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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ist vermutlich unter irgendwelchem Papier gestrandet oder so - aber wartet mal.“
    Sie lief fort, um den Werkzeugkasten zu holen.
    „Du hast doch nicht etwa die Absicht, die Tür aufzubrechen, Katrin? Wenn eine einzige Schramme in das alte Mahagoni kommt, dann weine ich.“
    „Warte noch ein bißchen mit dem Weinen, Beatemutti.“ Sie fand, was sie suchte, nämlich einen langen, dicken Draht. Mit geschickten, kräftigen Fingern bog sie das eine Ende zu einem kleinen Haken um und führte diesen vorsichtig durch den Spalt, tastete überall herum, stieß auf einen Widerstand, ruckte fest an - und zog den Draht wieder heraus.
    „So, das war der untere Riegel. Der obere muß also nach unten gedrückt werden - holt mir mal bitte eine Stricknadel.“
    Gleich darauf hatte sie den Riegel hinuntergedrückt, die zweiteilige Tür ging auf: ganz rechts lag der Schlüssel.
    „Katrin, du bist ein Genie.“
    „Mindestens. Nun hast du es doch endlich erkannt.“
    „Wie bist du denn nur darauf gekommen?“
    „Ach - weißt du, ich habe mir immer selber helfen müssen, da lernt man es dann, erfinderisch zu sein.“
    „Das sage ich ja, Katrin. Was du kannst, das kannst du aus dem ff. Und es wird immer mehr. Hunderttausend Dank, Katrin.“
    „Nichts zu danken. Türen aufzubrechen macht viel mehr Spaß, als die Küche zu machen, und das muß ich jetzt tun.“
    „Nein, das sei dir erlassen. Es ist wahrlich das mindeste, was ich zum Dank für dich tun kann.“
    Beate wollte keinen Einwand hören, und Katrin ging selig in ihr Zimmer hinauf. Eine unverhoffte Freistunde - und noch dazu jetzt, wo sie eine so unbändige Lust hatte, eine Geometrieaufgabe zu lösen.
    „Wenn ich doch jeden Tag Schrankknacker spielen dürfte“, lächelte sie vor sich hin, während sie das Geometriebuch aufschlug.
    Trotz allem fand Katrin es sehr schön, daß auch Herr Rywig sie bei Tisch lobte, als Beate von dem „Einbruch“ erzählte. Zwar war Katrin jetzt viel fröhlicher und freier, aber es war gar nicht zu vermeiden, daß sie sich immer wieder einmal „dumm“ und minderwertig vorkam, und dann war es so herrlich, wenn man zeigen konnte, daß man doch wenigstens zu etwas taugte, und wenn es sich auch nur darum handelte, einen Schrank aufzubrechen.
    „Beate“, sagte der Hausherr ein paar Tage später. „Hast du vielleicht Lust, am Samstag mit mir nach Stockholm zu fliegen?“
    Sie saßen wieder beim Mittagessen. Die Kinder spitzten die Ohren.
    „Es kommt ein bißchen plötzlich“, antwortete Beate. „Was sollen wir in Stockholm?“
    „Wir werden einen Vortrag von einem amerikanischen Professor der Chirurgie hören. Das heißt, ich will ihn hören, und du sollst mitkommen und mich an der Hand halten und darauf achten, daß ich einen sauberen Kragen umhabe, und daß ich nicht meine Aktentasche im Flugzeug vergesse, und außerdem wollen wir - “
    „ - Geschenke für uns einkaufen“, strahlte Senta. „Ich wünsche mir so wahnsinnig eine neue Lastexhose.“
    „Und ich ein Modellflugzeug“, rief Hans Jörgen. „Ein Junge in meiner Klasse hat so ein ganz dolles von seinem Onkel in Schweden gekriegt, und - “
    „Still, Kinder. Also, Beate, möchtest du mit?“
    „Natürlich möchte ich gern mit, wenn wir es wagen können, die Kinder allein im Hause zu lassen.“
    Da stimmten Katrin und Senta ein helles Gelächter an.
    „Kinder ist gut. Katrin ist achtzehn, Beatemutti. Und ich bin sechzehn.“
    „Aber Stephan?“
    „Den werden wir an- und ausziehen und nach den unpsychologischsten Methoden erziehen, und wir werden ihn mit Essen vollstopfen und ihn aufs Töpfchen setzen - waschen kannst du ihn, wenn du nach Hause kommst. Wie lange bleibt ihr übrigens
    weg?“
    „Nur übers Wochenende“, sagte der Vater. „Wir kommen Montag abends zurück.“
    „Au fein, da habt ihr ja den ganzen Montagvormittag Zeit, eure Mitbringsel einzukaufen.“
    „Und ich werde gut auf alles aufpassen“, verkündete Hans Jörgen. „Wir schreiben uns die Nummern von der Polizei und der Feuerwehr auf und legen sie neben das Telefon.“
    „Endlich mal ein vernünftiges Wort“, sagte Herr Rywig. „Tu das, Hans Jörgen, und du kannst ja in meinem Bett schlafen, dann hast du das Telefon neben dir.“
    Hans Jörgen wuchs förmlich auf seinem Stuhl. „Und Stephan packen wir in Muttis Bett. Und ich werde drauf achten, daß alle Türen gut abgeschlossen sind - die Vordertür und die Hintertür und die Verandatür - und ich sehe nach, ob das Gas abgestellt ist und

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