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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Wagen abholen - das verstehe ich nicht. Was soll denn dran gemacht werden?“
    „Das habe ich ihn auch gefragt, und er sagte, die Zylinder sollten geschmiert werden.“
    „Die Zylinder geschmiert werden? So ‘n Blech“, sagte Katrin. „Hör mal, Senta. Geh ‘runter und halte ihn mit Reden hin, das kannst du großartig, gib ihm eine Zigarette oder was du willst, sag’, du wüßtest nicht, wie der Schlüssel aussieht, ich läute inzwischen die Werkstatt an. Hat er zufällig gesagt, von welcher Firma er käme?“ „Ja, er sagte, Werner & Bang, und da läßt Papa ja immer - “
    „Tu bitte sofort, wie ich dir gesagt habe, Senta.“
    „ Ja, gut. Aber ich glaube wirklich, daß es stimmt.“ Katrin war mit dem Werkmeister bei Werner & Bang dick befreundet. Sie rannte ins Schlafzimmer zum Telefon und drehte die Nummer.
    „Wie bitte?“ sagte der Meister. „Dr. Rywigs Wagen? Der ist doch erst kürzlich überholt worden, Fräulein. Sie haben ihn ja doch selbst -.“
    „Sie haben also den Mann ganz sicher nicht geschickt?“
    „Auf keinen Fall. Darf ich Ihnen einen Rat geben, Fräulein, dann läuten Sie sofort die Polizei an.“
    „Wird gemacht“, sagte Katrin und legte den Hörer auf. Ihre Augen schweiften über den Nachttisch - der gute Hans Jörgen, er nahm seine Pflichten ernst. Neben dem Telefon lag ein Zettel, und auf dem stand „Feuer“ und „Polizei“ - und dahinter in großen, klaren Ziffern die Nummer.
    „Hier bei Dr. Rywig, Sonnenblumenweg 8. Hören Sie, wir sind hier allein im Haus, zwei junge Mädchen, und eben kommt ein Mann, der vorgibt, Herrn Doktors Wagen abholen zu sollen für die Werkstatt. Es ist aber nicht wahr. Bitte kommen Sie sofort, wir versuchen, den Kerl durch Reden aufzuhalten, aber lange können wir das nicht tun. Kommen Sie bitte sofort, es ist bestimmt ein Betrüger. Ich erkläre Ihnen hinterher alles genau.“
    „Wir kommen. Sonnenblumenweg 8?“
    „Ja.“ Und der Hörer wurde aufgelegt. Dann holte Katrin den Autoschlüssel aus ihrer Handtasche und ging hinunter. Dort stand Senta vor einem jungen Mann und hielt ihm Beates Schlüsselkasten hin. Es war eine kleine Schublade vom Sekretär, wo immer alle möglichen kleinen Schlüssel landeten. Der Mann schaute sie der Reihe nach durch, schüttelte den Kopf, und Senta redete inzwischen ohne Aufhören, ihr Mund ging wie eine Pfeffermühle.
    „Es ist ja auch zu dumm, daß Papa vergessen hat, uns Bescheid zu geben. Es ist doch klar wie dicke Tinte, daß er den Wagen in Ordnung gebracht haben will, während er selber weg ist - ja, denn bis Montag wird er doch fertig sein?“
    „Ja gewiß, Montag morgen.“
    „Das ist schön, meine Eltern sind nämlich in Stockholm, müssen Sie wissen, aber sie kommen Montag nach Hause, sie fliegen nämlich, Papa mag im Linksverkehr nicht fahren, es muß doch aber auch gräßlich schwierig sein.“
    „Nein, nein, Frollein Senta, das sind ja doch die Schlüssel von die gnädige Frau, das wissen Sie doch“, ertönte eine Stimme hinter ihr. Da stand Katrin mit dem Autoschlüssel in der Hand. „Der Autoschlüssel, das ist doch der hier, nich wahr, Sie?“ Sie hielt dem Mann den richtigen Schlüssel hin, und des Mannes Miene hellte sich auf, während „Frollein Senta“ sich überlegte, wie Katrins Verdacht sich mit ihrem Auftreten zusammenreime. Daß Katrin etwas vorhatte, war klar, sie spielte ohne Zweifel die dußlige Hausangestellte vom Lande.
    Aber Senta war nicht auf den Kopf gefallen und spielte mit.
    „Oh, tausend Dank, Katrin. Wie gut, daß Sie ihn gefunden haben
    -  Sie sind vielleicht so gut und begleiten den Herrn dort zur Garage hinüber?“
    Aber gewiß, so gut war Katrin.
    Vor der Garagentür machte sie halt. „Ach Himmel, wie dumm, jetzt habe ich doch den Schlüssel zu die Garrasche vergessen - ich geh ‘n schnell holen, ich weiß, wo der hängt.“ Und Katrin drehte sich auf dem Absatz um.
    „Betrüger“, flüsterte sie Senta ins Ohr. „Die Polizei ist unterwegs. Wir müssen ihn um jeden Preis so lange aufhalten. Komm mit.“
    Sie ging mit dem Schlüssel in der Hand zur Garage zurück und warf einen verstohlenen Blick die Straße hinunter. Nein, nichts von Polizei zu sehen. Jetzt klopfte ihr das Herz, daß sie es bis zum Hals hinauf spürte.
    Wenn sie doch kommen wollten - wenn sie doch bald kämen -jetzt hatte sie den Schlüssel ausgeliefert, jetzt mußte sie die Komödie weiterspielen.
    Dann lächelte sie. „Ich mach’ schon auf, das Schloß geht ‘n bißchen schwer

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