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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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Deine Stelle ist neben mir, die andere mir gegenüber, die dritte, wo du selbst willst.« Da gab ihm Jeruslan Lasarewitsch zur Antwort: »Herr Zar Kartaus, ich bin nicht gewohnt, in deinem Reiche zu leben, sondern ich pflege im freien Felde zu spazieren und zu kämpfen.« Und als er Salz und Brod bei dem Zaren Kartaus, und bei seinem Vater, dem Fürsten Lasar Lasarewitsch, und seiner Mutter Epistimia, gegessen hatte, nahm er Abschied von allen Einwohnern, und ritt in's freie Feld spazieren.
    Und er ritt einen, zwei, und drei Monate; da traf er in einem Felde auf ein weißes Zelt, in welchem die drei schönen Jungfrauen, die Töchter des Zaren Bogrigor, saßen; dergleichen Schönheit gibt es nicht weiter in der Welt. Sie hatten Handarbeiten vor. Jeruslan Lasarewitsch trat in das weiße Zelt und vergaß, zu dem Heiligenbilde zu beten. Sein jugendliches Herz entbrannte von Liebe. Er nahm die älteste Schwester, die schöne Prinzeß Prodora, bei der Hand, und den übrigen Schwestern befahl er, aus dem Zelte herauszugehen, und sprach folgende Worte: »Meine holde und schöne Prodora Bogrigorowna, gibt es auf der Weit eine schönere als du, und einen tapferern als ich?« Da antwortet ihm Prodora: »Herr Jeruslan Lasarewitsch, wie magst du mich schön nennen? Es gibt in der Stadt Debri eine Jungfrau, die Tochter des Zaren Worcholomei, die schöne Prinzeß Anastasia, die ist die schönste auf der Welt, und wir sind gegen sie, wie die Nacht gegen den Tag. Am Wege in das indische Reich des Zaren Dalmat gibt es einen Ritter, er heißt Iwaschka, mit dem Zunamen Weißmantel, Sarazenenmütze, und ich habe von meinem Vater gehört, daß er sehr stark sei, und das indische Reich drei und dreißig Jahr hüte, und ihm vorüber geht kein Fußgänger, reitet kein Ritter, läuft kein Thier, fliegt kein Vogel. Aber was bist du für ein tapferer Ritter, daß du uns Mädchen hier aus dem Zelte vertreibst?« – Da stand Jeruslan Lasarewitsch auf und war verdrüßlich. Er bückte den Kopf der Prinzeß, schlug ihn mit dem Schwerte ab und warf ihn unter das Bette. Dann nahm er die andere Prinzeß Tiwobriga herein, fing an, sie zu liebkosen und bei dem weißen Busen zu fassen, und sprach zu ihr: »Meine holde und schöne Prinzeß Tiwobriga, gibts auf der Welt eine schönere, als du, und einen tapferern, als ich?« – Und sie antwortete ihm eben so, wie die älteste. Da schlug er auch ihr den Kopf ab und warf ihn unter das Bette.
    Da nahm er die dritte Schwester Legia, liebkoste sie mehr, als die vorigen, und sprach zu ihr: »Meine holde und schönste Prinzeß auf der Welt, Legia Bugrigorowna, gibt es auf der Welt eine schönere, als du, und einen tapferern, als ich?« – Da antwortete Legia: »Herr Jeruslan Lasarewitsch, ich bin nicht schön und auch nicht gut. Als ich bei meinem Vater und meiner Mutter war, da war ich schön und gut; aber jezt ist mein Leib abgezehrt und ich bin gar nicht schön. Der Zar Worcholomei hat in seinem Reiche in der Stadt Debri eine Tochter, die schöne Prinzeß Anastasia; eine solche Schönheit gibt es auf der Welt nicht weiter, und sie ist zehn Mal besser, als ich. Und noch gibt es auf dem Wege in das indische Reich des Zaren Dalmat einen Ritter Iwaschka, mit dem Beinamen Weißmantel, Sarazenenmütze, und ich habe von meinem Vater gehört, daß er stark ist und das indische Reich drei und dreißig Jahre hütet: ihm vorüber geht kein Fußgänger, reitet kein Ritter, läuft kein Thier, fliegt kein Vogel, und ich weiß nicht, wer von euch tapferer und stärker ist.« – Jeruslan Lasarewitsch sprach zu ihr: »Meine liebe und schöne Prinzeß Legia Bugrigorowna, du hast mich getröstet mit deinen lieblichen Worten, und mein Ritterherz beruhigt.« – Dann ging er aus dem Zelte, und Prinzeß Legia sprach zu ihm: Warum bist du aus dem Zelte gegangen, ohne zu Gott zu beten, oder habe ich dir etwas Grobes gesagt?« Dem Jeruslan Lasarewitsch gefiel dieses Wort, er kehrte zurück in das Zelt, betete zu dem Heiligenbilde, nahm Abschied von der Prinzeß und sagte zu ihr folgende Worte: »Lebe wohl, meine liebe Prinzeß Legia Bugrigorowna, bleibe auf diesem freien Felde, und fürchte dich vor keinem Zaren, vor keinem Fürsten, Niemand wagt, dich zu beleidigen, wenn sie von meiner Tapferkeit hören werden. Begrabe deine Schwestern und erwarte mich bald wieder bei dir.«
    Dann setzte er sich auf sein gutes Roß und ritt nach dem indischen Reiche ab, um sich dem Zaren Dalmat zu empfehlen und mit Iwaschka Weißmantel,

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