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Russisches Poker

Russisches Poker

Titel: Russisches Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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    INDISCHER GAST Sie sind wahrlich nicht zu zählen, die Diamanten in den Felsenhöhlen, besonders wenn diese sich auf den Besitzungen des Achmed Chan befinden, des Erben eines der reichsten Radschas von Bengalen. Der Prinz ist auf der Durchreise von Teheran nach Petersburg in Mütterchen Moskau eingetroffen und wird mindestens eine Woche lang in der Stadt der goldenen Kuppeln verweilen. Fürst Wladimir Dolgorukoi empfängt den hohen Gast mit allen gebührenden Ehren. Der indische Zarewitsch logiert in der Villa des Generalgouverneurs auf den Sperlingsbergen. Morgen abend veranstaltet die Adelsversammlung zu Ehren Achmed Chans einen Ball. Dazu wird sich die erlesene Moskauer Gesellschaft einfinden, die es nicht erwarten kann, einen Blick auf den orientalischen Prinzen zuwerfen, vor allem aber auf den berühmten Smaragd »Schah Sultan«, der Achmed Chans Turban schmückt. Es wird erzählt, daß dieser gigantische Stein einst Alexander dem Großen gehörte. Nach unseren Informationen reist der Prinz inoffiziell und fast inkognito – ohne Pomp und Gefolge. Ihn begleiten lediglich seine treue alte Amme Suchra und sein persönlicher Sekretär Tarik Bei.
    Der Hofrat nickte beifällig und legte die Zeitung weg.
    »Der Fürst ist dem Pikbuben so böse, daß er den B-Ball sanktioniert hat und persönlich daran teilnehmen wird. Ich glaube, sogar mit Vergnügen. Als ›Schah Sultan‹ haben wir einen facettierten Beryll aus der Mineraliensammlung der Moskauer Universität entliehen. Ohne eine spezielle Lupe ist er von einem Smaragd nicht zu unterscheiden, und unseren Turban durch eine Lupe zu beäugen, werden wir kaum jemandem erlauben, nicht wahr, Tulpow?«
    Fandorin entnahm einer Hutschachtel einen weißen Brokatturban mit einem riesengroßen grünen Stein und drehte ihn hin und her, so daß die Facetten blendend helle Funken versprühten.
    Anissi schnalzte begeistert mit der Zunge, der Turban war wirklich eine Augenweide.
    »Aber wen nehmen wir als Suchra?« fragte er. »Und dann dieser Sekretär, wie heißt er noch, Tarik Bei, wer soll das sein?«
    Der Chef sah seinen Assistenten vorwurfsvoll, vielleicht auch mitfühlend an, und da ging Anissi ein Licht auf.
    »Aber nein!« ächzte er. »Verschonen Sie mich, Erast Petrowitsch! Aus mir wird kein Inder! Das mache ich nicht, und wenn Sie mich bestrafen!«
    »Sie werden schon noch mitmachen, Tulpow«, sagte Fandorin seufzend. »Aber mit Masa werde ich meine Not haben. Die Rolle der alten Amme wird kaum nach seinem Geschmack sein.«
    Am Abend des 18. Februar fand sich wirklich ganz Moskau in der Adelsversammlung ein. Es war eine fröhliche, unbekümmerte Zeit – die Fastnachtswoche. In der vom langen Winter erschöpften Stadt wurde fast jeden Tag gefeiert, doch heute hatten sich die Veranstalter besondere Mühe gegeben. Die schneeweiße Treppe des Palastes war mit Blumen geschmückt, gepuderte Lakaien in pistaziengrüner Weste beeilten sich, die von den Schultern geworfenen Pelze, Mäntel und Umhänge aufzufangen, aus dem Saal drangen die herrlichen Klänge einer Mazurka, und im Speisesaal klapperte lockend Geschirr und Silberbesteck – dort wurde die Tafel für das Bankett gedeckt.
    Der Gebieter von Moskau, Fürst Dolgorukoi, der den Gastgeber des Balls spielte, war frisch und straff, zu den Männern freundlich, zu den Damen galant. Aber im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit im Marmorsaal stand heute nicht der Generalgouverneur, sondern sein indischer Gast.
    Achmed Chan gefiel allen sehr, besonders den jungen Mädchen und Damen. Er trug einen schwarzen Frack mit weißer Halsbinde, und auf seinem Kopf saß ein weißer Turban mit riesigem Smaragd. Der blauschwarze Bart des indischen Nabobs war nach der letzten französischen Mode gestutzt, die Augenbrauen glichen gebogenen Pfeilen, amwirkungsvollsten aber waren in dem dunklen Gesicht die leuchtend blauen Augen (man wußte bereits, daß die Mutter Seiner Hoheit Französin war).
    Seitlich hinter ihm stand sein Sekretär, der auch nicht geringe Aufmerksamkeit genoß. Tarik Bei war nicht so attraktiv wie sein Herr, auch kleiner von Statur, aber dafür war er im Gegensatz zu Achmed Chan in einem echten orientalischen Gewand auf den Ball gekommen: bestickter Chalat, weiße Pluderhosen und vergoldete Pantoffeln mit aufgebogenen Spitzen. Bedauerlich nur, daß der Sekretär keine zivilisierte Sprache beherrschte, sondern auf alle Fragen nur die Hand ans Herz oder an die Stirn legte und sich tief verbeugte.
    Kurzum, die

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