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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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sehr feine, große Stempel in meinen Paß und besorgte auf der Bank amerikanische und australische Dollars.
    Einladung hin, Einladung her, etwas privates Taschengeld würde ich brauchen. Heiko war sehr großzügig gewesen. Er hatte mir sein ganzes Fernsehhonorar geschenkt.
    Als Tante Helenes strenger „Onkel Doktor“ kam, um ihr eine Choleraimpfung zu verpassen, ließ ich gleichzeitig meine eigene auffrischen, es war sowieso an der Zeit. Meine anderen Impfungen -deren habe ich mehrere - waren noch wirksam.
    Überhaupt versuchte ich so zu handeln, wie es sich einer Arzttochter und Wissenschaftlersgattin geziemt!
    Das Kleiderpaket kam an, dicke Briefe aus Norwegen und Hamburg flatterten rein. Betty packte Tante Helenes Koffer und zeigte mir, wie Mylady es immer haben wollte. Toilettensachen und Medizin immer in der kleinen Tasche, ebenso leichte Pantoffeln für den weiten Flug - und die bequeme Kaschmirjacke. Unterwegs wurde dann die schmutzige Wäsche in diesem verschließbaren Plastikbeutel gesammelt.
    Ich blieb stehen und sah mir die kleine Reisetasche gerührt an. Eine kleine, viereckige, vielbenutzte Tasche mit den Initialen H. W.
    - Helene Weiß - , ein junges unbekanntes Hamburger Mädchen, aus dem eine Persönlichkeit geworden war, ein unsagbar guter, wertvoller, zielbewußter Mensch, der sich eine einzige große Aufgabe gestellt und sein ganzes Dasein darauf eingerichtet hatte.
    Wie gut konnte ich mich an den Augenblick erinnern, als ich diese Tasche zum ersten Mal gesehen hatte! Es war in dem schönen Manyara-Hotel in Tansania. Ich hatte gefragt, ob die Tasche Lady Robinson gehörte, und sie sagte ja, es sei eine alte Tasche aus ihrer Mädchenzeit, H. W. bedeute Helene Weiß. So bekam ich zu wissen, daß sie es war, die einmal einen sehr eindrucksvollen und packenden Zeitungsartikel über Afrikas Tierwelt geschrieben hatte, einen Artikel, den ich im Krankenhaus las, als ich mit einem Beinbruch dalag - es war der Artikel der mein brennendes Interesse für die Tiere, den Naturschutz und für Afrika geweckt hatte. Mit anderen Worten, es war Tante Helene, Helene Weiß, Helen White, Lady Robinson, der ich letzten Endes mein ganzes Glück und mein reiches, herrliches Dasein verdankte!
    Eines wußte ich: Wenn ich nun für unser Gepäck verantwortlich sein sollte, dann wäre es nicht unmöglich, daß dies oder jenes schiefgehen könnte. Ich hatte schon einmal eine Jacke in einem Flugzeug liegen lassen und einmal meinen Kulturbeutel im Toilettenraum vergessen. Aber diese kleine, schwarze Tasche mit den etwas abgeblätterten, matt gewordenen Buchstaben, die würde ich hüten, wie ein Staatsmann die allerwichtigsten Papiere über eine eben erfundene Atomwaffe hütet!
    Die erste, heißersehnte Karte aus Neuguinea kam an. Heiko sei gut gelandet, hätte Mr. Little getroffen, würde per Hubschrauber ins Innere des Landes fliegen. Er war bester Laune, voll Eifer und
    Neugier und schickte tausend liebe Grüße.
    Ich gab Tante Helene die Karte zum Lesen. Es würde ihr nicht auffallen, daß das „H“ in „Heiko“ einen ganz kleinen extra Schnörkel hatte. Die Bedeutung verstand nur ich: Das war so eine Verabredung zwischen uns, aus unserer Verlobungszeit. So ein Schnörkelchen bedeutete: „Ich sehne mich nach dir, und ich liebe dich über alles auf der Welt.“
    Bisher hatte ich nie einen Brief oder eine Karte ohne Schnörkelchen bekommen!
    Burns trug einen Gabardinemantel und einen gewöhnlichen Hut, als er uns zum Flughafen brachte. Tante Helene hatte mir erklärt, daß sie in keiner Weise auffallen möchte. Nix mit Chauffeur in Livree, nix mit „Mylady“ und so. Auf der Teilnehmerliste hieß sie kurz und einfach Mrs. Robinson, was ja in England ein sehr gewöhnlicher Name ist. Mich stellte sie als ihre Nichte vor. „Damit die Leutchen dich nicht für meine Zofe halten“, hatte sie schmunzelnd gesagt. Wir sprachen auch englisch miteinander. Sie war wie damals, als sie an der Sammelreise teilgenommen hatte, wo Heiko und ich die Reiseleitung gehabt hatten: einfach, freundlich, sehr schlicht und unauffällig angezogen.
    „Erstens hasse ich das blöde Katzbuckeln, zweitens möchte ich ganz im stillen meine Beobachtungen machen“, hatte sie mir erklärt. „Ich soll ja nachher Bericht erstatten und muß unter anderem feststellen, wie die Leute auf das ganze Reiseprogramm reagieren. Das tue ich am besten, wenn niemand sich besonders für mich interessiert.“
    Das sah ich ein. Also kamen wir als zwei äußerst

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