Runterschalten
Energie von mir und den Teilnehmern versandete einfach. Es kümmerte sich keiner drum. Da wurde ein Programm durchgezogen, mit hohem Aufwand, auch an Investitionen, und es war immer deutlicher abzusehen, dass sie das Geld ebenso gut hätten zumFenster rauswerfen können, und dass sie das Ganze letztlich kippen würden. So war es dann auch. Gut, ich habe Geld verdient, und ich konnte nicht klagen. Aber es war sinnlos. Und ich wollte nicht mehr zwischen zwei Entscheidern hängen müssen, die alles, was sozusagen „von unten“ kommt, ignorierten. Da wurde mir klar: Ich mache mich selbständig!
Wie lange ist diese Kursänderung jetzt her und wie lange hat die Umsetzung gedauert?
Ende 1999 habe ich die Firma gegründet. Erst kam der Entschluss und dann alles, was dazu gehört – Businessplan, Marketingausrichtung, das muss alles sauber geplant sein. Mein Businessplan war wohl ziemlich überdimensioniert, ich habe das aber auch für die Annäherung an das Projekt gebraucht. Ich wollte damals Überbrückungsgeld beantragen und der Steuerberater musste es absegnen. Ich glaube, da hätte ein simples Excel-Sheet gereicht. Aber ich habe ein Dossier gemacht, mit Marktforschung und allem drum und dran. Manchmal denke ich, da habe ich zu viel Zeit verbraucht, aber das war wohl wichtig für mich. So habe ich mich in das unternehmerische Denken hineingearbeitet. Und nicht zuletzt habe ich so meinen ersten Kunden bekommen: den Steuerberater!
Wie haben Sie Ihr neues Ziel gefunden? War das ein lang gehegter Wunsch?
Ich habe das gemacht, was ich konnte: Buchsatz, Covergestaltung, Internetrecherche, Webdesign.
Wie sah die Unterstützung für Ihre Idee aus?
Die moralische Unterstützung war wichtig, auch wenn kritische Fragen gestellt worden sind – grundsätzlich hat aber niemand an mir gezweifelt. Auch finanzielle Unterstützung war wichtig – in der Gründungsphase und auch einmal später.
Gab es eine finanzielle oder Motivations-Durststrecke?
Es gab Momente, da hat man einfach Existenzängste, da fragt man sich, kommt wieder ein Auftrag rein? Aber Motivationskrisen gab es keine, dazu hat das, was ich hier mache, zu viel Spaß gemacht und ich habe auch schnell gemerkt, dass es einfach richtig ist, was ich mache.
Inwiefern haben Sie „runtergeschaltet“ – wovon mussten und wollten Sie sich verabschieden? Und was an der neuen Tätigkeit ist ganz „Ihr Eigenes“?
Ich habe nicht lange angestellt gearbeitet, deshalb musste ich mich von keinem Sicherheitsgefühl verabschieden. Aber in positiver Weise konnte ich mich von dem Fremdgesteuert-Sein verabschieden. Das war ein wunderbarer Abschied.
Was haben Sie getan, um Hindernisse und Risiken zu bewältigen?
Das Hindernis war, dass ich alles lernen musste – ich war Geisteswissenschaftlerin und keine Geschäftsfrau. Ich hatte auch keine Ahnung von Kundenakquise und Kundengespräch und die Sachkenntnis fürs Webdesign fehlte auch, das habe ich alles selbstständig gelernt. Aber diese Hindernisse habe ich nicht gescheut, es war immer klar, dass ich Neues lernen kann. Ich kann mir beibringen, was ich lernen will.
Wie wichtig waren finanzielle Erwägungen? Würden Sie sich als „sicherheitsbewussten“ Menschen bezeichnen?
Die finanzielle Seite ist auf jeden Fall wichtig, denn man muss ja davon leben können, was man macht. Und ohne Unterstützung hätte ich es nicht geschafft. Es ist natürlich ein Wagnis, aber ein überschaubares, denn ich habe es dabei komplett mit mir zu tun, und auf mich kann ich mich verlassen. Und wenn ich etwas will, dann schaffe ich das auch. Und deshalb konnte ich auch sagen, okay, du kannst das nicht, dann lernst du es!
Wie fühlt sich Ihr neues Leben an, inwiefern unterscheidet es sich von Ihrem früheren Leben?
Sehr gut. Es ist ja nun schon ein paar Tage alt, aber das Wichtigste ist, dass ich meine eigene Chefin bin. Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen, ich kann mir meine Kunden aussuchen. Es fühlt sich großartig an.
Fehlt Ihnen etwas aus Ihrem früheren Leben: Status, Inhalte oder Herausforderungen?
Das Einzige, was mir fehlt, ist, dass ich gern mal im Team arbeiten würde. Das geht aber nicht nur mir so, sondern auch Netzwerk-Kolleginnen und deshalb vernetzen wir uns auch und tauschen uns aus. Das sind für mich quasi Flurgespräche. Aber auch mit anderen an einer Sache arbeiten würde mich reizen. Aber das kann man ja auch in Kooperation machen – der andere ist dann genauso selbstständig, und man macht gemeinsam Projektarbeit. So was
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