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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Hals ausstreckte und zielbewußt seinen hübschen, roten Schnabel in Heikos Hosentasche steckte, mußte ich laut lachen! Ein Tierwärter kam herbeigeeilt und erklärte, dieser Vogel hätte es sich angewöhnt, die Taschen der Wärter nach Krümeln zu durchsuchen!
    Es war ein sehr, sehr schöner Vormittag! Ein Zoobesuch war in Heikos Begleitung noch mal so schön. Erstens, weil er Zoologe ist, zweitens, weil er - ja eben, weil er Heiko ist! Weil er mein Heiko ist!
    Nachmittags machten wir zusammen mit Tante Helene Besorgungen. Ich mußte meinen Brüdern unbedingt Bumerange kaufen, sonst hätte ich ihnen nicht unter die Augen treten können.
    Wieder sahen wir diese niederschmetternden Fensterauslagen -und hinter den Fenstern waren zum Teil sehr große Geschäfte, über und über mit Wallaby-Fellen gefüllt. Ich dachte an das, was Heiko erzählt hatte, daß die Koalas wegen ihres wunderbaren Felles beinahe ausgerottet worden waren, bis sie endlich, sozusagen fünf vor zwölf, unter Naturschutz gestellt und neu angesiedelt wurden, in Gebieten, wo sie schon restlos abgeschossen waren.
    „Wenn es so weitergeht, erlebt man wohl dasselbe mit den Wallabies“, sagte Heiko finster. „Warum zum Teufel -Entschuldigung! - ich meine, warum in aller Welt können sie nicht ihre Andenken aus Synthetikfell machen? Oder, wenn es unbedingt echt sein soll, aus Kaninchen- oder Lammfellen?“
    „Ich glaube auch, Heiko, hier muß was geschehen“, sagte Tante Helene. „Ich muß zusehen, daß ich so lange am Leben bleibe, daß wir dich ein paar Jahre im Institut entbehren können, dann fährst du für ein halbes Jahr nach Australien.“
    „Und dann nach Galapagos zu den Echsen, Tante Helene - und in die Arktis zu den Eisbären - und nach Südamerika zu den Huemulen.“
    „Was ist das nun für ein.“, beinahe hätte ich Vieh gesagt, aber da ich seine lieblose Reaktion auf meine zoologischen Irrtümer kannte, wählte ich einen anderen Ausdruck, „. süßes Geschöpf?“ vollendete ich den Satz.
    „Ein Hirsch, der nur im südlichsten Andengebirge lebt“, klärte Heiko mich auf. „Ja, und dann müssen wir zu den Präriewölfen und Coyoten in Nordamerika, und zu den Nebelpardern in Indien, nicht zu reden von den großen Pandas in China.“
    „Das kann ja gut werden“, schmunzelte Tante Helene. „Ich sehe ein, daß du erst als wackeliger Mummelgreis dazu kommst, mein Institut zu übernehmen! Und ich muß wirklich leben, bis ich neunzig bin!“
    „Tu das, Tante Helene“, bat ich.
    „Ich werde mir alle Mühe geben“, versicherte Tante Helene.
    Nach unserem Gespräch an dem Abend in Adelaide war sie irgendwie lebhafter, freier, fröhlicher geworden. Es war wohl wirklich so, daß dieses Problem sie seit Jahren bedrückte und daß Heiko ihr durch sein Versprechen eine große Last abgenommen hatte.
    Dafür war aber eine andere durchaus nicht fröhlicher geworden, und das war Mrs. Stone. Sie war ja, bevor wir uns so jäh am Ayers Rock trennten, etwas zugänglicher geworden, ab und zu direkt freundlich. Jetzt war sie ganz verschlossen, wirkte verkrampft, sagte kaum ein Wort, und nie verschönte ein Lächeln ihr hübsches Gesicht.
    „Die arme Frau“, sagte Heiko, als ich über sie erzählt hatte. „Tante Helene hat ganz sicher recht, sie ist in ihrer Kindheit auf ein verkehrtes Gleis gekommen. Wenn man ihr bloß helfen könnte!“
    Mrs. Connor hatte mir erzählt, daß Mrs. Stone in Alice Springs einen Brief bekommen hatte, und danach war sie vollkommen verschlossen gewesen, nahm nie an einem Gespräch teil, fragte nichts, zeigte sich vollkommen interesselos.
    Sie war mir ganz einfach ein Rätsel.
    In Canberra machten wir die obligate Stadtbesichtigung mit - es lohnte sich. Die Stadt hat eine prachtvolle Lage, ist hell und schön und sauber, wirkt neu und modern. Von dort machten wir einen Ausflug zu einem Naturpark. Das war aber schön! Da durften wir in die großen Gehege der zahmen Emus und Känguruhs, wir konnten sie streicheln, durften ihnen auch ein paar Leckerbissen zustecken.
    Als einer der Emus plötzlich entdeckte, daß ich eine Kekstüte bei mir hatte, verfolgte er mich regelrecht durch das ganze Gehege - ich rannte vorne, er hinten, mit langgestrecktem Hals und offenem Schnabel. Meine Gruppengenossen kringelten sich vor Lachen! -Die Känguruhs waren friedlicher. Ein Weibchen, das sich nur zu gern streicheln und krauein ließ, hatte ein Junges im Beutel. Es war entzückend, wie das süße kleine Köpfchen plötzlich

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