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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Bernt ist ein sehr begabter Junge, den Gleichaltrigen weit voraus. Freunde hat er kaum - aber mit seinem Vater kann er reden, sie haben gemeinsame Interessen, und zwar viele Interessen - ich Ärmste, ich sitze dann ganz klein und häßlich dabei und komme mir ungeheuer dumm und unwissend vor, wenn ich meinen allwissenden Mann und den erzgescheiten Jungen miteinander reden höre.“
    Katrin konnte sich an dem, was Frau Rywig erzählte, nicht satthören. Noch nie hatte sie ein ruhiges und zusammenhängendes Gespräch mit jemandem geführt. Die Brüder redeten über alltägliche Dinge mit ihr, und mit Klaus und Albert, Karen und Tina wurde über nichts anderes gesprochen als über die Segelei und anderen Sport.
    Es war urgemütlich, Frau Rywig mit dieser frohen und warmen Stimme von ihrer Familie erzählen zu hören.
    „Leben Ihre eigenen Eltern auch noch, Frau Rywig?“ fragte Katrin.
    „Ja, das tun sie - Gott sei Dank - , und außerdem habe ich sieben Geschwister.“
    „Wie bitte?“
    „Tatsächlich! Ich habe sieben quietschlebendige Geschwister. Zwei Schwestern und fünf Brüder.“
    „Lieben Sie die auch so?“
    „Darauf können Sie sich verlassen. Ach, Katrin, ich habe so viele Menschen, die ich liebe - der liebe Gott hat es sehr gut mit mir gemeint.“
    „Das kommt wahrscheinlich daher, weil Sie selbst so gut sind“, sagte Katrin leise. Sie rührte in ihrer Teetasse herum und kam sich mit einemmal so armselig vor - und so dumm und so hilflos - und so unsagbar allein.
    Frau Rywig ließ den Blick auf ihr ruhen. „Jetzt sind Sie aber an der Reihe, mir etwas zu erzählen, Katrin. Da sitze ich und schwatze unausgesetzt nur von mir und meinen Angelegenheiten. Ich weiß, Sie sind achtzehn Jahre alt und rühren Ihren Brüdern den Haushalt, mehr weiß ich nicht. Erzählen Sie mir, was für einen Beruf Sie ergreifen wollen.“
    „Ach -.“, Katrin zögerte ein wenig. „Am liebsten würde ich auf eine technische Schule gehen und Autoschlosser werden.“
    „Autoschlosser! Du liebe Güte, das finde ich aber imponierend. Interessieren Sie sich so sehr für Technik und Mechanik?“
    „Ja, mächtig. Es ist wahrscheinlich das einzige, was mir wirklich liegt. Ich meine, mit Motoren und dergleichen umzugehen.“
    „Wollen Sie etwa behaupten, Sie verstünden etwas von einem Automotor zum Beispiel? Ich meine, über das hinaus, was zur Fahrprüfung verlangt wird?“
    Katrin mußte lächeln. Es war ein befreites Lächeln, sie fühlte sich auf sicherem Grund und Boden.
    „Ja, gewiß. Und von einem Bootsmotor auch - und einer elektrischen Nähmaschine insofern auch, aber dafür finde ich es scheußlich langweilig, damit zu nähen.“
    „Aber hören Sie mal, Katrin - wenn Sie so ein Talent haben, dann müssen Sie das doch ausnützen. Offen gestanden - ich finde, Sie haben jetzt Ihren Brüdern gegenüber reichlich Ihre Pflicht getan. Wäre es nicht bald Zeit, daß Sie auch ein wenig an sich selber denken? Sie können doch nicht Ihr ganzes Leben damit zubringen, anderen die Wirtschaft zu führen. Wenn Sie tatsächlich so eine Begabung haben und dadurch einen interessanten Beruf erwählen können - einen Beruf, der obendrein noch unter Frauen sehr selten ist. Wenn ich meine Meinung sagen darf, so finde ich, ist es bald Zeit, daß Sie ein bißchen egoistischer werden, Katrin - daß Sie endlich mal etwas für sich selber tun.“
    Katrin saß da und sperrte Mund und Augen auf. So hatte sie ihren
    Fall noch nie gesehen. So erschien ja alles plötzlich in einem ganz anderen Lichte.
    „Nun?“ sagte Frau Rywig. „Habe ich nicht etwa recht?“
    „Doch“, sagte Katrin langsam. „Doch, Sie haben recht. Ganz entschieden. Ich habe nur nie so darüber nachgedacht.“
    „Sehen Sie, ich bin nicht umsonst die Mutter einer ganzen Kinderschar“, sagte Frau Rywig. „Ich bin es gewöhnt, mich in die Probleme junger Menschen hineinzuversetzen, und jetzt habe ich mir aus alter Gewohnheit die Ihren vergegenwärtigt. Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel.“
    „Nein!“ rief Katrin laut. „Ach nein, nein - ganz im Gegenteil. Sagen Sie mir, was ich tun soll - wie ich in eine technische Schule hineinkomme. Aber dann muß ich ja auch irgendwo wohnen - uff, ich habe nie richtig darüber nachgedacht, es ist auch zu dumm von mir gewesen -.“
    „Besser spät als nie“, sagte Frau Rywig gleichmütig. „Wohin würden Sie am liebsten gehen, nach Oslo oder -.“
    „Ja, am allerliebsten.“ Plötzlich glänzte Katrins Gesicht in einem breiten

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