Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
entkoffeinierter her!
»Blaire Wynn«, rief die Krankenschwester, die in der Tür zum Untersuchungsraum stand.
Ich stand auf und lächelte Woods an. »Wird bestimmt nicht lange dauern.«
Er zuckte die Achseln und schenkte mir ein warmes Lächeln. »Ich hab’s nicht eilig.«
»Ihr Mann kann gerne mitkommen«, meinte die Krankenschwester fröhlich. Augenblicklich glühten meine Wangen. Ich musste knallrot sein.
»Er ist nur ein Freund«, verbesserte ich sie schnell.
Diesmal war sie an der Reihe, rot anzulaufen. Offenbar hatte sie nicht in meine Unterlagen geschaut und wusste daher nichts über meinen Familienstand. »Oh, tut mir leid. Äh, nun ja, wenn Ihr Bekannter gern die Herztöne hören möchte, kann er trotzdem mit reinkommen.«
Ich schüttelte den Kopf. Das war mir zu persönlich. Auch wenn Woods ein Freund war, war ich nicht bereit, so etwas Persönliches wie den Herzschlag meines Babys mit ihm zu teilen. Schließlich war ich noch nicht einmal mit Rush an diesem Punkt. »Nein, das ist schon okay so.«
Ich sah Woods in diesem Moment nicht an, weil es mir peinlich war. Er sprang ja lediglich ein, und dann gleich als Kindsvater betitelt zu werden hätte er sich wahrscheinlich auch nicht träumen lassen.
Die Untersuchung dauerte nicht lange. Diesmal wurden die Herztöne kontrolliert, ohne dass deshalb eine Sonde eingeführt werden musste. Sie klangen genauso wie beim letzten Mal. Es fühlte sich wie ein Wunder an. Der Arzt beteuerte, die Schwangerschaft verlaufe gut und ich solle in vier Wochen wiederkommen.
Als ich in das Wartezimmer zurückkam, entdeckte ich Woods dabei, wie er in einer Elternzeitschrift blätterte. Er sah auf und lächelte mich verlegen an. »Das Lesematerial ist hier etwas begrenzt«, stammelte er.
Ich unterdrückte ein Lachen.
Er stand auf, und wir gingen zusammen zur Tür hinaus.
»Hast du Hunger?«, fragte er, sobald wir im Auto saßen.
Eigentlich hatte ich wirklich Hunger, aber je mehr Zeit ich mit Woods verbrachte, umso unbehaglicher fühlte ich mich. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Rush die ganze Situation missfiel. Es hatte ihm noch nie gepasst, dass ich so viel mit Woods zu tun hatte. Obwohl ich jemanden brauchte, der mich fuhr, beschlich mich immer mehr das Gefühl, dass das ungut war. Es war besser, wenn mich Woods einfach nur zurückbrachte.
»Ich bin todmüde. Kannst du mich gleich nach Hause fahren?«, fragte ich.
»Natürlich«, erwiderte er mit einem Lächeln. Mit Woods kam man wirklich gut aus. Das gefiel mir. Ich hatte keine Lust auf komplizierte Menschen.
»Hast du schon mit Rush gesprochen?«, fragte er.
Keine Frage, die ich beantworten wollte. So viel dazu, umkompliziert zu sein. Ich schüttelte einfach nur den Kopf. Woods brauchte keine Erklärung, und wenn doch: Pech gehabt, denn ich hatte keine! Vor zwei Tagen war ich eingeknickt und hatte Rush abends angerufen, nur um direkt an die Mailbox weitergeleitet zu werden. Ich hatte ihm eine Nachricht hinterlassen, aber er hatte sich nicht gemeldet. Allmählich fragte ich mich, ob er nicht vielleicht hoffte, dass ich bei seiner Rückkehr verschwunden sein würde. Wie lange ich wohl noch in seinem Haus wohnen konnte?
»Er kommt mit der ganzen Sache nicht gut klar, schätze ich. Er wird sich bestimmt bald melden«, sagte Woods. Man hörte ihm an, dass er nicht an seine Worte glaubte und mich nur aufmuntern wollte. Ich schloss die Augen und tat, als würde ich schlafen, damit er schwieg. Ich wollte darüber nicht reden. Ich wollte über gar nichts reden.
Woods schaltete das Radio ein, und wir fuhren schweigend den Rest des Wegs nach Rosemary. Als der Wagen anhielt, schlug ich die Augen auf und sah Rushs Haus vor mir. Ich war zurück.
Ich drehte mich zu Woods. »Vielen Dank, Woods.« Er sah mich mit ernster Miene an. Ihm ging etwas im Kopf herum, das sah man ihm an, doch einweihen wollte er mich offenbar nicht. Ich wusste aber auch so, was Sache war. Er dachte auch darüber nach, ob ich nicht besser das Haus verließ. Rush würde nicht anrufen, und möglicherweise kam er auch gar nicht mehr zurück. Da konnte ich nicht einfach in seinem Haus wohnen bleiben.
»Ruf mich an, wenn du irgendetwas brauchst«, sagte Woods und sah mich eindringlich an.
Ich nickte, aber ich hatte schon beschlossen, ihn nicht mehr zu behelligen. Selbst wenn es Rush egal war, was ich tat, kam es mir einfach falsch vor. Ich öffnete die Wagentür und stieg aus. Nach einem abschließenden Winken ging ich zur Haustür und betrat dann
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