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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Taubstummen!“
    Bevor ich ins Badezimmer verschwand, warf ich einen Blick auf Tante Helene. Sie sah aus wie ein lebendig gewordenes Fragezeichen.

Eine Packung Kekse
    Als ich am folgenden Morgen aufwachte, war es halb sieben. Ich guckte rüber zu Tante Helene. Ihr Bett war leer. Aber im Bad rührte sich was, und da kam sie. Mit einer Bakelittasse in jeder Hand.
    „Na, du bist wach, das ist fein! Bitte schön, hier ist dein Morgenkaffee! Und hier Sahne.“ Sie legte mir eine kleine Stannioltüte aufs Bett. „Geklaut im Flugzeug. Kekse auch, aber ich habe nur die paar hier, erinnere mich daran, daß ich heute welche kaufe!“
    „Tante Helene, du bist zu gut für diese Welt! Wie hast du bloß Morgenkaffee hervorgezaubert? Ich dachte, ich müßte nun drei Wochen lang morgens Tee trinken, was nebenbei gesagt eine Strafe wäre!“
    „Für mich auch“, gab Tante Helene zu. „Ich habe mich widerstrebend mit der englischen Küche versöhnt, aber ich werde nie so englisch, daß ich morgens Tee trinken kann! Deswegen habe ich immer meinen Mini-Spiritusapparat mit auf Reisen, wenn die Gefahr des Morgentees besteht. Und ein Glas Pulverkaffee und ein paar Kekse.“
    „Was sagt denn dein böser Arzt zu deinem Kaffeetrinken? Darfst du das?“
    „Was heißt hier darf? Ich soll! Ich muß!“
    „Ich dachte nur, du hättest vielleicht einen zu hohen Blutdruck“, sprach die Arzttochter.
    „Nein, zu niedrig! Ich kann so viel Kaffee trinken, wie ich will, und morgens will ich unbedingt.“
    „Aber Tante Helene, wie wirkt sich der niedrige Blutdruck sonst aus? Du mußt bestimmt Rücksicht darauf nehmen!“
    „Ich nehme keine Rücksicht, ich nehme Tabletten! Wie es sich auswirkt - na ja, ab und zu ein bißchen Müdigkeit, ein klein wenig Schwindelgefühl - weißt du, es ist eben die alte Maschine, die Verschleißerscheinungen zeigt. Nicht der Rede wert!“
    „So, das ist es nicht! Du sollst hübsch die alte Maschine pflegen und alles tun, was der Arzt sagt, und dich selbst schonen! Wir wollen dich lange, lange behalten, verstehst du das? Tante Helene, nun werde ich für einen Augenblick ganz ernst. Du weißt selbst, daß du unentbehrlich bist.“
    „Kein Mensch ist unersetzlich, Sonjalein.“
    „Doch!“ rief ich. „Du bist es! Und Heiko ist es! Und ich könnte noch ein paar Beispiele erwähnen! Wer sollte deine Arbeit übernehmen? Welcher Mensch hätte dein Herz und deinen Verstand, deine Einsicht, deine grenzenlose Tierliebe, dein Verantwortungsgefühl.“
    „Hör auf, Sonja! Sonst wirst du gleich ,deine Brutalität’ hinzufügen können! Kind, die Frage, die du da in unsachlichen und sehr übertriebenen Worten stellst, werde ich dir bei Gelegenheit beantworten. Glaub nun nicht, daß ich mich nicht mit dem Problem der Nachfolge beschäftigt habe. Aber das werden wir besprechen, wenn wir mehr Zeit haben und wenn Heiko dabei ist. So, und nun mußt du aus den Federn, und das ein bißchen hoppla!“
    „Federn dürfte etwas übertrieben sein“, meinte ich und schlug die dünne Wolldecke und das Laken beiseite. „In zehn Minuten bin ich zu allem Unfug bereit, Tante Helene! Übrigens, hast du deine Tabletten genommen?“
    „Ja, du Quengelliese!“
    „Wann sind die nächsten fällig?“
    „Beim Mittagessen. Nun wasch dich endlich!“
    „Stadtrundfahrt“ stand heute auf dem Programm. Wir wurden alle in einen großen Bus gepackt, unsere süße, kleine, schlitzäugige Miniatur-Fremdenführerin nahm wieder das Mikrofon, und es ging los.
    Natürlich kriegt man bei einer solchen Stadtrundfahrt viel zu sehen - aber es geht alles viel zu schnell! Ach, wie oft wünschte ich, daß wir hätten aussteigen können, um zu fotografieren oder nur zu gucken. Aber wir konnten nur durchs Autofenster schnell rechts und links blicken, und ausgestiegen wurde nur an den geplanten Stellen, da, wo alle Touristen immer ausstiegen, wo also Andenkenbuden und Bettler reichlich vorhanden waren.
    Wir fuhren durch einen großen, langen und ganz neugebauten Tunnel rüber zum eigentlichen Hongkong. Per Drahtseilbahn ging es dann weiter auf den berühmten Aussichtspunkt „Victoria Peak“. Unsere kleine unermüdliche Fremdenführerin erzählte uns, daß dieser Ausblick der schönste auf der Welt sei. Das konnte ich nun nicht finden! Da unten lagen Hochhäuser dicht zusammengedrängt, entsetzliche Mengen hoher, schmaler, rechteckiger Gebäude. Nun ja, der Hafen war imposant, und der breite Hang mit weißen, großen Villen, „der Hang der Reichen“ - ,

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