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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Katrin?“
    „Ja, natürlich ist es wegen Katrin. Offen gestanden, Andreas, mich macht das ganz krank, wenn ich den Haß in ihren Augen sehe und das böse Gesicht.“
    „Nun, nun, übertreibst du jetzt nicht ein bißchen, Anja? Sie haßt dich doch nicht -.“
    „Na, viel fehlt nicht daran. Ich möchte Katrin nicht bloßstellen, indem ich mit anderen über diese Schwierigkeiten rede, du bist der einzige, mit dem ich darüber sprechen kann. Doch ich will dich nicht verletzen.“
    „Ich kann mir gar nicht denken, daß du mich verletzen könntest, Anja.“
    „Vielleicht bin ich aber dazu gezwungen. Sieh mal, Andreas, dein Haus wird jetzt mein Haus werden, nicht wahr? Bevor wir heiraten, müssen wir es ja einrichten. Ich würde gern die paar Sachen, die ich habe, beizeiten ins Haus hinüberschaffen, und ich würde gern meine Aussteuer in den Wäscheschrank räumen, aber bei
    Katrin habe ich das Empfinden, daß ich ein Verbrechen begehe, wenn ich nur eine Türklinke anfasse oder einen Stuhl etwas verrücke.“
    „Anja, du siehst Gespenster.“
    „Nein, keineswegs. Und wenn du mal die Augen aufmachen und hinschauen würdest, dann würdest du bemerken, daß Katrins ganzes Benehmen eine einzige Beleidigung für mich ist. Hänge ich ein Handtuch an einen Haken, dann ist sie schon wie ein Sturmwind hinter mir her und hängt es auf einen anderen. Stelle ich einen Stuhl woanders hin, dann steht sie demonstrativ auf und stellt ihn wieder an den alten Platz zurück. Stelle ich eine blaue Zuckerschale auf den Tisch, nimmt sie sie weg und stellt dafür eine weiße hin.“
    „Aber das sind doch alles lächerliche Belanglosigkeiten.“
    „Ja, zweifellos. Und wenn sie sie nicht so eisern und mit einem so wütenden Gesichtsausdruck und so demonstrativ durchführte, würde ich auch kein Wort darüber verlieren. Aber ich fühle mich in deinem Haus unfrei und unglücklich, Andreas...“
    Anja unterbrach sich selbst und sie schwiegen beide eine Weile. Dann sagte Andreas, zögernd und langsam: „Es - es ist möglich, daß ich - daß wir - Paul und ich - reichlich rücksichtsvoll gegen Katrin gewesen sind. Weißt du, es war ja auch ganz unfaßbar, daß das kleine Mädel -“
    „ - daß sie den ganzen Haushalt übernahm, als sie fünfzehn war, ich weiß es, ja. Und das will ich auch ganz gewiß nicht verkleinern. Aber was ist dabei herausgekommen, Andreas? Sie hat schalten und walten dürfen, wie sie wollte; ihr habt über all ihre Versäumnisse und alle ihre Launen hinweggesehen. Sie hat hohe Wechsel auf diese ihre Tat gezogen - und keiner von euch denkt daran, daß sie inzwischen erwachsen geworden ist. Sie ist achtzehn Jahre alt, und ihr begeht im Grunde ein Unrecht gegen sie, wenn ihr sie immer weiter als das kleine Mädchen von fünfzehn betrachtet. Unarten und Nachlässigkeiten, Eigensinn und Launen - alles habt ihr hingenommen, weil sie sich damals dazu bereit erklärte, euch den Haushalt zu führen. Es war anerkennenswert, gewiß. Wie sie es gemacht hat, steht auf einem anderen Blatt. Aber das Mädchen hat jetzt ihrerseits einen Anspruch darauf, endlich als erwachsener Mensch behandelt zu werden mit Pflichten und mit einer Verantwortung.“
    „Verantwortung hat sie doch genug gehabt, sollte ich meinen.“ „Nein, eben nicht. Sie ist achtzehn Jahre alt und hat noch
    keinerlei Pläne für die Zukunft. Was will sie mal machen? Wozu will sie ihre Ausbildungsmittel verwenden? Wie stellt sie sich die Zukunft vor, wenn wir beide verheiratet sind?“
    Wieder schwieg Andreas. Sie waren in die Stadt hineingekommen, gleich waren sie an Ort und Stelle.
    Erst als der Wagen vor Anjas Haustür hielt, sagte Andreas: „Siehst du, Anja, es ist eine ganz heikle Sache. Schwinge ich mich einmal auf, mit Katrin über ihre Zukunft zu reden, bekomme ich nur zur Antwort: Ja, ich weiß, ich soll aus dem Haus geworfen werden’ - und damit ist eine sachliche Unterredung mit ihr von vornherein unmöglich gemacht.“
    „Verzeihung, Andreas - kann Katrin überhaupt eine sachliche Unterredung führen? Habt ihr beiden Brüder ihr Sachlichkeit beigebracht? Habt ihr jemals ernsthafte Probleme mit ihr erörtert?“ Andreas blickte Anja erstaunt an.
    „Ob wir - nein, wohl kaum - nein, wo du das jetzt erwähnst, so -
    „Siehst du, das meine ich. Ihr habt sie böse vernachlässigt, in all eurer rührenden brüderlichen Liebe. Sie kann einen dauern. Aber nicht, weil sie drei Jahre lang den Haushalt besorgt hat, nicht weil sie jetzt lernen muß, auf eigenen

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