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Runterschalten

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Titel: Runterschalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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Schnell-Auslese-Prozess gestellt haben? Richtig, jetzt ist Stufe fünf dran, der Sex. Viel zu viele Menschen haben übrigens zu wenig Sex, wenn man Studien glauben darf. Unsere Schatzsucher erleben vielleicht eine heiße erste Phase, aber dann kommt der Alltag. Und da setzt ein, wovon mir meine Klienten regelmäßig berichten: der Berufsstress, der sie bis nach Hause begleitet. Jetzt nicht, Schatz, ich muss noch eine Präsentation für morgen durcharbeiten. „Bei uns läuft nichts mehr“, sagte mir ein Klient Anfang 30, der gerade drei Jahre verheiratet war. Er konnte sich an sein „letztes Mal“ schon gar nicht mehr erinnern. Bestenfalls kochen er und seine Frau zusammen. Jetzt wissen Sie, warum im Fernsehen Kochsendungen Hochkonjunktur haben. Kochen als Ersatzbefriedigung, die fast alle Sinne anspricht, Schlemmen als orgiastische Freude – aber bringt's das wirklich?
    Zurück in die Gegenwart in Echtzeit. Da kommt Sex auf Plakaten und allen sonstigen Informationskanälen vor, aber eben kaum in unserem Leben. Schauen wir doch mal: Wie sieht der Alltag unserer beiden nun fest liierten Glücksritter aus?
    Ohne Worte: Beziehungen im Energiespar-Modus
    Glaubt man dem, was Paarberater Michael Lukas Moeller in seinem Buch „Wie die Liebe anfängt“ berichtet, stellt sich in vielen Paarbeziehungen ein routiniertes „Nebeneinanderher“ ein. Das Leistungsprinzip, sagt er, dominiert das Lebendigkeitsprinzip, fördert die sachliche Kürze und führt dazu, das eigene Leben als „Nebenkosten“ zu verbuchen. Stummes Nebeneinander spart aber auch Reibereien. Wenig sprechen, vor allem nicht von sich, ist eine Schutzwand gegen weitere energiezehrende Gereiztheiten.
    Hatte man vorher bei der Partnersuche Zeit „gespart“, geht es jetzt ums Energiesparen. Schatz und Schatz beschließen das freilich nicht, sie lassen es geschehen. Sie tun das nicht aus Lieblosigkeit, sondern, vermutet Moeller, weil sie nie lernten, wie es anders geht. Und er meint, die meisten Paare beachteten ihr Beziehungsleben weniger als ihre Topfpflanzen oder Autos. Eine Unterlassung, die zu Beziehungslosigkeit in der Beziehung führe. Dieses hausgemachte Elend nennt Moeller „desinteressierte Selbstvernachlässigung“. Ein Paarberater muss das ja so sehen, sagen Sie, zu dem gehen eh nur die, die nicht klar kommen? Jede dritte Ehe wird übrigens geschieden. Und was hat das mit dem Echtzeit-Thema zu tun?
    Allerhand. Wir sehen Individuen, die bis in die letzten Räume ihrer Privatheit mit einem Umfeld interagieren, dessen Hauptinhalt „Schnelligkeit“ ist. Schnelligkeit geht eher mit Breite als mit Tiefe einher, das ist bekannt. Wir verfügen also über unglaublich viele Informationen, über Auswahl. Aber die Spielregeln, diese Informationen zu interpretieren und die jeweils richtige auszuwählen, sind irgendwo auf der Strecke geblieben. Was ist für mich wichtig, was nicht? Unsere beiden Schatzis haben keine Ahnung, was sie durch eine andere, aufeinander bezogene Haltung gewinnen könnten. Selbst wenn sie sich mehr Zeit nehmen würden, wüssten sie nicht so recht, worüber sie reden sollten. Sie haben ihren Partner aktiv und zielstrebig ausgewählt, jedoch kaum nach eigenen, sondern überwiegend nach Klischeevorstellungen aus einem kollektiven Traumprinzen-Katalog. Was für die meisten gut ist, wird für mich schon richtig sein. Die Lebensstation „Paar“ ist also erreicht. Was nun?
    Als nächste Stufe im kollektiven, multimedial vermittelten Lebensbauplan lauert jetzt das Familienglück. Der TV-Werbeblock für diese Zielgruppe bringt nicht mehr Sekt und Dessous, sondern Grippemittel, Süßigkeiten und Versicherungen. Familienglück im Alltagstest, sozusagen. Eine amerikanische Studie mit dem Titel „Keine Zeit“ berichtet darüber, wie das im Land der Effizienz-Erfinder aussieht. Wenn Sie Ihre Nerven schonen möchten, lesen Sie dieses Buch nicht. Es ist unterhaltsam und spannend, aber zuviel darin wird Ihnen erschreckend vertraut vorkommen.
    Familienleben nach Termin
    Effizienzprinzipien werden auf das Familienleben angewandt, der Alltag ist durchorganisiert, minutengenau. Zeitsparen ist eine Tugend, zuhause wie bei der Arbeit. Zahlreiche Tätigkeiten, die früher zu Hause erledigt wurden, finden nun dank häuslichem „Outsourcing“ außer Haus statt. Mittelklasse-Kinder haben außer Haus Klavierstunden, psychologische Beratung, Nachhilfeunterricht, Spiel und Unterhaltung und selbst Mahlzeiten. Die Familienzeit wird entsprechend der Zeit,

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