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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Stunden, bis ich starten konnte!“
    „Es muß merkwürdig für dich sein, so eine zahme Sammelreise mitzumachen“, sagte ich.
    „Für dich doch auch“, meinte Tante Helene.
    „Eigentlich nicht, jedenfalls nicht bei dieser Gelegenheit, wo wir sozusagen ins große Unbekannte fahren. Jetzt bin ich genauso gespannt wie bei meiner ersten Afrikareise. Nur das Fliegen beeindruckt mich nicht mehr - das heißt, beeindrucken schon, aber nicht so wie das erste Mal. Aber es wird mir immer ein Rätsel bleiben, wie so viele Tonnen Metall und Stahl und Treibstoff und Menschen in die Luft gehoben werden können und stundenlang da oben bleiben! Heiko hat versucht, mir das alles zu erklären, aber da bin ich hoffnungslos unbegabt.“
    „Ich bin genauso unbegabt“, lächelte Tante Helene. „Ach du liebe Zeit, wir müssen uns schon wieder anschnallen, wir sind ja gleich in Frankfurt!“
    „Halt die Daumen, daß der Platz neben uns frei bleibt“, schlug ich vor.
    „Wenn du meinst“, antwortete Tante Helene. „Aber ich fürchte, es ist vergebliche Mühe.“
    Das war es auch. Denn als wir nach einer Stunde Aufenthalt wieder das Flugzeug bestiegen - das taten wir übrigens nicht, wir wanderten bequem durch einen Tunnel vom Warteraum direkt ins Flugzeug -, waren etliche Fluggäste dazugekommen, und auf dem Sitz neben uns nahm eine nicht mehr ganz junge Dame Platz. Als sie ihr Handgepäck verstaute, sah ich, daß sie die graurote Flugtasche unserer Gruppe bei sich hatte.
    Sie lächelte und nickte, als sie gleichzeitig meine Tasche entdeckte, und sagte in etwas unbeholfenem Englisch: „Ach, Sie fliegen auch nach Australien!“
    Wir bejahten es, und ich bot mich an, ihr beim Verstauen des Handgepäcks behilflich zu sein.
    „Ach, da oben kann man es hinlegen - ich wußte nicht - wissen Sie, es ist mein erster Flug.“
    Ich hätte ihr so gern gesagt, daß sie ruhig deutsch sprechen durfte, aber Tante Helene hatte mich gebeten, beim Englischen zu bleiben. Aber jetzt sprach sie selbst deutsch: „Möchten Sie vielleicht hier am Fenster sitzen? Sehr viel zu sehen gibt es allerdings nicht.“ „Oh, Sie sprechen deutsch - wie herrlich! Sie auch?“ Sie sah mich fragend an.
    „Ja, das tu ich. Nicht fehlerfrei, aber es geht.“
    Ich zwängte mich an der Dame vorbei, damit Tante Helene von ihrem Fensterplatz aufstehen und mit der Neuangekommenen tauschen konnte.
    „Es ist aber viel zu lieb von Ihnen.“
    „Nicht der Rede wert! Außerdem sitze ich gern dicht am Gang, Sie werden es morgen früh verstehen, wenn die Leute vor den Toiletten Schlange stehen. Dann ist es praktisch, im geeigneten Augenblick sich schnell anschließen zu können. Übrigens, mein Name ist Robinson, und dies ist meine Nichte, Frau Brunner.“
    Die neu Angekommene hieß Frau Werner. Als das Flugzeug sich in Bewegung setzte, drückte sie beinahe die Nase am Fenster platt. Und so blieb sie sitzen, während die mächtigen Triebwerke uns in die Lüfte hoben, bis wir über der Wolkendecke waren und nichts mehr von der Landschaft sahen.
    Sie drehte sich zu mir um.
    „Wissen Sie, es ist so schrecklich aufregend, wenn man alles zum ersten Mal erlebt!“ sagte sie, als ob sie sich verpflichtet fühlte, sich zu erklären.
    „Wem sagen Sie das? So lange ist es auch nicht her, seit ich meinen ersten Flug erlebte“, antwortete ich. „Ich war bestimmt zehnmal aufgeregter, als Sie es jetzt sind!“
    „Aber es ist ja nicht nur mein erster Flug - ich fliege zum ersten Mal in einen anderen Erdteil!“
    „Ich war auch nicht in Australien - in Asien auch nicht“, gab ich zu. „So im tiefsten Innern bin ich wohl genauso aufgeregt wie Sie!“
    „Sonja, jetzt möchte ich gern meine Pantoffeln“, jetzt sprach Tante Helene wieder englisch. Aha, ich begriff: Wenn wir unter uns eine andere Sprache gesprochen hätten, wären die Mitreisenden neugierig geworden, hätten vielleicht indezente Fragen gestellt. Tante Helene wollte doch eine kleine bescheidene, anonyme Gruppenreisende sein und nicht als die Verwalterin eines sehr bekannten wissenschaftlichen Instituts erkannt werden.
    „Weck mich, wenn es etwas zu essen gibt“, sagte sie, setzte sich bequem zurecht und schloß die Augen.
    Neben mir saß Frau Werner und las in einem deutschsprachigen Australienführer. Auf der anderen Seite des Mittelganges ließ sich Ehepaar Stone Drinks bringen. Mr. March, unser Reiseleiter, war aufgestanden, guckte nach seinen Schützlingen, beantwortete, Fragen und erzählte uns, daß wir in etwa

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