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verpacken und über Bord werfen könnten, was würden Sie mit der gewonnenen Zeit tun?
Nach Abschluss dieser Übung sollten Sie wissen, welcher Art von Stress Sie sich ausgesetzt fühlen, und welche Ansätze zur Bewältigung es geben könnte.
Workaholic-Barometer: Wie viel Arbeit brauchen Sie?
Nach den Fragen des Stress-Barometers kommt jetzt auch noch ein „Workaholic-Barometer“? Was soll der ganze Stress?
Der Grund ist einfach: Sie haben geklärt, inwieweit Sie an Stress leiden und welchen Stress Sie loswerden könnten. Aber vielleicht haben Sie jafestgestellt, dass die vorgeschlagenen Methoden aus verschiedenen Gründen „nicht funktionieren“. Die verschiedenen Gründe lassen sich in kurzen Worten zusammenfassen: keine Zeit für so was! Der Stress hängt also nicht nur an Ihnen, sondern Sie auch an ihm.
Hier geht es darum, zu klären, wie viel von diesem Stress möglicherweise mit Ihrer Arbeitsauffassung zusammenhängt: Ist Arbeit für Ihr Selbstverständnis elementar?
Im allgemeinen Sprachgebrauch spricht man scherzhaft von Workaholics wie von Schokaholics – Menschen, die eben gern und viel arbeiten, und Menschen, die gern und viel Schokolade essen. Verzeihlich, alles beides, denken viele.
Viel zu arbeiten wird in unsrer Echtzeitwelt gern gesehen und erntet Anerkennung, das haben wir schon mehrmals festgestellt. Es gibt Forscher, die behaupten, dass Arbeitssucht in Industriegesellschaften längst ein Massenphänomen ist. Im Unterschied zu anderen Abhängigkeiten ist Arbeitssucht jedoch eine, die nicht nur akzeptiert, sondern sogar bewundert wird.
Genau darin liegt das Verhängnis. Wenn Sie Stressbetroffener sind, bemerken Sie möglicherweise noch, dass Stress Ihnen schadet. Als Workaholic merken Sie das nicht mehr.
Beispiel
Susanne Esser ist als Quereinsteigerin in die Personalentwicklung gekommen. Sie hat BWL studiert und hatte im Studium einen anderen Schwerpunkt. Aber die Arbeit macht ihr Freude, obwohl sie den Eindruck hat, sich immer wieder „beweisen“ zu müssen: Die eigentliche Qualifikation für die Arbeit fehlt ihr, meint sie, sie hat sich vieles in Weiterbildungen erarbeitet und nachträglich „draufgeschafft“. Es ist längst zu ihrer Gewohnheit geworden, sich Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Eigentlich spielt sie gern Klavier und ist sportlich, aber in letzter Zeit „kommt sie zu nichts mehr“. Auch ihr Mann sieht sie nur noch selten, und wenn, dann am heimischen Schreibtisch sitzend. Was recht harmlos anfing – Einladungen zu Freunden wurden ausgeschlagen, Urlaube verschoben – verfestigt sich immer mehr. Das gesamte Privatleben ist jetzt Arbeit. Susanne hat aufgehört, zu „delegieren“ – sie meint, nur ihrer eigenen Arbeit vertrauen zu können, sie bezeichnet sich als „Perfektionistin“. Auch wenn man ihr neue Projekte anträgt, sagt sie nicht „nein“, sie will alles machen, aber was wirklich wichtig ist, weiß sie nicht mehr so genau. Der Druck steigt, immer mehr wird nicht erledigt, sie schiebt es vor sich her.
Freunde hat sie nicht mehr, und dass ihr Mann entnervt ist, weil sie nichts mehr gemeinsam unternehmen, versteht sie nicht. Er habe kein Verständnis für eine Frau, die viel arbeitet, wirft sie ihm vor. Das Privatleben ist ihr nicht mehr wichtig. Allerdings merkt sie, dass sie nachts nicht mehr abschalten kann – sie liegt oft lange wach und ist in Gedanken schon beim nächsten Tag. Sie wälzt innerbetriebliche Probleme. Immer häufiger hat sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Namen zu erinnern, was ihr peinlich ist, schließlich sind Namen im Personalmanagement das A und O. Sie hat auch extreme Stimmungsschwankungen, die mit Erfolgen oder ausbleibenden Erfolgen einhergehen. Mal ist sie himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. Die Schmerzen in der Brust nimmt sie als störend, aber nicht als gefährlich wahr. Bis es sie umhaut: Herzinfarkt mit 39.
Susanne Esser hat gearbeitet bis zum Umfallen. Warum? Arbeitssüchtige Menschen definieren sich über die Arbeit. Ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstbestätigung entstehen durch die Arbeit. Aber wie jeder Süchtige verlangte sie ständig nach mehr – ihre Erfolgserlebnisse reichten nicht mehr, die Arbeitsdosis musste ständig erhöht werden.
Sind Sie ein Workaholic oder kurz davor, einer zu werden? Überprüfen Sie das mit den folgenden Fragen.
Übung Nr. 5: Workaholic-Barometer
Ja
Nein
1.
Arbeiten Sie oft bis zur völligen Erschöpfung?
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2.
Nehmen Sie sich Arbeit mit nach Hause oder
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