Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
Vom Netzwerk:
Sarazenenmütze, zusammen zu treffen. Und er ritt einen, zwei und drei Monate; und ohngefähr fünf Rennbahnenweit von der Stadt im freien Felde auf der Straße, stand ein Mensch, namens Iwaschka. Er stüzte sich auf eine Lanze und hatte eine Sarazenenmütze auf, und einen weißen Mantel um. Jeruslan Lasarewitsch ritt auf ihn zu, schlug ihn mit seiner Peitsche auf die Mütze und sprach: »Du kannst dich legen und ausschlafen, und brauchst nicht zu stehen.« – Da fragte ihn Iwaschka: »Wer bist du, und wie ist dein Name? wo kommst du her? und welches Vaters, welcher Mutter Sohn bist du?« – Da antwortete ihm Jeruslan Lasarewitsch: »Ich komme aus dem Reiche des Zaren Kartaus, bin der Sohn des berühmten Fürsten Lasar Lasarewitsch und der schönen Fürstin Epistimia, und nenne mich Jeruslan Lasarewitsch; ich reite in das indische Reich, um mich dem Zaren Dalmat zu empfehlen.« – Iwaschka aber, der Weißmantel, sprach zu ihm: »Jeruslan Lasarewitsch, vor dir ist kein Fußgänger bei mir vorübergegangen, kein Ritter geritten, kein Thier gelaufen, kein Vogel geflogen, und du willst bei mir vorüber reiten? Laß uns erst in das freie Feld gehen, und die starken Ritterarme versuchen.« Sogleich setzte er sich auf sein gutes Roß, und sie ritten in das freie Feld. Sie nahmen mit den Rossen den Anlauf, und Jeruslan Lasarewitsch stieß den Iwaschka mit der Lanze gegen das Herz und warf ihn aus dem Sattel, und Iwaschka fiel auf den Boden wie eine Habergarbe, und das Roß Uroschtsch Weschei trat ihm auf die Kehle und drückte ihn nieder. Jeruslan Lasarewitsch wendete die Lanze um mit dem spitzigen Ende und sagte: »Bruder Iwaschka, willst du Tod oder Leben haben?« – Da flehte Iwaschka: »Herr Jeruslan Lasarewitsch, gib mir nicht den Tod, sondern schenke mir das Leben; wir haben uns nie mit einander entzweit, und werden uns niemals entzweien.« Da antwortete ihm Jeruslan Lasarewitsch: »Ich würde dich nicht umbringen, aber ich will dich deßwegen tödten, weil dich im freien Felde viele schöne Jungfrauen loben.« Er drückte seine Lanze ihm in die Brust und gab ihm bösen Tod. Darauf ritt er in das indische Reich zu dem Zaren Dalmat.
    Als er in der Stadt ankam, kehrte er bei einem Posadnik ein, und ging in das Zarenschloß zu dem Zaren Dalmat, sich bei ihm zu empfehlen. Er trat in die weißsteinernen Gemächer und verneigte sich vor dem Zaren: »Viele Jahre Wohlergehen dir, Zar, mit deiner ganzen Familie und allen deinen Fürsten und Bojaren! Und mich, Zar, nimm in deinen Dienst auf.« – Da sprach der Zar Dalmat: »Mensch, woher kommst du? wie ist dein Name? und welches Vaters und welcher Mutter Sohn bist du?« – »Ich bin aus dem Reiche des Zaren Kartaus, Sohn des Fürsten Lasar Lasarewitsch und der Fürstin Epistimia, und nenne mich Jeruslan.« – Da sprach der Zar Dalmat: »Jeruslan Lasarewitsch, welchen Weg bist du zu mir gekommen, zu Lande oder zu Wasser?« – Jeruslan Lasarewitsch sagte ihm, daß er zu Lande gekommen sei. Da sagte ihm Zar Dalmat: »Ich habe einen Menschen, welcher im freien Felde steht, und mein Reich schon drei und dreißig Jahre hütet, und bei ihm vorüber geht kein Fußgänger, reitet kein Ritter, läuft kein Thier, und fliegt kein Vogel in mein Reich, und wie bist du bei ihm vorbei geritten?« – Da antwortete Jeruslan Lasarewitsch: »Ich habe diesen Menschen erschlagen, mein Gebieter, aber ich wußte nicht, daß er dir gehöre.« – Da erschrak der Zar vor ihm, und dachte bei sich: »Wenn er mir einen solchen Menschen getödtet hat, so kann er sich leicht meines Reiches bemächtigen, und er will nur deßwegen in meinen Dienst treten, um mich des Thrones zu berauben.« Und er wurde sehr traurig, befahl, Jeruslan Lasarewitsch zu ehren, und gab ihm von seinem Getränk. Da bemerkte Jeruslan Lasarewitsch, daß der Zar Furcht vor ihm hatte. Er ging aus dem Schlosse, sattelte sein gutes Roß, kam dann wieder in den Palast, verneigte sich vor dem Zaren, und ritt alsdann aus dem Reiche des Zaren Dalmat.
    Zar Dalmat wurde sehr froh, daß ihn Gott von Jeruslan ohne Krieg befreit hatte, und befahl, die Thore hinter ihm fest zu verschließen, damit Jeruslan nicht zurückkehre, und sich des Reiches bemächtige.
    Da wollte Jeruslan Lasarewitsch zur Stadt Debri in das Reich des Zaren Worcholomei reiten, und die Schönheit der schönen Prinzeß Anastasia sehen, von welcher er von so vielen Jungfrauen gehört hatte, und er ritt einen, zwei, drei Monate. Da dachte er bei sich: »Ich bin geritten in

Weitere Kostenlose Bücher