Runterschalten
Unterstützer sammeln
Sie liegen immer noch vor Anker, die Inventur an Bord hat gerade erst begonnen. Jetzt geht es um folgende Fragen:
Wer zieht mit Ihnen an einem Strang?
Wer unterstützt Sie auf Ihrem Weg zu neuen Zielen?
Benennen Sie die Menschen, die Sie auf Ihrem Weg zu neuen Zielen mit an Bord nehmen wollen. Pflegen Sie den Austausch mit ihnen und überprüfen Sie, ob Ihre Ziele vereinbar sind. Das folgende Beispiel zeigt, was sonst schiefgehen kann:
Beispiel
Klaus Mittler arbeitet in einer gut dotierten Position in einem Versicherungsunternehmen. Er ist Mitte dreißig, verheiratet und besitzt eine eigene Doppelhaushälfte, die abbezahlt werden will. Er ist seit sechs Jahren im Unternehmen, immer im gleichen Job. Fast genauso lang wird ihm ein Karriereschritt nach oben versprochen. Inzwischen traut er den Versprechungen nicht mehr. „Ich kann auf meiner Position alt und grau werden“, sagt er, „aber will ich das?“ Die Sinnfrage hat sich gestellt. Er hat von verschiedenen Headhuntern Angebote bekommen. Allerdings ist er „sicherheitsbewusst“, sagt er, drum will er die Vor-, und Nachteile genau abwägen. Die Abwägung ergibt, dass die drei Angebote, die er hat, durchaus reizvoll sind und ihm offenbar Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Aber wer garantiert ihm, dass es ihm an der neuen Position nicht wieder so geht wie an der jetzigen? Sein „Sicherheitsgefühl“ lässt ihn zögern. Dieses Gefühl bekommt von einer Seite Aufwind, mit der er nicht gerechnet hatte: Seine Frau „bremst“, sie unterstützt aus verschiedenen Gründen seinen Wechselwunsch nicht. Er hatte zu Anfang seiner Abwägungen die Unterstützung seiner Frau stillschweigend vorausgesetzt und sie nicht über seine Absichten informiert. Sie stellt ihn vor die Wahl: Jobwechsel und Ende der Ehe oder Bleiben und Weiterführen der Beziehung.
Ruckzuck ist so aus der Sinnfrage ein Schiffbruch geworden. Die Fragen, die jetzt auf ihn einstürmen, haben kaum mehr mit dem passenden Job zu tun. Zugegeben, das ist ein extremer Fall, aber er ist hilfreich in Bezug auf den letzten Selbst-Steuerungs-Tipp:
Nehmen Sie die Menschen, an denen Ihnen liegt,
rechtzeitig mit ins Boot.
Ihr Veränderungswunsch wird nicht nur Auswirkungen auf Sie haben, sondern auch auf Ihre Umwelt. Vielleicht müssen Sie dafür Seiten in Ihnen aktivieren, die Ihre Lieben bisher kaum kennen, oder Sie müssen umziehen, einen Kredit aufnehmen, viel mehr arbeiten. Loten Sie vorher aus, wer mit Ihnen an einem Strang zieht und diese Veränderungen mitträgt.
Haupt- und Nebenrollen zu vergeben!
„Ich komme mir vor wie im falschen Film“ – diesen Satz höre ich oft von Klienten, die runterschalten wollen. Einer der Gründe dafür ist, dass sie sich dabei ertappen, Rollen im täglichen Leben zu haben, Aufgaben anzunehmen, die sie eigentlich gar nicht wollen. Ein Geschäftsführer beschrieb das so: „Alle sehen mich als Chef. Ich habe aber Zweifel an meinem Führungstalent. Und ich kann doch nicht meine Sekretärin fragen, wie ich denn so als Vorgesetzter bin!“
Nicht jede Rolle passt, aber viele Rollen sind auch genau stimmig. Überlegen Sie, welche Rollen Sie momentan haben. Wenn Sie das schwierig finden, ändern Sie mal den Blickwinkel auf sich – wie sehen Ihre Familie, Ihre Freunde, Ihre Arbeitskollegen und Vorgesetzten Sie? Mit welchen Aufträgen treten sie an Sie heran? Welche Funktion haben Sie gegenüber diesen Mitmenschen?
Beispiel für das Rolleninventar einer 36-jährigen Prozessmanagerin:
Private Rollen:
Tochter, Nichte, Schwester, schwarzes Schaf der Familie, Single auf Partnersuche, beste Freundin, Beraterin, Ulknudel, Laiendarstellerin, Gastgeberin, Köchin, Vertraute.
Berufliche Rollen:
Vorgesetzte, Problemlöserin, Problemverursacherin, Konfliktmanagerin, Beraterin, Ansprechpartnerin für Kunden, Motivatorin, Expertin, Blitzableiter für Vorgesetze, Schlichterin.
Übung Nr. 7: Mein Rolleninventar
Stellen Sie nun einmal Ihr Rolleninventar zusammen und fragen Sie sich danach, welche Rollen für Sie hundertprozentig stimmen und welche weniger. Füllen Sie manche Rollen sowohl privat als auch beruflich aus? Gibt es Rollen, auf die Sie am liebsten ganz verzichten würden? Können Sie daran ohne ein Attentat auf die Rollengeber etwas ändern oder heißt die Devise „aushalten und akzeptieren“?
Bei welchen Rollen haben Sie in der Gestaltung Spielraum und bei welchen nicht? In welchem Rollenverhältnis können bzw. wollen Sie „runterschalten“ auf
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