Runterschalten
Blackberry und war stolz auf meine 1800 Firmenadressen und Kontakte, da sprudelten jede Minute die E-Mails rein. Heute sehe ich es als ein Privileg, keinen Blackberry haben zu müssen. Ich fühlte mich seitdem freier als je in den 20 Jahren zuvor.
War Ihr neues Ziel ein langgehegter Wunsch oder gab es auch Anregungen von außen?
Nein, das kam von mir selbst. So eine Schule, das ist auch nicht irgendein Produkt, von dem man sagen kann, das passt in den Markt und davon verkaufen wir mal so viel wie möglich. Die Familien, die hierher kommen, vertrauen mir ihre Kinder an und wollen sichergehen, dass ihr Kind hier fünfzehn Jahre vom Kindergarten bis zum internationalen Abitur bleiben kann.
Wie sah die Unterstützung für Ihre Idee aus?
Sachunterstützung bekommt man sehr wenig. Aber moralische Unterstützung ist wichtig, hauptsächlich von der Familie, aber auch von Freunden. Nicht alle waren gleich überzeugt, denn da ging es um mindestens zwei Jahre ohne Einkommen, bis die Schule richtig läuft. Natürlich hat man da schlaflose Nächte, in denen man sich fragt, ob das alles genau so funktionieren wird, wie es im Businessplan steht. Fast alle Banker in meinem Umfeld sagten, „damit kann man kein Geld verdienen“. Deren Weltbild ist ganz anders – wenn die sich selbstständig machen, dann wollen sie das maximale Geld machen. Aus diesem Umfeld kommend muss man einen detaillierten Plan haben und felsenfest überzeugt sein von dem, was man will.
Gab es eine finanzielle oder Motivations-Durststrecke?
Klar gab es Durststrecken, glatt läuft ein großes Projekt nie. Da unser Riesengebäude hier kein Schulgebäude war, mussten viele teure Umbauten eingeleitet werden. Fast jede Woche hatten wir ein kleines Desaster, unter anderem einen Baustopp. Da fehlten einige Formalitäten im Rahmen der Baugenehmigung. Da hieß es Nerven bewahren. Solche Momente kannte ich aber aus meiner Projektarbeit in der Bank und habe das alles letztlich gut gelöst.
Inwiefern haben Sie „runtergeschaltet“ – wovon mussten/wollten Sie sich verabschieden? Was an der neuen Tätigkeit ist ganz „Ihr Eigenes“?
Runtergeschaltet habe ich vor diesem ganzen Desaster in der Bankenindustrie. Das Investmentbanking ist schon recht extrem, es gab oft sechzig Stunden Arbeit die Woche, oft Nachtschichten und regelmäßig Wochenendarbeit. Dazu gehörte auch die komplette 24-Stunden-Bereitschaft mit nächtlichen Telefonaten, weil New York in einer anderen Zeitzone ist. Mal eine Nacht durchzuarbeiten, das geht schon, aber in der zweiten Nacht ist mir dann schon öfter mal der Kopf auf die Tischkante gefallen. Am Anfang, als junger Mitarbeiter war das aufregend, aber zum Schluss war das einfach verrückt und schlicht falsch aus meiner Sicht. Es war ein Runterschalten von diesem gewaltigen Druck. Allerdings war ich so auch gut vorbereitet, denn von allem, was hier in der Vorbereitung an kleinen Desastern kam, konnte mich nichts wirklich erschüttern.
Also, wir arbeiten hier auch hart und professionell, haben auch einen Acht-Stunden-Tag, wir bieten viel Service für die Eltern, aber trotzdem ist es unsere eigene, angemessene Arbeitskultur.
Was haben Sie getan, um Hindernisse zu bewältigen?
Ich habe nie aufgegeben, habe mich auf meine Erfahrung verlassen können und an meinen Erfolg geglaubt.
Wie wichtig waren finanzielle Erwägungen? Würden Sie sich als sicherheitsbewussten Menschen bezeichnen?
Wenn ich kein Banker gewesen wäre, hätte ich das nicht auf die Beine stellen können. Das Businessmodell ist ein 36-seitiges Excelsheet mit 35 Eingabefeldern, von BAT-Gehaltsgruppen über Zinssätze zu Inflationsraten. Das Modell errechnet Ihnen genau, in welchem Jahr Sie einen positiven Cashflow haben. Das hilft enorm, Kreditgeber zu überzeugen. Also Finanzen sind elementar. So konnte ich eine richtige Schule aufmachen, im Vergleichzu manchen Hinterhof-Modellen von Elterninitiativen, die das von der Größe und Struktur nicht hinkriegen. Zum Sicherheitsbewusstsein: Ich bin immer schon Risiken eingegangen. Wenn Sie Risiken scheuen, fangen Sie nicht in einer Investment-Bank an, dann machen Sie eher das Kredit-Geschäft. Mich hat ein bisschen Risiko immer interessiert, aber in Maßen. Ich habe hier jetzt auch nicht alles auf eine Karte gesetzt, sondern habe das mit Banken finanziert.
Wie fühlt sich Ihr neues Leben an?
Rundum gut! Mich erfüllt der neue Job und zudem habe ich noch nie so viel Zeit mit der Familie verbracht. Die Herausforderungen der Schulleitung
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