Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
sie nicht ausstehen, wusste ich, dass ihm an ihr lag. Als wir zusammen aufwuchsen, war sie der bedürftige kleine Fratz gewesen, den man einfach lieben musste. Solche Bande waren unzertrennlich.
»Ich habe gerade mit Woods gesprochen. Mit Blaire ist alles okay. Sie hat sich gestern Abend ausgesperrt, ist aber bei Bethy untergekommen. Ich habe Henrietta angerufen, dass sie sie ins Haus reinlässt.« Er sprach leise, als wolle er Nan nicht wecken. Oder als wolle er nicht, dass sie Blaires Namen hörte.
Ich hatte Blaire spätabends allein in der Einfahrt stehen lassen. Zum Glück hatte sie ein Handy. Die Vorstellung, dass sie allein im Dunkeln stand und nicht weiterwusste, hätte ich nicht ertragen können. »Wie ist sie drauf?« Eigentlich hatte ich ja fragen wollen, ob sie sauer auf mich war. Das musste sie ja fast zwangsläufig. Ich war einfach davongerauscht, nachdem ich sie auch noch angeschrien hatte. Als mir Mom von Nans Unfall erzählt hatte, hatte sich ein Schalter in mir umgelegt, und ich war ausgerastet.
»Er sagte, er würde sich um sie kümmern …« Grant verstummte. Ich wusste, was er dachte. Es war gefährlich, wenn sich Woods um Blaire kümmerte. Er war reich und erfolgreich, und seine Familie hatte keinen Hass auf sie. Was, wenn sie plötzlich dachte, dass sie mit mir nur ihre Zeit verschwendete?
»Sie ist schwanger«, sagte ich. Irgendjemandem musste ich es einfach sagen.
»Ach du Scheiße«, murmelte er und sank auf den harten Plastikstuhl, der in der Zimmerecke stand. »Seit wann weißt du’s?«
»Sie hat es mir kurz nach ihrer Rückkehr gesagt.«
Grant hielt sich die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. Damit hatte er nicht gerechnet. Andererseits wusste er auch nicht, dass wir verlobt waren. Als ich sie gebeten hatte, meine Frau zu werden, war er schon gar nicht mehr in Rosemary. Und ich hatte ihm noch nichts davon erzählt.
»Hast du deshalb um ihre Hand angehalten?« Es war keine Frage, schon eher eine Feststellung.
»Woher weißt du davon?«
Er richtete seinen Blick auf Nan. »Nan hat’s mir erzählt.«
Nan hatte sich Luft machen müssen, da war ich mir sicher. Interessant war allerdings, dass sie sich dazu Grant ausgesucht hatte. Normalerweise standen die beiden ständig auf Kriegsfuß und waren eher selten friedlich vereint.
»Sie war nicht glücklich darüber«, sagte ich.
»Nein, das kann man nicht gerade behaupten«, meinte er.
Ich betrachtete Nan und wünschte mir, ich könnte mit ihr den Platz tauschen. Es machte mich wahnsinnig, dass ich so machtlos war. Und das, obwohl ich schon immer all ihre Probleme für sie gelöst hatte. Und nun brauchte sie mich so sehr wie noch nie, und ich konnte nur dasitzen und sie hilflos anstarren.
»Sie glaubt, du hättest den Verstand verloren. Und wenn sie von dem Baby wüsste, würde sie denken, du hättest dich nur deshalb mit Blaire verlobt.«
»So war’s aber nun mal nicht. Ich will sie heiraten, weil ich ohne sie nicht leben kann. Das muss Nan endlich kapieren! Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, sie glücklich zu machen. Habe mir den Arsch aufgerissen, um ihre Probleme aus der Welt zu schaffen. War ihr Mutter und Vater zugleich. Und nun, da ich das gefunden habe, was mich glücklich macht, kann sie es nicht akzeptieren.« Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich schüttelte den Kopf. Mir kamen doch jetzt nicht etwa die Tränen? »Ich wollte einfach nur, dass sie sich damit abfindet, dass Blaire mich glücklich macht!«
Grant stieß einen tiefen Seufzer aus. »Mit der Zeit wird sie das auch, denke ich. Schließlich will dich Nan ja auch glücklich sehen. Sie meint eben zu wissen, was das Beste für dich ist. Genauso wie du zu wissen meinst, was für sie das Beste ist.« Irgendetwas an seinem letzten Satz irritierte mich. War es der Tonfall? Als hätte er eigentlich noch mehr sagen wollen. Oder war ich nur völlig erledigt und brauchte eine Mütze Schlaf?
»Das hoffe ich«. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. »Ich muss mal eine Runde pofen. Sonst halte ich das nicht durch. Kann schon gar nicht mehr klar denken.«
Der Stuhl, auf dem Grant gesessen hatte, schrammte über den Boden, als er aufstand. Ich hörte, wie er zur Tür ging. »Erkundige dich doch bitte mal für mich, wie es Blaire geht«, sagte ich und schlug noch mal die Augen auf, um mich zu vergewissern, dass er noch da war und mich hörte.
»Mach ich«, versprach er und ging dann zur Tür hinaus.
Zwei Tage später gab es noch immer
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