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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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belt.“
    Also schnallten wir uns fest, und es wurde nichts mehr über mein Glück gesprochen. Gleich darauf landeten wir auf der Insel Loswia in der Trobriand-Inselgruppe.
    Es war anscheinend nicht nur Neugier, die einen ganzen Haufen braune und halbnackte Jünglinge zu der kleinen Landungsbahn gelockt hatte. Buchstäblich bevor wir den Fuß auf Loswias Erde hatten - nämlich während wir noch auf der kleinen Treppe vom Flugzeug standen - wurden uns die ersten Andenken angeboten.
    „Warte!“ riet Tante Helene. „Diese Sachen hier sehen mir verdächtig nach Fabrikware aus.“
    Da hatte sie recht. Die glatten, polierten Holzfiguren sahen unbedingt nach Massenanfertigung aus. Und falls hier wirklich Steinzeitmenschen wohnten, waren jedenfalls diese jungen Andenkenverkäufer ihrer Zeit weit voraus.
    Ein Bus brachte uns quer über die Insel. Mr. March zeigte uns die traurigen Reste von einem Hotel, das sehr schön gewesen sein sollte. Es hatte nur den kleinen Schönheitsfehler, daß es abgebrannt war. Deshalb also die Lunchpakete im Flugzeug!
    Wir stiegen in einer kleinen Pfahlhaussiedlung aus, wo braune Männer, buntberockte Frauen, nackte Kinder und kleine schwarze Schweine uns empfingen. Ja, und außerdem etliche gackernde Hühner. Ich hätte gern diese Siedlung näher angesehen, aber wir wurden schnell zum Strand getrieben mit dem Versprechen, daß wir recht bald eine viel interessantere Pfahlbausiedlung zu sehen bekommen würden.
    Aha, dachte ich. Jetzt geht es also zu den richtigen Steinzeitmenschen. Hier kam es mir nicht so steinzeitlich vor, hier, wo gerade ein paar Frauen in Plastikschüsseln ihre Synthetikröcke wuschen.
    Am Strande lagen unsere Wasserfahrzeuge parat, und die sahen unbedingt steinzeitlich aus. Es waren richtige Einbäume, die ich bis jetzt nur auf Bildern und Filmen gesehen hatte. Jetzt fing es an, spannend zu werden!
    Das Einsteigen verursachte viel Gelächter, viel Frauengekreische und bei den Männern ein paar nicht mißzuverstehende Kraftausdrücke. Wir mußten nämlich Schuhe und Söckchen ausziehen und bis zum Knie im Wasser waten. Der Strand war voll spitzer Steine und schrecklich scharfer Muschelschalen.
    „Was mache ich bloß, ich kann doch meine Strumpfhose nicht ausziehen!“ rief Miß Smith Nr. 2.
    „Meine Hose ist zu eng! Ich kann sie nicht hochkrempeln!“ kreischte eine andere.
    Mr. Nicol trat als rettender Engel auf. Er trug die Enghosige durch das Wasser und setzte sie in einen Einbaum, der dabei enorm ins Schaukeln geriet. Mr. Connor half seiner Frau, und Mr. Stone kümmerte sich um Miß Smith. Mrs. Stone hatte schon ihre Sandalen ausgezogen und watete ruhig und vorsichtig zu ihrem Einbaum.
    Jedes Boot faßte drei Personen. Tante Helene und ich hatten Frau Werner in unserem Boot, und ganz hinten stand der „Kapitän“ - ein strahlend lächelnder junger Mann mit dunkelbraunen, intelligenten Augen und einem Körperbau wie ein dunkel bestrichener griechischer Gott!
    Dann segelten wir los. Ja wirklich, unsere Einbäume hatten Segel, und was für welche! An unserem Mast war ein alter, aufgeschnittener Sack befestigt. Der neben uns hatte ein arg mitgenommenes Frottierhandtuch. Einer wurde von einem blaukarierten Segel vorwärts bewegt, bei dem man deutlich den Ursprung erkennen konnte: Es war einmal eine Schürze gewesen!
    Unser hübscher Bootsführer reichte uns je eine halbe Kokosnußschale und machte uns begreiflich, daß wir schöpfen mußten, was wir ohnehin begriffen hätten. Durch etliche Risse sickerte immer Wasser rein, ein paarmal ergoß sich eine seitliche Welle in unser Fahrzeug und über unsere nackten Füße.
    Tante Helene saß mir gegenüber, mit hochgekrempelten Hosen, einer unbeschreiblichen Frisur, kohlschwarzen Nägeln und einen Schmutzstreifen quer über die Nase. Sie schöpfte wie ein Matrose in Lebensgefahr!
    „Jetzt hätte dein Arzt dich sehen sollen, Tante Helene“, sagte ich.
    „Du kannst mich ja fotografieren, dann zeige ich ihm das Bild!“ antwortete sie seelenruhig und schöpfte weiter.
    In der Hoffnung, daß eine Minute Schöpfpause nicht unseren
    Untergang verursachen würde, ergriff ich die Kamera und machte die Aufnahme.
    Mit Hilfe von Sacksegel und Kokosnußschalen, unseren Muskelkräften und umsichtigem Steuern des griechischen Gottes erreichten wir unversehrt das Ufer auf der anderen Seite der Bucht.
    Es stimmte, was man uns gesagt hatte. Diese Siedlung war größer, es gab viel zu sehen! Die Pfahlhäuser waren auch etwas Merkwürdiges!

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