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Runterschalten

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Titel: Runterschalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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verloren zu haben und „erhobenen Hauptes und formvollendet“ gegangen zu sein.
    Misslungene Bewerbungsgespräche gibt es jede Menge. Aber ihres, sagt sie, hatte Stil. Was will ich Ihnen damit sagen? Dass Sie auch froh sein können über den Mist, den Sie bauen. In Bettina Kloses Fall zeigt er nämlich, dass sie in diesem Firmenklima ohnehin nicht zufrieden geworden wäre. Fragen Sie sich also:
    6. Perspektivwechsel 5: Was macht diesen Trümmerberg zu Ihrem ganz persönlichen? Inwiefern war es gut, auf diese Klippe zu laufen? Und wie werden sie diese Krise wohl in zehn Jahren sehen?
    Scheitern will gekonnt sein. Der Schiffbruch ist eine Erfahrung, die ganz oder teilweise das Dasein im Hamsterrad in Frage stellt und wie kaum eine andere, Wege in die Individualität öffnet. In anderen Worten: Erst nach dem Schiffbruch werden wir zur Persönlichkeit. All das Getue und Herausdeuten von „Losern“ ist dummes Geschwätz. Der Grund: Angst vor dem Schiffbruch, Angst davor, mit sich allein zu sein, und jede Menge Bequemlichkeit, denn natürlich verbraucht das unkontrollierte Driften durchs Leben weniger Hirnschmalz. Selber denken und fühlen, das lernt man im Schiffbruch – oder man will es nicht lernen und macht weiter wie zuvor. Auch gut, jedem das Seine, das entscheiden Sie.
    Problemlösungskompetenz? Die reicht nicht!
    Mittagszeit. Mein Gegenüber, ein Freund und smarter Personalmanager Ende dreißig, plaudert mit mir über einige Ideen zu diesem Buch. Sie scheinen ihm zu gefallen. Er lächelt über seinem Rucola-Salat und wirft mir einen Gedanken-Happen rüber: „Schönes Wort, dieseSchiffbruch-Kompetenz“. Klingt so poetisch. Bei uns heißt das einfach „Problemlösungs-Kompetenz.“ So einfach scheint das. Noch Fragen?
    Es folgt ein Vortrag darüber, dass die Problemlösefähigkeit eine von der Intelligenz weitgehend unabhängige Disposition sei, die Steuerleistungen in komplexen Szenarien beinhaltete. Aber selbstverständlich, die Aneignung, Verarbeitung und Speicherung des Wissens werde durch Intelligenz gefördert. Es gebe übrigens Computerplanspiele, um diese Fähigkeit bei Führungskräften zu messen. Ein Salatblättchen hat sich verselbständigt, wird aber von der flinken Gabel des Personalers sofort wieder auf den rechten Weg gebracht. Beim Nachtisch habe ich viel über den Wert und die Unterscheidbarkeit von guten und schlechten Problemlösern gelernt. Problemlöser sind es ja, die angeblich in der Wirtschaft gesucht werden. Aber für die Steuerkunst wird mehr gesucht: Die Gleichung Problemlösungskompetenz ist gleich Schiffbruchkompetenz geht nicht auf.
    Beispiel
    Andreas Junker, Anfang dreißig, hatte eine steile Karriere in einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen hinter sich: nach dem Studium der Einstieg als Assistent, dann weiter zum Prüfungsleiter, nach drei Jahren das Steuerberater-Examen, nach weiteren zwei Jahren das Wirtschaftsprüfer-Examen, alles parallel zum Job. Das Privatleben hatte er „abgestellt“, sagt er. Arbeiten und Lernen machte Spaß, brachte ihn auf Wolke sieben, wie er es ausdrückte. Nur mit der Zeit merkte er, dass er nervös wurde bei Präsentationen und sich nicht mehr richtig konzentrieren konnte. Die „Lösung des Problems“ brachte – kurzfristig – der Hausarzt: Er verschrieb ein konzentrationsförderndes Präparat, Junker nannte es sein „Büro-Viagra“. Leistung und Wolke sieben schienen wieder sicher, nur dass die Wolke immer dunkler wurde. Junker kam immer öfter in Stimmungstiefs und suchte auch dafür eine chemische Lösung. Das Ende vom Lied war ein psychischer Zusammenbruch mit Klinikaufenthalt. Dort musste er erst einmal „clean“ gemacht werden, was nach langer Medikation mit diesen Präparaten schwierig ist.
    Nach einer Studie einer großen deutschen Krankenkasse nehmen vier von zehn Beschäftigten täglich oder mehrmals wöchentlich leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente ein.
    Medikamente sind also eine verbreitete Art der Problemlösung – aber eine, die schleichend in den Schiffbruch führt, wie wir oben gesehen haben.
    Es gibt viele andere Beispiele, die zeigen, dass Problemlöser nicht unbedingt auch schiffbruchkompetent sind. Problemlöser mögen gut sein im Analysieren und Überwinden von Hindernissen in betrieblichen Prozessen. Dennoch können sie betriebsblind sein, wenn es um die Bewältigung ihrer eigenen Probleme geht.
    Es ist prima, wenn wir Probleme lösen können. Das heißt schon mal, dass wir von unserem

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