Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde
hatten zugesagt, und Tante Helene war schon lange an dich als Nachfolger gedacht hatte. ,Ich wüßte nur einen, -Heiko Brunner’, sagte er. Ich war so froh darüber, daß dieser erfahrene Mann, der dreißig Jahre bei uns gearbeitet hat, zu demselben Resultat gekommen war wie ich. - „Also Heiko, wenn du auf eine Probezeit bestehst, dann natürlich, wie du willst. Es ist nur eben zu bedenken, daß. daß wir eure Zeit in Afrika kürzen müßten. Siehst du, ich habe keine Ruhe, bis dies alles klar ist, bis ich meinen Rechtsanwalt eingeschaltet habe und alle Papiere unterschrieben sind. Dann weiß ich, daß ich ruhig sterben kann. - Vor lauter Erleichterung darüber werde ich bestimmt leben, bis ich neunzig bin!“
„Wenn du das garantierst, Tante Helene“, sagte ich, „dann machen wir alles mit! Sogar Afrika verlassen!“
„Aber nicht für immer, Sonja, durchaus nicht für immer“, tröstete mich Tante Helene. „Wenn nun alles so läuft, wie ich es mir wünsche, dann kommt ihr - sagen wir für ein halbes Jahr, nach England, damit du, Heiko, mit uns im Institut arbeiten kannst. Und du auch, Sonja, denn ich weiß ja, daß du auch mit Leib und Seele dabei bist, und immer die Assistentin deines Mannes sein möchtest. Wenn dann alles geregelt ist, und vorausgesetzt, daß ich noch arbeitsfähig bin, dann könnt ihr seelenruhig zurück zu eurer Hütte und eurem Gepard und eurem primitiven Leben und zu den schleichenden Katzenviechern fahren. Wenn aber dann die Zeit um ist, dann möchte ich euch nach England haben! Dann sollst du, Heiko, dabei sein, wenn wir neue Expeditionen planen, du sollst mithelfen, die richtigen Leute auszuwählen, du sollst die Aufgaben exakt ausarbeiten. Du ahnst ja nicht, was alles zu arrangieren ist, bevor wir so eine Expedition losschicken können! Ihr werdet öfters weite Reisen machen müssen, Gespräche mit Regierungsmitgliedern und Verwaltungsoberhäuptern führen, und zwar so geschickt, daß wir die erwünschten Arbeitserlaubnisse kriegen. Ach, ich kann ja jetzt nicht alles aufzählen, dann würde ich die ganze Nacht sprechen müssen. Es muß alles nach und nach kommen, wenn wir in England sind.“
„Tante Helene“, sagte ich zögernd, „wie denkst du dir dann unser tägliches Leben? Ich meine, was die Wohnung betrifft und so was.“
„Wenn ich einmal nicht mehr da bin“, antwortete Tante Helene so ruhig, als spräche sie von einer Reise von Hamburg nach Kiel, „dann habt ihr ja meine Wohnung. Das Haus gehört der Stiftung, so wie beinahe alles. Aber die Wohnung, die ich mir damals in dem einen Flügel einrichten ließ, soll immer die Verwalterwohnung sein. Bis dahin werden wir es wohl auch schaffen. Habt ihr das kleine Haus am Eingang, dicht am Tor gesehen? Das war einmal eine Pförtnerwohnung. So was wie einen Pförtner haben wir ja nicht. Ich glaube schon, daß das Haus für euch zurechtgemacht werden könnte. Es ist ein gemütliches kleines Häuschen, gut gebaut und praktisch eingerichtet - aber es hat nur vier Zimmer.“
„Nur!“ riefen Heiko und ich gleichzeitig. „Nur! Tante Helene, weißt du, was du da sagst? Vier Zimmer für zwei Personen, das ist ja direkt luxuriös!“
Auf Tante Helenes Gesicht erschien ein kleines Lächeln, und ihre Augen leuchteten.
„Wenn du ,zwei Personen’ sagst, Sonja, darf ich dich an dein Versprechen erinnern? Das, was du gestern sagtest, als wir von dem Leierschwanz zum Bandicoot gingen!“
„Daran brauchst du mich nicht zu erinnern, Tante Helene. Das war ein heiliges Gelübde!“
„Nanu“, fragte Heiko. „Was hast du hinter meinem Rücken versprochen? Darf ich es wissen, oder soll es ein Geheimnis
bleiben?“
„Du darfst es wissen“, lächelte Tante Helene. „Sonja wird es dir erzählen. - So, Kinder, nun wollen wir ein Gläschen Sekt trinken, und dann ist der Tag zu Ende. Wir brauchen alle etliche Stunden Schlaf, denn, wie gesagt, morgen geht’s los mit Programm und Gruppe und Ausflügen und Hetzerei. Herr Ober!“
Dann holten wir das Versäumte nach und tranken feierlich Brüderschaft mit Tante Helene. Wir sprachen nicht mehr von den Zukunftsplänen. Wir hatten zugesagt, und Tante Helene war glücklich darüber. Für Einzelheiten hatten wir immer noch Zeit. „Und dann.“, sagte Tante Helene zuletzt und hob ihr Glas, „dann möchte ich euch danken. Ihr habt mir heut meine größte Sorge genommen und mir meinen Seelenfrieden wiedergegeben. Ich danke euch!“
Schöne Tiere und nette Menschen
Die Gruppe war da, und
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