Rywig 02 - Hab Mut, Katrin
ab?“
„Am liebsten nicht. Ausnahmsweise tue ich es dann schon mal. Die Rosen aber, die werden niemals geschnitten - niemals, solange ich ein Wort mitzureden habe.“
Damit drehte sich Katrin auf dem Absatz um und ging in die Küche. Anja blickte Andreas an.
„Bitte versteh, Anja“, sagte er. „Katrins Mutter liebte die Blumen und besonders ihre Rosen geradezu leidenschaftlich. Und Katrin hat diese Leidenschaft geerbt!“
Er lächelte, wie um die Schwester zu entschuldigen. Anjas hübsches Gesichtchen hatte einen grüblerischen, fast kummervollen Ausdruck angenommen.
Und nun hörte man Schritte auf dem Gartenweg und fröhliches Stimmengewirr. Die Gäste waren gekommen.
Als Andreas bei Tisch Katrins Wohl ausbrachte und alle ihr zunickten und die Gläser aufhoben, um ihr zuzutrinken, vermied sie es, Anja anzusehen.
Karen und Tina vom Doktor unterhielten sich lebhaft und heiter mit Anja, aber da begann Katrin plötzlich mit Albert und Klaus vom Segeln zu reden, und sie sprach so laut, daß es für die anderen unmöglich war, die Unterhaltung noch weiter fortzusetzen.
„Hoppla“, sagte Andreas. Er wollte sich die Jacke zuknöpfen und hielt plötzlich einen abgerissenen Knopf in der Hand.
„Den nähe ich dir gleich wieder an“, sagte Anja, aber da drängte Katrin sich zwischen die beiden.
„Das ist meine Sache“, sagte sie, nahm Knopf und Jacke und verschwand damit in ihr Zimmer, wo sie einen unbeschreiblich wüsten Nähkasten hervorholte.
Anja biß sich auf die Lippe; sie sagte nicht, was sie dachte -nämlich, daß Katrin es dann längst hätte tun müssen, denn dieser Knopf baumelte schon seit drei Tagen an einem einzelnen Faden.
Anja war für den Rest des Abends still und nachdenklich. Und lange bevor die anderen Gäste auch nur an den Aufbruch dachten, bat sie Andreas, sie zum Autobus zu bringen.
„Es ist doch selbstverständlich, daß ich dich in die Stadt fahre“, sagte Andreas. Katrin forderte sie nicht auf, länger zu bleiben. Sie nahm die Hand, die Anja ihr hinhielt, und ließ sie schnell wieder los. Mit genauer Not murmelte sie ein „gleichfalls“, als Anja sich nett und freundlich für den Abend bedankte.
Bald gingen auch die anderen. Paul begleitete Karen und Tina nach Hause. Katrin hätte unter anderen Umständen gewiß alles stehen und liegen gelassen und wäre ins Bett gegangen. Diesmal machte sie sich ans Aufräumen.
Sie ließ Wasser in die Abwaschwanne ein und klapperte mit Gläsern und Tellern drauflos, während ihr dauernd der Klumpen im Halse saß.
„Jetzt schlägt’s aber dreizehn“, sagte Paul, als er zurückkam. „Du und mitten in der Nacht abwaschen?“
„Ich wasche ab, wann ich will“, sagte Katrin aufbrausend.
„Na, na, nun beiß man nicht gleich“, sagte Paul. „Weshalb bist du denn so wütend auf mich?“
„Ich bin schlechter Laune, daß du es weißt.“
„Nein, denk mal, das merke ich“, sagte Paul, nahm ein Handtuch und fing an, Geschirr abzutrocknen. „Aber wieso denn, wenn ich fragen darf? Dein Geburtstag war doch so gelungen, die Gesellschaft
verlief ganz großartig.“
„Sag mal eines, Paul: Will Andreas diese Anja heiraten?“ Paul zögerte etwas mit der Antwort. Er rieb unausgesetzt an dem einen Glas herum. „Danach mußt du lieber Andreas selber fragen“, sagte er schließlich.
„Nun drück dich bitte nicht, du Feigling. Will er sie heiraten?“ „Ich - ich glaube, ja.“
„Warum hat er es mir dann nicht erzählt? Ich habe nicht mal gewußt, daß er diese Person kannte.“
„Weshalb sagst du ,diese Person’, Katrin? Anja ist ein ganz süßes Mädchen, der Meinung sind alle, die sie kennen.“
„Allerdings, süß wie Sirup und Marmelade zusammen.“
„Wieso hast du Anja eigentlich so in den falschen Hals gekriegt, Katrin? Findest du es denn so sonderbar, daß ein Mann von achtundzwanzig Jahren sich verlobt?“
„Ich finde es höchst sonderbar, daß er seiner Schwester kein Wort davon erzählt.“
Paul schwieg wieder eine Weile, dann sagte er langsam:
„Da wir nun schon davon sprechen, Katrin, so will ich versuchen, es dir zu erklären. Es stimmt, daß Andreas und Anja heiraten werden. Aber Andreas wollte warten, bis dein Geburtstag vorüber wäre, ehe er es dir erzählte. Du weißt ja selbst, daß das für dich wie auch für mich große Veränderungen mit sich bringt. Meinetwegen ist es nicht so schlimm, ich habe meinen Beruf, und ich suche mir eine Bude in der Stadt. Du hast ab heute Mittel zur Verfügung, du
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