist es jetzt nicht mehr. Allerdings passt Ihr Leben nicht mehr dazu. Innerlich sind Sie schon jenseits des Stopps, aber Ihr Leben läuft noch in den alten Bahnen vor dem Stopp. Als Steuermann sollten Sie also jetzt Ihren Lebenskurs an die neuen inneren Werte anpassen.
Wenn Sie herausfinden wollen, ob Sie sich in der Phase vor oder nach dem Stopp befinden, können Sie diesen Test machen: Fragen Sie sich, was auf der folgenden Liste, die ich meinem Kollegen Peter Gester verdanke, für Sie wichtig ist. Markieren Sie diese Punkte Werte mit einem Häkchen. Die Auflösung folgt unten.
Übung Nr. 2: Die Werte meiner jetzigen Lebensphase
Entschleunigung
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Beschleunigung
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Dauerleistung
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Spitzenleistung
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Abregen
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Aufregen
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Enthalten
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Einmischen
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Innenwelt
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Außenwelt
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Akzeptierend
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Bekämpfend
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Selbst als Maßstab
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Kontext als Maßstab
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Haben Sie überwiegend Werte auf der rechten Seite der Tabelle markiert? Dann liegt der Stopp noch vor Ihnen. Wenn Sie dagegen die meisten Häkchen auf der linken Seite
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