Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
Gegenwart für Nan bedeuten muss. Es gab Zeiten, da hättest du dir darüber Gedanken gemacht.«
Was ging denn hier ab! Halluzinierte ich? Seit wann nahm Grant Nan in Schutz? »Ich weiß ganz genau, was Blaires Gegenwart für Nan bedeutet. Was ich ihr allerdings begreiflich machen möchte, ist, dass das nicht Blaires Fehler ist. Nan hasst schon so lange die falsche Person, dass sie gar nicht mehr anders kann! Mann, was ist überhaupt los mit dir? Du warst es doch, der für Blaire eingetreten ist, als sie hier auftauchte. Du warst doch derjenige, der noch nie an ihre Schuld glaubte. Sie von Anfang an für die Unschuld in Person gehalten hat!«
Grant trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und warf einen Blick zu Nan zurück, deren Augen tellergroß geworden waren. »Du hast Nan zu dem gemacht, was sie ist, Rush. Du hast sie ihr ganzes Leben lang beschützt. Sie hat sich auf dich verlassen. Dann lässt du sie so mir nichts, dir nichts fallen, schenkst Blaire deine ganze Aufmerksamkeit und erwartest, dass Nan damit klarkommt. Sie mag vielleicht erwachsen sein, aber sie war ihr ganzes Leben lang so auf dich gepolt, dass sie es gar nicht anders kennt. Und wenn du nicht so darauf fixiert wärst, Blaire zurückzugewinnen, dann würdest du das auch kapieren!«
Ich stieß Grant beiseite und richtete meinen Blick auf meine Schwester. Ich brauchte keinen Nachhilfeunterricht von ihm, auch wenn in seinen Worten ein wahrer Kern steckte. Insgeheim freute ich mich ja, dass die beiden endlich Gemeinsamkeiten entdeckt hatten. Schließlich hatten wir jahrelang im selben Haus gelebt. Und am Ende waren wir alle drei vernachlässigt worden.
»Ich liebe dich, Nan. Das weißt du. Aber du kannst mich nicht darum bitten, mich zwischen euch beiden zu entscheiden. Das ist nicht fair.«
Nan stemmte die Hände in die Hüften und nahm ihre Trotzhaltung ein. »Du kannst nicht uns beide lieben. Ich werde sie nie akzeptieren! Sie hat mich mit ihrer Waffe bedroht, Rush! Das hast du selbst gesehen! Sie ist verrückt. Sie wollte mich erschießen. Wie kannst du sie lieben und mich auch? Das geht einfach nicht!«
»Sie hätte nie auf dich geschossen. Sie hat ja auf Grant auch ihre Pistole gerichtet. Er hat’s überlebt. Und eins ist klar: Ich kann euch beide lieben. Auf verschiedene Art und Weise.«
Nan sah zu Grant und lächelte ihn traurig an. Das wurde ja immer seltsamer hier! »Er hört einfach nicht auf mich, Grant! Ich gebe auf. Seine Liebe zu ihr ist ihm wichtiger als meine Gefühle für ihn.«
»Nan, jetzt hör ihm doch mal zu! Na komm. Irgendwo hat er schon recht!«, erwiderte Grant in einem sanftem Ton, den er ihr gegenüber meines Wissens noch nie zuvor angeschlagen hatte. Falscher Film, oder wie?
Nan stampfte mit dem Fuß auf. »Nein! Ich hasse sie! Ihr Anblick widert mich an. Und jetzt tut sie ihm auch noch weh, und dafür hasse ich sie noch mehr!«, kreischte Nan. Ich sah mich um, ob jemand etwas mitbekommen hatte, und entdeckte Woods, der auf uns zusteuerte. Mist!
Grant drehte sich um und folgte meinem Blick. »Ach du Scheiße«, murmelte er.
Als Woods bei uns angekommen war, sah er von Nan zu Grant und dann zu mir. »Ich habe genug gehört, um zu wissen, worum sich diese Unterhaltung dreht«, sagte er und sah mich dabei eindringlich an. »Lasst mich mal eines klarstellen. Wir alle sind schon lange befreundet. Und die Dynamik in eurer Familie ist mir bekannt.« Mit einem angewiderten Zug um den Mund richtete er seinen Blick auf Nan, dann wieder auf mich. »Wenn einer ein Problem mit Blaire hat, dann kriegt er es mit mir zu tun. Den Job hier hat sie, solange sie will. Vielleicht passt euch dreien das nicht, aber ganz ehrlich: Das ist mir so was von scheißegal! Reißt euch also am Riemen. So einen Mist kann sie momentan nicht brauchen. Kapiert?«
Ich musterte ihn. Was genau meinte er damit? Und wieso spielte er sich überhaupt als Blaires Beschützer auf? Mir gefiel das gar nicht. Wut kochte in mir hoch, und ich ballte die Hände zu Fäusten. Glaubte der etwa, er könnte sich jetzt an sie ranmachen? Zur Stelle sein, wenn sie schwach war, und den großen Helden markieren? Keine Chance! Blaire gehörte mir !
Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte Woods davon.
»Sieht so aus, als hättest du Konkurrenz gekriegt«, bemerkte Nan.
Grant baute sich wieder vor ihr auf. »Jetzt reicht’s, Nan!«, flüsterte er und sah dann zu mir.
Ich hatte die Nase voll. Die beiden konnten mich mal. Ich ließ meinen Schläger fallen und
Weitere Kostenlose Bücher