Runterschalten
eine, beste Strategie oder müsste nicht von Anfang an Beweglichkeit das Ziel sein?
Vielen fällt erst nach einigen Jahren Berufstätigkeit auf, dass sie „irgendwie im falschen Film“ sind, dass das, was sie tun, „eigentlich“ garnicht zu ihnen passt. Sie blicken zurück und fragen sich, was sie nicht geworden sind und was sie hätten sein können. Da haben sie sich aber meist schon einen Status erarbeitet, den sie ungern aufgeben wollen. Sie führen ein „Fassaden-Dasein“, funktionieren also beruflich „irgendwie“, aber die innere Unzufriedenheit treibt sie an, über kurz oder lang etwas zu ändern in ihrem Leben.
Da haben wir also schon einen Grund für den Wunsch, runterzuschalten: eine Herdentrieb-Entscheidung am Anfang des Berufswegs. Eine Weichenstellung, die einem ausgetretenen Weg in der Annahme folgt, was gut für die meisten ist, wird für mich schon richtig sein. Der Nutzen einer Herden-Entscheidung liegt auf der Hand, er ist in etwa derselbe, wie wenn man an der New Yorker Würstchenbude von Rolf Babiel ein „dictator special“ bestellt: Man muss die Zutaten für seinen Hotdog nicht selbst auswählen, das erledigt der Chef. Dafür ist's billiger und geht schneller. Die Entscheidung ist getroffen, man kann sofort anfangen zu essen und muss nicht noch lange abwägen und nachdenken. Das entlastet und sättigt – für den Moment.
Es kann nützlich sein, sich Mehrheiten anzuschließen – eine Herde ist stärker als ein Einzelwesen. Dasselbe Verhalten kann aber auch fatal sein – bei der Standseilbahnkatastrophe von Kaprun lief die Mehrheit mit der Rauchentwicklung nach oben. Nur zwölf Menschen, nämlich diejenigen, die der Angst entgegen und nach unten gelaufen waren, überlebten.
Tipp
Wir alle folgen bestimmten Trends und wühlen uns als soziale Nagetiere durchs Leben. Es ist uns wichtig, zu einer Gruppe von Menschen mit ähnlichem Umfeld und ähnlichen Zielen zu gehören. Die Belohnung ist das Wir-Gefühl, warm, wohltuend und ohne viel Nachdenken, direkt aus dem Bauch. Nur, zu viel davon ist ungut, weil wir dann vergessen, was wir eigentlich selbst wollen, und unsere eigene Urteilskraft nicht mehr trainieren. Wir sehen später, dass es dann umso schwieriger ist, runterzuschalten und das zu finden, was uns selbst wichtig ist.
1. Schritt zur Selbst-Losigkeit: Die Herdenentscheidung
Phase zwei: Gleich und gleich gesellt sich gern
Gleichartigkeit heißt der Sprit, der die Karriere antreibt. Wenn Sie sich in einer Bank bewerben, tragen Sie Anzug bzw. Kostüm in gedeckten Farben – so werden Sie auf Anhieb als „Gattungsmitglied“ erkannt. Im Kreativbereich ist es eher umgekehrt, da ist erlaubt, was auffällt. Die Farbe der Ärzte ist weiß, die der Künstler schwarz … Gleich und gleich gesellt sich gern.
Aber in der Echtzeit-Gegenwart kommt hinzu, dass immer mehr Prozesse, Produkte und Dienstleistungen standardisiert oder genormt werden. Sichtbar wird der Einheitstrend überall, selbst in den Innenstädten. Da gibt es entlang der gepflasterten Fußgängerzonen Kaffeehaus-Ketten, Bekleidungshaus-Ketten, Schnellrestaurant-Ketten, Steakhaus-Ketten, Kaufhaus-Ketten. Man sitzt sommers draußen an städtischen Plätzen unter Palmen in Terracotta-Töpfen, schlürft einen Espresso, und merkt eigentlich gar nicht mehr, ob das Paris, Rom oder Frankfurt ist. Genau, wie sich die äußere Architektur von Fußgängerzonen international angleicht, hat sich längst die „innere Architektur“ von Unternehmen angeglichen. Wie bei einer russischen Matka-Puppe erstreckt sich die Vereinheitlichung vom Grossen bis ins Kleinste. Kaum jemand kann sich dem entziehen. So werden Mitarbeiter und Manager – manche mehr, manche weniger – Rädchen in einem Normierungs-Getriebe. In verschiedenen Abstufungen und mit immer mehr Schwung verlangt es dem Karriere-Anwärter Anpassung bis zur Selbstaufgabe ab. Diese Selbstaufgabe ist es, die den vormals beweglichen Menschen, der viele Optionen hatte, mehr und mehr einengt und seiner Möglichkeiten beraubt.
2. Schritt zur Selbst-Losigkeit: Anpassung an die Branche
Phase drei : Das richtige Studium
„Manager werden, das hatte so einen Magnetismus, auch wenn man nicht genau wusste, worauf man sich einlässt. Viele meiner Schulfreunde wollten BWL studieren, also machte ich das auch. Das Studium war sehr lernintensiv“, berichtet Axel Wendel über den Beginn seiner Laufbahn.
Die zweite Sprosse auf der vereinheitlichten Karriereleiter: Ein Studium der
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