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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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uninteressante Gruppenreisende im Flughafen an. Die Teilnehmer der Gruppe waren leicht erkennbar, sie trugen alle dieselben Flugtaschen, die sie zusammen mit ihren Teilnehmerkarten bekommen hatten.
    Ein freundlicher Herr kam uns entgegen und stellte sich als Reiseleiter vor. Wir sagten unsere Namen, und er kreuzte uns auf der Liste an.
    „Ich muß eben versuchen, so bald wie möglich meine Schützlinge kennenzulernen“, erklärte er. „Aber Sie müssen entschuldigen, falls ich Sie anfangs ein bißchen durcheinanderbringe! Also, Sie fahren zusammen? Dann wollen wir zusehen, daß Sie im Flugzeug Plätze nebeneinander bekommen - “, er kritzelte „Robinson“ neben „Brunner“ und umgekehrt. „Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, werde ich sie mit Vergnügen beantworten, falls ich es kann. Ich wünsche Ihnen eine schöne Reise!“ Dann wandte er sich zu den nächsten, und ich spitzte die Ohren. Sie stellten sich als Mr. und Mrs. Stone vor.
    Mrs. Stone war bildschön. Schwarzhaarig, mit einem feinen, ovalen Gesicht, dunkle Augen unter wunderbar geschwungenen Augenbrauen, und ein Profil, das an eine antike Gemme erinnerte. Sie war gertenschlank und trug einen todschicken Hosenanzug. Der Ehemann war anscheinend viel älter, „mit dünnen Haaren und dickem Bauch“, wie mein Bruder Hans-Jörgen Männer einer gewissen Altersklasse zu beschreiben pflegt. Aber - sein Gesicht war offen und freundlich, während seine bildschöne Frau durchaus nicht besonders freundlich aussah. Sie war nur schön.
    Nun, dann kannte ich jedenfalls zwei der Teilnehmer. Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich krampfhaft nach einem Menschen gesucht, mit dem ich Kontakt bekommen konnte. Aber jetzt - jetzt konnte es mir ja eigentlich gleichgültig sein. Ich war mit dem Menschen zusammen, der mir - abgesehen von Heiko, natürlich -die allerliebste Begleitung war!
    „Du siehst so gedankenvoll aus, Sonja“, lächelte Tante Helene.
    „Tue ich das? Ich sitze nur und denke daran, wie gut ich es habe. Daß ich diese Reise machen darf - und das mit einem Menschen, der mir so unsagbar lieb ist - mit einem Menschen, der genauso - so -so.“
    „. töricht ist wie du selbst“, lächelte Tante Helene. „Ein Mensch, der um die ganze Erde fliegt, nur um so ein paar kleine schwarznasige Eukalyptusfresser zu sehen und zu streicheln!“
    „Entschuldige, Tante Helene, der, an den ich grade dachte, den ich auch in Australien sehen werde, hat keine schwarze Nase, und er ißt auch keine Eukalyptusblätter, sondern Kartoffelpuffer!“
    „Aber streicheln wirst du ihn bestimmt“, sagte Tante Helene. Sie stand auf und nahm ihre Handtasche. Der Reiseleiter hatte uns zur Paßkontrolle gebeten.
    Die Lichter von London, die durch die diesige Luft nur zu ahnen gewesen waren, verschwanden nun ganz. Vor uns erloschen die Leuchtbuchstaben, die uns ermahnt hatten, uns festzuschnallen und nicht zu rauchen.
    Wir hatten es wunderbar bequem. Von den drei Sitzen nebeneinander war einer frei, da hatten wir „Lebensraum“, wie Tante Helene sagte, und konnten Handtaschen und Fotoapparate schön hinlegen.
    „Soll ich dir die Pantoffeln rausholen, Tante Helene?“
    „Noch nicht, vielen Dank, wir werden ja gleich in Frankfurt sein, dann müssen wir wieder raus. Aber nachher ziehe ich sie schon an.“ „Sagst du es mir, bitte, wenn ich sonst etwas für dich tun kann?“ Tante Helene lachte.
    „Drücken dich deine Pflichten? Denk nur nicht, daß ich andauernd Betreuung brauche, ich bin es gewohnt, allein zurechtzukommen! “
    „Das weiß ich, Tante Helene, aber jetzt hast du mich. Du brauchst nicht selbst deine Sachen rauszukramen.“
    „Aus der Tasche auf meinen Schoß! Sag mal, ist es dir nicht klar, daß ich unzählige Male meinen Schlafsack und mein Kochgeschirr ausgepackt habe, wenn ich mutterseelenallein irgendwo in der afrikanischen Steppe war, damit ich überhaupt zum Schlafen und Essen kommen konnte? Daß ich aus dem Kanister habe tanken müssen.“
    „. während vier Elefanten zuschauten und ihre Rüssel in den Tank steckten“, ergänzte ich.
    „Nein, das nicht, aber ich hatte einmal eine Reifenpanne weit weg vom nächsten Dorf, und ich mußte das Rad wechseln mit offener Autotür, so daß ich gegebenenfalls schnell reinschlüpfen konnte - weil nämlich ein Leopard irgendwo in der Gegend rumlungerte! Und eines Morgens, als ich aus dem Wagen guckte -ja, ich hatte im Wagen geschlafen - , spielten vier Löwenkinder teils unter, teils um das Auto! Es dauerte zwei

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