Rywig 02 - Hab Mut, Katrin
daß
„Ausgezeichnet, Hans Jörgen. Also, meine gnädige Frau, dann packe morgen, und übermorgen ziehen wir los - vorausgesetzt, daß wir die Plätze im Flugzeug bekommen, die ich bestellt habe, ich kriege erst morgen früh Bescheid.“ Katrin hatte sich zwar erboten, Herrn und Frau Rywig zum Flugplatz zu fahren, aber es sei nicht nötig, sagte Herr Rywig. Sie wollten mit einem seiner Kollegen zusammen hinfahren. Wenn sie sie aber Montagabend abholen würde, dann wäre das sehr schön.
Und Beate packte, während sie tausend Anweisungen gab und die Mädchen an das eine und das andere und das dritte und auch noch das vierte erinnerte. „Wenn ich nur wüßte, ob Papa den Smoking braucht“, sagte sie plötzlich.
„Ich läute schnell mal an und frage“, sagte Senta bereitwillig. Sie flog ans Telefon und kam kurz darauf wieder.
„Ich soll sagen ja, und du sollst für dich ein Abendkleid einpacken. Und ihr habt zum allerfrühesten Morgenflugzeug Plätze bekommen und dann soll ich sagen, der Schlüssel zu dem braunen Koffer, der liege in Papas Nachttischschublade zusammen mit dem Reserveschlüssel fürs Auto.“
„Das ist schön. Sonst noch was?“
„Du solltest bloß nicht vergessen, genau Maß an mir zu nehmen, damit ihr die richtige Größe für die Lastexhosen kauft“, sagte Senta. Der Schalk saß ihr im Augenwinkel.
„Ich werde dir die Hosen über deinen vier Buchstaben strammziehen, so daß du die Engel im Himmel singen hörst.“
„Beatemutti! Es ist streng verboten, die Hausangestellten zu verhauen.“
„Aber es ist nicht verboten, eine lügenhafte Tochter zu verhauen. Wirst du wohl gleich mal in die Küche gehen und ein bißchen was zum Mittagessen zusammenrühren? Und vergiß nicht, die Reste von gestern müssen alle aufgegessen werden, da sind noch Kartoffeln und -.“
„Heute ist Katrin mit dem Kochen dran. Heut ist ja Freitag.“
„Ja, dann sag es Katrin. Die Zitronencreme von vorgestern muß heute gegessen werden.“
Senta verschwand in die Küche, und Beate packte weiter. Und dann kam der Fischmann. Katrin kaufte „toten Fisch“, wie sie ihn selbst geringschätzig nannte, und machte einen Fischauflauf.
„Ich sage es ja immer“, sagte Herr Rywig, als sie sich vom Tisch erhoben. „Katrins Fischgerichte sind immer ganz besonders gut. Da kannst du was lernen, Senta.“
„Was hast du denn ‘reingetan?“ fragte Senta.
„Fisch - und ein bißchen Butter - und dann hatte ich die kalten Kartoffeln durch den Fleischwolf gedreht und sie mit etwas steifem Eischnee vermengt.“
„Aber es schmeckte doch so pikant - was war denn das? Der Auflauf war heute ganz besonders gut, Katrin, hattest du etwa Zitrone dran oder ein Glas Wein oder -.“, Beate blickte sie fragend an.
Katrin stellte die Teller zusammen. „Die Zitronencreme“, sagte sie gleichmütig und verschwand durch die Tür, bevor noch die anderen vor Entsetzen aufschreien konnten.
„Laßt es euch nun gut gehen, Kinderlein, seid vorsichtig, vergeßt nicht, die Türen nachts gut abzuschließen, und nun wünschen wir euch ein richtig gemütliches und friedliches Wochenende.“
Beate drückte die vier Kinder der Reihe nach an sich, und gleich
darauf war das Auto verschwunden; sie waren allein.
Sie aßen Frühstück in der Küche, Hans Jörgen ging in die Schule und Senta brachte Stephan in den Kindergarten. Als sie nach Hause kam, war Katrin dabei, die Küche aufzuräumen.
„So“, sagte Senta und nahm ihr die Abwaschbürste aus der Hand. „Jetzt hast du frei. Geh nach oben und arbeite deine gräßliche Mathematik oder wobei du gerade bist. Heute mache ich den Haushalt.“
„Sentachen, ich muß doch aber - .“
„Du mußt überhaupt gar nichts. Verschwinde wie die Maus im Spinde, hinauf zur Mathematik mit dir. Ein andermal springst du für mich ein.“
„Ach Senta, du bist wirklich ein einzigartiger Kamerad.“ Katrin verschwand, und kurz darauf saß sie in Sentas alte Schulbücher vertieft und hörte weder, noch sah sie etwas.
Da vernahm sie in der Ferne ein Klingeln, es mußte die Türglocke gewesen sein - sie dachte nicht näher darüber nach, aber gleich darauf kam Senta.
„Du, Katrin, hast du den Autoschlüssel? Oder soll ich den Reserveschlüssel nehmen?“
Katrin blickte hoch. „Der Autoschlüssel?“
„Ja, unten ist ein Mann aus der Autowerkstatt, er soll den Wagen abholen, sagt er. Papa hat natürlich vergessen, uns Bescheid zu geben.“
Jetzt wurde Katrin aufmerksam. „Halt mal eben, Senta, den
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