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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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weiße Zelt, betete zum Heiligenbilde, verneigte sich vor seinem Bruder, dem Fürsten Iwan, dem russischen Ritter, und der Prinzeß Kandaula Feodulowna. Dann begleiteten sie ihn aus dem weißen Zelte; er sattelte sein gutes Roß, küßte seinen Bruder, den Fürsten Iwan, den russischen Ritter, und die Prinzeß Kandaula Feodulowna zum letzten Male und ritt ab auf das freie Feld nach dem indischen Reiche des Zaren Dalmat, um mit Iwaschka Weißmantel, Sarazenenmütze, zusammenzutreffen. Jeruslan Lasarewitsch reiste schon lange auf seiner Straße, da besann er sich und sagte: »Ich bin nach einem entfernten Reiche, und zu einem Kampf auf Leben und Tod ausgeritten, und habe von Vater und Mutter keinen Abschied genommen. Er kehrte also zurück zu seinem Vater und kam in das Reich des Zaren Kartaus, in dessen Gebiete er den Fürsten Daniil den Weißen, mit drei Mal hundert tausend Mann traf, welcher prahlte, er werde nun das Reich des Zaren Kartaus unterjochen, den Zaren selbst, den Fürsten Lasar Lasarewitsch, und die zwölf Ritter gefangen nehmen, und sie in sein Land, als Gefangene, abführen. Aber hier wußte Jeruslan Lasarewitsch nicht, was er machen sollte, denn er hatte keinen festen Schild, kein scharfes Schwert und keine lange Lanze. Er ritt gerade auf die Stadt zu, und als die Einwohner sahen, daß Jeruslan Lasarewitsch nahte, machten sie ihm die Stadtthore auf, und als er hineinkam in die Stadt, sah er, daß sein Vater, Fürst Lasar Lasarewitsch, ein Heer zur Schlacht ordnete. Jeruslan Lasarewitsch stieg von seinem guten Rosse ab, ehe er ihm nahe kam, warf sich mit dem Angesicht auf die Erde und sprach: »Viele Jahre Wohlergehen, mein Herr Vater! Wie behütet dich der liebe Gott? Warum bist du so traurig, o Herr?« – Da sprach zu ihm der Fürst Lasar Lasarewitsch: »Mein liebes Kind Jeruslan Lasarewitsch, von wo bist du wie eine Sonne erschienen und hast mich so erwärmt? O mein lieber Sohn, wie soll ich mich nicht grämen? In unsere Gränzen ist Fürst Daniil der Weiße mit drei Mal hundert tausend Mann eingerückt und prahlt, daß er es unterjochen, den Zaren Kartaus, mich und die zwölf Ritter als Gefangene in sein Reich abführen werde.« Da sprach zu ihm Jeruslan Lasarewitsch: »Mein Herr Vater, Fürst Lasar Lasarewitsch, gib mir deinen festen Schild, dein scharfes Schwert und die Lanze, ich werde mit dem Feinde kämpfen.« – Da antwortete ihm sein Vater, Fürst Lasar Lasarewitsch: »Mein liebes Kind, du willst gegen so viele Feinde kämpfen, und warst noch nie bei einem Kampfe. Wenn du das Schreien und Winseln der Tataren hören wirst, so wirst du erschrecken, und sie werden dich tödten.« – Da antwortete ihm Jeruslan Lasarewitsch: »Lehre nicht, Herr Vater, die Gans im Wasser schwimmen, und einen Rittersohn mit Tataren kämpfen. Gib mir nur, was ich verlange, und ich werde kühn mit den Tataren mich schlagen.« –
    Da gab ihm Fürst Lasar Lasarewitsch einen festen Schild, ein scharfes Schwert, eine lange Lanze und sprach folgende Worte: »Gehe, mein lieber Sohn Jeruslan Lasarewitsch, gehe und kämpfe mit dem großen Heer, da hast du meinen Segen.« – Jeruslan Lasarewitsch nahm den Schild in die linke, das Schwert in die rechte Hand, setzte sich auf sein gutes Roß, und ritt aus der Stadt dem feindlichen Heere entgegen. Wie ein Falke auf Gänse und Schwäne stürzt, so stürzte Jeruslan Lasarewitsch auf das große Heer des Fürsten Daniil des Weißen. Und so viel haute er nicht mit dem Schwerte nieder, als sein Roß mit den Füßen zertrat, und Daniil den Weißen selbst machte er zum Gefangenen, und nahm von ihm einen schweren Eid, nie wieder das Reich des Zaren Kartaus zu betreten, und seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln dasselbe zu verbieten, denn wenn er noch ein Mal in seine Hände fiele, so würde er es mit bösem Tode büßen. Dann entließ er ihn in sein Land zurück, und ritt selbst in die Stadt, und Zar Kartaus kam ihm unter den Stadtpforten entgegen, und Jeruslan Lasarewitsch stieg ab von seinem Rosse, ehe er sich ihm nahete, warf sich mit dem Angesicht auf die Erde und sprach: »Viele Jahre Wohlergehen dir, mein Herr Zar Kartaus, und deinem ganzen Reiche! Wie behütet dich Gott, mein Gebieter?« – Da antwortete ihm Kartaus: »Herr Jeruslan Lasarewitsch, ich bin schuldig vor dir, daß ich dich aus meinem Reiche verbannt habe. Wohne jezt in meinem Reiche, und wähle die beste Stadt und schöne Kirchdörfer. Meine Schätze sollen nicht verschlossen sein vor dir; nimm, soviel dir beliebt.

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